Hi,
ich habe mal kurz überflogen, wie sehr von Wikipedia im Bundestag in
öffentlichen Dokumenten Gebrauch gemacht hat. Hier sind einige Fundstellen:
1. Das Parlament hat in der Vergangenheit öfters Wikipedia im Blickpunkt
gehabt. Mal direkt und mal in einer Randerwähnung:
http://www.bundestag.de/dasparlament/2005/37/panorama/002.htmlhttp://www.bundestag.de/dasparlament/2005/30-31/daspolitischebuch/006.htmlhttp://www.bundestag.de/dasparlament/2004/52-53/panorama/001.htmlhttp://www.bundestag.de/dasparlament/2004/41-42/daspolitischebuch/028.html
Hier ein paar Zitate daraus:
"Wikipedia ist ein Erfolgsprojekt des Internets, dessen großer Vorteil
gegenüber traditionellen Printausgaben auch in der Aktualität liegt."
"Nie zuvor ist der Versuch unternommen worden, das gesammelte Weltwissen
derart vielfältig, umfangreich und in so vielen Sprachen darzustellen."
"Nach einigem Suchen gelangt man schließlich an diese Web-Adresse:
"www.wikipedia.de." Wikipedia ist ein globales Wissensportal. Seine
nicht-kommerziellen Betreiber lassen Beiträge von jedermann zu, ebenso
eventuell nötige Korrekturen. Dem Bochumer MdB Axel Schäfer (SPD)
gefällt das demokratisch angelegte Projekt so gut, dass er es sogar auf
seiner Homepage (www.axelschaefermdb.de) unterstützt."
Und hier noch ein Zitat für Uli, damit er nicht traurig ist:
"Wikipedia müffelt, Wikiweise ist viel besser, dort ist man noch um
Inhalte bemüht"
...
sorry, I made that one up.
2. Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages:
- der aktuelle Begriff Nr. 92/05 vom 16.12.2005
„Islamfaschismus“
http://www.bundestag.de/bic/analysen/2005/2005_12_16.pdf
Quellen
− „Islamfaschismus“, Artikel aus: Wikipedia, der freien Enzyklopädie,
Internet unter: http://www.wikipedia.de
(Stand 28.11.2005).
3. EK-Kultur K.-Drs. 15/374
http://www.bundestag.de/parlament/kommissionen/archiv15/kultur_deutsch/beri…
Textentwurf für das Schlussberichtkapitel der AG II zum Thema
„Definition des
Künstlers/der Künstlerin“ (Punkt 1 des Arbeitsprogramms der AG II)
Hier wird relativ lang aus Wikipedia zum Begriff "Künstler" referiert,
dies ist Teil der Beweisführung, daß auch die Wikipedia nicht in der
Lage ist, diesen Begriff zu fassen.
Hier mal ein echtes Zitat für Uli:
"Die Ausführungen im Wikipedia sind exemplarisch: bei der Suche nach
einer Definition des Begriffs „Künstler“ stochert man im dichten Nebel
von Legenden, Mythen, Klischees, durchdachten Ideen und tradierten
Vorstellungen."
4. Und hier noch eine "echte Drucksache":
Deutscher Bundestag Drucksache 15/6015
15. Wahlperiode 17. 10. 2005
Bericht
des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung
(17. Ausschuss) gemäß § 56a der Geschäftsordnung
Technikfolgenabschätzung
Internet und Demokratie –
Abschlussbericht zum TA-Projekt „Analyse netzbasierter Kommunikation
unter kulturellen Aspekten“
http://dip.bundestag.de/btd/15/060/1506015.pdf
Wikipedia taucht hier einige Male auf:
Die „Opencontent“- Bewegung hat sich allgemein zum Ziel gesetzt,
das kostenlos zugängliche Information und Wissen im Internet
zu erhalten und weiterzuentwickeln. Kollaborative Internetprojekte (Kap.
V.1) – wie die von den Nutzern gemeinsam erstellte Enzyklopädie
Wikipedia – spielen dabei eine wichtige Rolle. Konflikte gibt es –
angesichts von Kollisionen mit dem Urheberrecht – über die Peer-to-
Peer-Netzwerke, die eine zentrale Rolle beim Informationsaustausch
innerhalb der Netzkultur spielen.
Hi,
dies ist noch kein Meinungsbild, noch kein feature request, aber er
könnte es demnächst werden:
a) Wikipedia ist ein Wiki. Artikelversonen werden gespeichert. Wenn
Inhalte falsch sind und sie korrigiert werden, ist die falsche Version
weiterhin abrufbar.
b) Das derzeit typische technische Mittel gegen Vandalismus ist der
Revertbutton, das manuelle Zurücksetzen und die Sperrung der IP/des
Benutzers. Die sozialen Mittel gegen Vandalismus sind vielfältiger.
Rechtlich-technische Mittel oberhalb der mail an den jeweiligen
ISP-abuseaccount wurden bisher noch nicht ausprobiert, stehen aber
natürlich im Raum.
c) Es gibt (das ist jetzt ein subjektives Gefühl) zunehmend
ausformulierte Begehren, als diffamierend empfundene Versionen von
Artikeln entfernen zu lassen. Dies ist meist unabhängig von der
Geschwindigkeit, mit der der Revert stattfand. Verpflichtet ist unter
bestimmten Voraussetzungen nur der Betreiber der Wikipedia, die
Wikimedia Foundation, solche Versionen entfernen zu lassen.
d) Infantiler Vandalismus wird seit Seigenthaler verstärkt zitiert
(Times of London, The Register und andere). Spätestens nach der zweiten
Erzähltiefe ist nicht mehr ersichtlich, daß es sich nicht um aktuelle
Artikel handelt.
Aus c und d glaube ich einen gewissen Bedarf abzulesen, mit eindeutigem
Vandalismus der infantilen, diffamierenden und nach lokalen Gesetzen
möglicherweise strafbaren Art möglicherweise zukünftig anders umgehen zu
können. Es gibt keinen Bedarf, diese Texte zu frei zugänglich zu
archivieren (Ausnahme ist hier vielleicht die Forensik, also
beispielsweise in der Frage, ob in anderen Artikeln noch vandaliert
wurde oder ob von einer IP öfters vandaliert wird ("Schulen ans Netz")).
Ich halte hier einen gewissen Policy-Wechsel für möglich:
Vandalismus der vulgären Sorte ("Fritz ist ein Arschloch" im Artikel
"Koreakrieg") darf künftig aus der Versionsgeschichte eines Artikels
gelöscht werden. Davon ausdrücklich nicht betroffen sind "ganz normale"
POV-Edits. Die gelöschten Edits müssten für Administratoren ggf. besser
einsehbar sein, damit diese Funktion nicht zum Mittel von (Himmel
bewahre!) Adminwillkür würde.
Was vielleicht einige noch nicht wissen: Es gab mal auf en.
Serienvandalismus, der letzten Endes durch die gezielte Löschung der
Edits aus der Versionsgeschichte beendet wurde.
Dieser Vorschlag bietet ein gewisses Risiko, das ich aber bereit wäre
mitzutragen. Es müsste klar sein, daß diese Funktion nichts mit dem
normalen Editieren der Wikipedia zu tun hat, etwa bei der gemeinsamen
Findung von neutralen Formulierungen, wenn ein Rechtsaussen mal wieder
denkt, daß Rudolf Hess vielleicht doch Friedensbringer war oder Ronald
Schill ein guter Richter.
Mathias
"Die Welt" vom 23. Dezember, Seite 34.
22 Fragen an Peter Wippermann ("Peter Wippermann (* 1949 in Hamburg) ist
ein deutscher Trendforscher und Kommunikationsdesigner.")
...
15. Wer ist Ihr Lieblings-Senator im Roman oder in der Wirklichkeit?
Der erste Senator, der in der kostenlosen Internet-Enzyklopädie
wikipedia.de den aktuellen Hamburger Senat einträgt.
Das hier ist wirklich schwer zu finden:
(http://de.wikipedia.org/wiki/Politik_in_Hamburg#laufende_Legislaturperiode)
http://www.fr-aktuell.de/ressorts/computer_und_internet/netzwerk/?cnt=774898
"Wikipedia im Meinungsstrudel
Erstmals bekam die Online-Enzyklopädie Schelte von Kritikern und Medien
zu spüren. Gut möglich, dass ihr das weiterhilft.
VOM MARIO SIXTUS"
...
Und dann am Ende was richtig nettes:
"Diese Reaktionen sind Arne Klempert schon wieder entschieden zu
hochgestimmt. Er relativiert: "Schließlich waren in diesem Vergleich
unsere Artikel nur annähernd so gut wie die professionell geschriebenen
und nicht etwa besser." Ein wenig Medienschelte hat er auch dabei: "Wir
sagen in Interviews eigentlich immer wieder ganz deutlich, dass die
Wikipedia weit von einer eventuellen Perfektion entfernt ist, aber nur
die wenigsten Journalisten wollen das hören.""
Lektion für diesen Tag:
1. Die Frankfurter Rundschau darf nicht zum lokalen Käseblatt werden.
2. FR ist besser zu Wissen. *duck*
3. Irgendwas mit "auf ein frohes produktives Jahr 2006"
Mathias
Rufmord und Krise - ist die Wikipedia zum Untergang verdammt?
(WikiWeise-Leute: An dieser Stelle "JA!" rufen! ;-)
Ich sage: Keineswegs. Und wer die Diskussionen auf foundation-l und/oder
wikipedia-l mitbekommen hat, wird das wohl genauso sehen.
Das Wiki-Konzept hat sich bewährt, um schnell große Mengen an Inhalt zu
schaffen. Der weit überwiegende Teil dieses Inhalts OK bis sehr gut,
aber es ist unbestreitbar auch Mist darunter. Wikipedia-Artikel sind
ständig "in Arbeit", und genau da liegt das Problem: Dem arglosen Nutzer
wird eine Enzyklopädie, also "gesichertes Wissen" (soweit möglich, siehe
Jauch-Brockhaus-Peinlichkeit), suggeriert, was aber so nicht der Fall ist.
Daher sollte eine Wikipedia, die bereits eine respektable Größe erreicht
hat (was zumindest bei en und de definitiv der Fall ist), dem Nutzer
eine Möglichkeit bieten, alternativ zur aktuellen Arbeitsversion eine
"stabile" Version eines Artikels zu sehen. Diese wäre vielleicht nicht
so aktuell und umfangreich wie der "letzte Edit", dafür aber von einem
echten, lebenden Menschen (!) als "OK" gekennzeichnet. Das würde den
Wiki-Bearbeitungsprozess in keiner Weise behindern oder abändern,
gleichzeitig aber erwähntem "arglosen Nutzer" die Sicherheit geben, die
er von einer Enzyklopädie erwartet.
Zu diesem Zweck gibt es inzwischen zwei MediaWiki-Erweiterungen, die
demnächst auf der Englischen Wikipedia angeschaltet werden könnten:
1. Bewertungsfunktion ("article validation"), bei der jeder Benutzer
Artikelversionen in verschidenen Punkten bewerten kann.
2. "Stabile Version", bei der eine (vergleichsweise kleine) Gruppe
erlesener Benutzer eine Version eines Artikels als "stabil" markieren kann.
Bevor mich jetzt wegen #2 der kollektive Aufschrei trifft, weil eine
kleine Gruppe von Leuten auf einmal soviel Macht bekommen soll: Ja!
Genau das ist der Punkt! Um das populäre Wort von der Kathedrale und dem
Basar zu verwenden: Wikipedia ist der Bazar; die "stabile Version" ist
der Basar, durch die Kathedrale "gefiltert". Das Erstellen des Inhalts
liegt weiter bei der Community, ebenso wie die Kontrolle über die
"Korrekturleser". Das hat bei Admins bisher auch funktioniert; an die
Korrekturleser sollten wohl die gleichen oder höhere Ansprüche gestellt
werden.
Nur, um euch auf dem Laufenden zu halten :-)
Magnus
elian schrieb:
>
>Einer der wichtigsten Grundsätze der Wikipedia ist, dass alle
>Informationen belegbar und im Idealfall auch belegt sein sollen.
>
Genau so sollte es sein.
Mal ins Unreine gedacht: wie wäre es, wenn angemeldete User
zunächst einmal *nicht* belegtes Zeug im Artikeltext so markieren
können, dass es beim Aufruf der Seite irgendwie hervorgehoben wird?
Wer den Beleg nachreicht, kann dann diese Markierung entfernen.
Eine andere (vielleicht dumme) Nachfrage: wurden nicht die Versionen,
die auf CD/DVD übernommen wurden, schon nach irgendwelchen
Kriterien auf "Stabilität" geprüft? Wer hat das gemacht? Welches
waren die Kriterien?
Freundliche Grüße, Rainer (Sti)
Ich habe auf meiner MediaWiki-Testseite
http://magnusmanske.de/wikipeerdia
mal das Validierungs-Feature (jeder kann jede Version bewerten) und das
"Stabile Version"-Feature angeschaltet.
Viel Spaß beim Ausprobieren!
Magnus
P.S.: Unter [[Special:Validate]] / "Manage" können Validierungs-Themen
gesetzt und gelöscht werden. Das darf zu Testzwecken jeder, aber haltet
euch bitte etwas zurück, da besonders das Löschen alle Benutzer betrifft!