Verehrte Wikipedisten,
zum ersten Mal mische ich mich in die Mailingliste ein, und zwar zur These, daß Personen nur bei absolut herausragender Bedeutung (ich sehe ich u.a. ein Problem der Messung) einen Enzyklopädiebeitrag verdienten. Ich hingegen plädiere dafür, auch weniger Berühmte durchaus aufzunehmen - warum nicht ein Erstlingswerk eines niederländischen Regisseurs (wäre ein Erstlingswerk eines Amerikaners etwa enzyklopädischer?).
Begründung: 1. Auch in modernen Lexika werden mehr und mehr Personen, auch Zeitgenossen, aufgenommen. Es entspricht wohl einer aktuellen Interessenlage (siehe auch die gegenwärtige öffentliche Vorbilderdiskussion -> "Unsere Besten" u.ä.). Das Bedürfnis ist da, und nicht erst seit heute (-> Who is Who). 2. In einer potentiell unendlich erweiterbaren Enzyklopädie sehe ich nicht das Platzproblem. 3. Gerade sehr spezielle oder außergewöhnliche Einträge sind das Besondere an Wikipedia. Wieso sollen sehr exquisite mathematische Begriffe (die ebenfalls eines Speziallexikons würdig wären) aufgenommen werden könnten, nicht jedoch ein origineller Low- oder gar No-Budget-Film?
Ich stimme natürlich der Auffassung zu, daß die Artikelregeln beachtet werden, daß es Text und nicht bloß Listen sein sollen, daß eine gewisse Vollständigkeit angestrebt wird, und daß es natürlich schade wäre, wenn sich solche Artikel häuften und dagegen klassische enzyklopädische Stichwörter auf lange Sicht verwaist blieben - aber ist dem wirklich so?
Abschließend möchte ich noch für Toleranz, Geduld und langen Atem plädieren...
Salut, Vígala
Ich stimme natürlich der Auffassung zu, daß die Artikelregeln beachtet werden, daß es Text und nicht bloß Listen sein sollen, daß eine gewisse Vollständigkeit angestrebt wird, und daß es natürlich schade wäre, wenn sich solche Artikel häuften und dagegen klassische enzyklopädische Stichwörter auf lange Sicht verwaist blieben - aber ist dem wirklich so?
Ja, leider, weil sich nämlich grade Autoren, die Artikel zu wirklich enzyklopädie-würdigen Themen schreiben könnten, extrem abgeschreckt fühlen, wenn sich die sogenannte Enzyklopädie vorwiegend um Enterprise-Folgen dreht (was sie zum Beispiel feststellen, wenn sie ein paar mal zu oft auf "zufälliger Artikel" klicken)
Sie fühlen sich aber angezogen, wenn sie merken, dass sie sich vorwiegend um "wichtige" Inhalte dreht - wobei das Stichwort da noch nicht allzuviel aussagt. Ein Artikel über Harry Potter kann durchaus enzyklopädiegerecht sein. Das Problem ist nur, dass es unsere Artikel dieser Art nicht sind, weil wir hier den Anspruch nicht stellen. Wir glauben da, dass eine simple Inhaltsangabe ausreichen würde, und das ist eben nicht wahr.
Uli
Ulrich Fuchs mail@ulrich-fuchs.de writes:
Ja, leider, weil sich nämlich grade Autoren, die Artikel zu wirklich enzyklopädie-würdigen Themen schreiben könnten, extrem abgeschreckt fühlen,
Och, ich fühle mich nicht abgeschreckt.
wenn sich die sogenannte Enzyklopädie vorwiegend um Enterprise-Folgen dreht (was sie zum Beispiel feststellen, wenn sie ein paar mal zu oft auf "zufälliger Artikel" klicken)
Richtig. Seit alle Jahreszahlen bis Anno Toback drin sind, mache ich das nicht mehr ;)
Sie fühlen sich aber angezogen, wenn sie merken, dass sie sich vorwiegend um "wichtige" Inhalte dreht - wobei das Stichwort da noch nicht allzuviel aussagt. Ein Artikel über Harry Potter kann durchaus enzyklopädiegerecht sein. Das Problem ist nur, dass es unsere Artikel dieser Art nicht sind,
Stimmt.
weil wir hier den Anspruch nicht stellen.
Trifft nicht für alle zu.
Wir glauben da, dass eine simple Inhaltsangabe ausreichen würde, und das ist eben nicht wahr.
Solche Artikel kann man dann ja einfach nach [[Inhaltsangabe von Harry Potter IV]] verschieben - dann paßt's wieder.
Und jetzt wieder ran an Prag!
Ulrich Fuchs schrieb:
Ja, leider, weil sich nämlich grade Autoren, die Artikel zu wirklich enzyklopädie-würdigen Themen schreiben könnten, extrem abgeschreckt fühlen, wenn sich die sogenannte Enzyklopädie vorwiegend um Enterprise-Folgen dreht (was sie zum Beispiel feststellen, wenn sie ein paar mal zu oft auf "zufälliger Artikel" klicken)
Eine traurige Wahrheit: Auf einige Akademiker müssen wir leider verzichten. Vor allem auf solche, die a) ihre selbstverfassten Texte für sakrosankt halten, oder b) ein Wiki prinzipbedingt für einen Ort halten, der ihre wissenschaftliche Reputation gefährden könnte, oder c) es nicht ertragen können, neben wissenschaftlichen auch "triviale" Artikel in einer Enzyklopädie zu sehen.
Ein Großteil der C-er dürften auch A-er und/oder B-er sein, auf den Rest verzichte ich lieber als auf all die vielen vermeintlich "trivialen", "unwichtigen" und "unenzyklopädischen" Artikel.
Die meisten Akademiker entscheiden über ihre Mitarbeit nach den selben Kriterien, wie jeder andere auch: Ist das Projekt aktiv? Ist meine eingebrachte Arbeit von Bestand? Ist das Arbeitsklima angenehm? Bei diesen Fragen können wir punkten.
Kurt
Eine traurige Wahrheit: Auf einige Akademiker müssen wir leider verzichten. Vor allem auf solche, die a) ihre selbstverfassten Texte für sakrosankt halten, oder
einverstanden - das funktioniert nicht
b) ein Wiki prinzipbedingt für einen Ort halten, der ihre wissenschaftliche Reputation gefährden könnte, oder c) es nicht ertragen können, neben wissenschaftlichen auch "triviale" Artikel in einer Enzyklopädie zu sehen.
b und c decken sich etwas. Wenn Übergewichtig viel viel triviales da ist (und damit sind nicht die klassischen Trivia gemeint, mit denen verschrecken wir niemand), werden wir b) nie in den Griff kriegen.
Aber, mal wieder ein bisschen geträumt: Noch *ist* ein Wiki ein Ort, der die wissenschaftliche Reputation gefährden könnte. Oder, etwas weniger schlimm fomuliert: Ein Wiki ist nicht der Ort, der was für die wissenschaftliche Reputation bring - Publikationen sind im geisteswissenschaftl Bereich halt nunmal die Trittleiter das Erfolges. Es wäre wirklich ein Riesen-Ding, wenn wir das im allgemeinen Bewusstsein drehen könnten, und die Mitarbeit in der Wikipedia was wirklich reputierliches würde!!!
Ein Großteil der C-er dürften auch A-er und/oder B-er sein, auf den Rest verzichte ich lieber als auf all die vielen vermeintlich "trivialen", "unwichtigen" und "unenzyklopädischen" Artikel.
Die meisten Akademiker entscheiden über ihre Mitarbeit nach den selben Kriterien, wie jeder andere auch: Ist das Projekt aktiv? Ist meine eingebrachte Arbeit von Bestand? Ist das Arbeitsklima angenehm? Bei diesen Fragen können wir punkten.
Dann müssten wir schon weit mehr Fachbeiträge haben als bisher. Diejenigen vom Fach, die auch über ihr Fach schreiben, kannst Du an zwei bis drei Händen abzählen.
Uli
Ulrich Fuchs schrieb:
Ein Wiki ist nicht der Ort, der was für die wissenschaftliche Reputation bring - Publikationen sind im geisteswissenschaftl Bereich halt nunmal die Trittleiter das Erfolges. Es wäre wirklich ein Riesen-Ding, wenn wir das im allgemeinen Bewusstsein drehen könnten, und die Mitarbeit in der Wikipedia was wirklich reputierliches würde!!!
Wie sollte das jemals funktionieren mit nicht namentlich gekennzeichneten Beiträgen? Wissenschaft bedeutet nach der bei uns allgemein anerkannten Vorstellung, eine Leistung intersubjektiv verstehbar zu machen, und dazu ist notwendig, die Leistung des Einzelnen klar zu kennzeichnen. Wissenschaftskollektive in der VR China funktionieren anders (und haben deshalb unter westlichen Wissenschaflern heftige Akzeptanzprobleme), vielleicht war das auch in der DDR anders (da kenne ich mich nicht aus), aber Kollektivleistungen anerkennt kaum jemand. Selbst der Spiegel hat ja von der Anonyme-Beiträge-Doktrin mittlerweile Abschied genommen. Wikis sind dagegen Kollektivleistungen und werden es hoffentlich auch bleiben!
Funktionieren könnte das m.E. höchstens mit relativ festen Teams (Kleingruppen mit vielleicht drei bis fünf Mitgliedern), die exklusiv für einen Artikel zuständig sind, aber das *wollen* wir ja gar nicht...
Gruß, -Agon