Salve,
Am Donnerstag, 19. Februar 2004 23:18 schrieb Mathias Schindler:
Ich glaube nicht, daß man sich dieser Sache so
annähern kann.
http://interviews.slashdot.org/interviews/03/07/24/1326224.shtml Frage 7
enthält wohl eine gute Darstellung:
Danke vielmals.
Ein Beispiel von der Mailingliste Betrifft "Dolly the sheep", die
Bildbeschreibung lautet: "(del) (cur) 19:45, 15 Feb 2003 . . Maveric149
(40938 bytes) (Photo of [[Dolly the sheep]] and her first-born lamb Bonnie
owned by [[Roslin Institute]] obtained from
http://www.roslin.ac.uk/
library/ . This image "...may be used free of charge by education, public
sector or non-profit making groups." )"
Diskussion dazu:
--snipp--
> >If that means less images for now, then it
means less images
> >for now. It also means that we have a very strong incentive
> >to develop free alternatives.
>
> No it means that many things will *never* have images. For example, Dolly
the
> Sheep is dead. The only images of her are either
from the news media or
from
> the Roslin Institute. Therefore I used the images
from the Roslin
Institute.
> The license on those images states that they can
be freely used in a
> noncommercial setting so long as credit is given. I have done that.
Fair use is one thing but this has gone way too far.
Image deleted.
And you lied when submitting that it is a free image.
You should at least feel ashamed of what you have done.
--snapp--
Ganz anders als Highnoon hört sich an, was z.Z. in der EU gärt. Bisher hatte
ich nur Sorge um Softwarepantente, aber auch der Wikipedia droht nichts
gutes:
http://www.heise.de/newsticker/meldung/44799
--snipp--
Meldung vom 19.02.2004 12:32
EU schützt geistiges Eigentum
Im Hauruckverfahren soll die neue Direktive zur Durchsetzung von
Urheberrechts- und Patentansprüchen[1] in der EU durchgezogen werden. Am
Montag haben die ständigen Vertreter der Mitgliedsländer beim Rat (Coreper)
in einem Brief[2] ihre Zustimmung gegeben und eine Verabschiedung durch den
für Wettbewerbsfragen zuständigen Rat bereits am 11. März in Aussicht
gestellt. Voraussetzung ist, dass das Parlament die umstrittenen Regeln in
der jetzt vom Rat abgesegneten Version[3] in einer einzigen Lesung am 8. März
durchpaukt. Noch heute finden zu diesem Zweck Vorgespräche zwischen den
Parlamentsausschüssen statt, Anfang kommender Woche muss der Rechtsausschuss
sein Plazet geben.
"Man will das Gesetz jetzt durchpauken, weil man fürchtet, dass die
EU-Beitrittsstaaten das so nicht durchgehen lassen würden", sagt Andreas
Dietl, Direktor für EU-Angelegenheiten der European Digital Rights Initiative
(EDRI[4]). "Der Grund dafür ist, dass die Richtlinie Industrien bevorzugt,
die eine 'dominierende Marktmacht' haben", so Dietl. Da die Richtlinie jede
Art von geistigem Eigentum schützen soll, könnten vom privaten Filesharer bis
zum kleinen Softwareentwickler oder Hersteller von No-Name-Druckerpatronen
jeder belangt werden, warnt Dietl. Kleinere Wettbewerber könnten damit leicht
vom Markt geblasen werden, heißt es auch in einer Analyse des Salzburger
Rechtsinformatikers Georg Jakob[5], die er bei einem Treffen mit
EU-Parlamentariern in der vergangenen Woche vorgestellt hat. Doch im
aktuellen Endspurt stilisieren die Lobbyisten der Gegenseite das
Beitrittsgebiet praktisch zum "Reich des Bösen", wo doppelt soviel
raubkopierte Software[6] im Einsatz sein soll wie in den alten EU-Ländern.
Zusammen mit verschiedenen anderen europäischen Organisationen will sich EDRI
mit ausführlich begründeten Vorschlägen[7] bis zuletzt für eine Einschränkung
der Reichweite auf die eigentlichen Urheberrechte und auf "Berufspiraten"
einsetzen. Immerhin sind die drohenden Sanktionen drastisch. Selbst eine
Beschlagnahme von Hardware und das Einfrieren von Konten können die
"zuständigen Behörden" auf Antrag des Rechteinhabers veranlassen, ohne dass
der Beschuldigte vorher gehört wird oder eine rechtskräftige Entscheidung
vorliegt.
Der Ko-Autor des Digital Millenium Copyright Act (DMCA), Bob Goodlattee, hat
seine EU-Kollegen bei einem Treffen[8] der European Internet Foundation in
der vergangenen Woche in einem harten Kurs gerade auch gegen die privaten
Filesharer bestätigt. Goodlattee stellte dabei die Verhältnisse in den USA,
wo den Rechteinhaber selbst eine Art polizeirechtlicher Status zugebilligt
werde, als beispielhaft dar. (Monika Ermert) / (anw[9]/c
--snapp--
[1]
http://www.heise.de/newsticker/meldung/44054
[2]
http://www.ipjustice.org/CODE/021604ltr.html
[3]
http://www.ipjustice.org/CODE/021604.html
[4]
http://www.edri.org/
[5]
http://www.ffii.org.uk/ip_enforce/jakob.html
[6]
http://global.bsa.org/eupolicy/enforcement/
[7]
http://www.ffii.org.uk/ip_enforce/andreas2.html
[8]
http://www.eifonline.org/site/
index.cfm?TID=1&BID=16&SID=1&LG=2&ART=46&back=2
[9] mailto:anw@ct.heise.de
Über der EU schwebt eine schwarze Wolke, das sie aber aus westlicher Richtung
kommt, haben die Wikipianer, die an "Fair Use" glauben, wohl noch nicht
mitbekommen.
Ich habe mir noch keine Zeit genommen diese Wolke genauer zu sichten, aber ein
Beispiel:
"(13) It is necessary to define the scope of this Directive as widely as
possible in order to encompass all the intellectual property rights covered
by Community provisions in this field and/or by the national law of the
Member State concerned. Nevertheless, that requirement does not affect the
possibility, on the part of those Member States which so wish, to extend, for
internal purposes, the provisions of this Directive to include acts involving
unfair competition, including parasitic copies, or similar activities."
Unbekannte Übersetzungsquelle gepostet von Bernd Schmitt
http://www.heise.de/newsticker/foren/
go.shtml?read=1&msg_id=5133126&forum_id=53116
"(13) ist es notwendig, den Bereich dieser Richtlinie so weit zu
definieren, wie möglich, um alle Rechte am geistigen Eigentum
umzugeben, die durch Communitybestimmungen auf diesem Gebiet und/oder
durch das staatliche Recht des Mitgliedsstaates abgedeckt wurden,
betraf. Dennoch beeinflußt diese Anforderung die Möglichkeit, nicht
von seiten jener Mitgliedsstaaten, die so wünschen, um, zu den
internen Zwecken, die Bestimmungen dieser Richtlinie zu verlängern,
die Taten zu umfassen, die unfaire Konkurrenz, einschließlich der
parasitschen Kopien oder der ähnlichen Tätigkeiten mit einbeziehen."
Der beste Kommentar im Heisenews-Forum:
--snipp--
Die Justiz als willige Erfüllungsgehilfeîn der
"Geistiges-Eigentum"-Industrie ?
eXPlosion (19. Februar 2004 14:42)
Das Ganze ist ein Skandal erster Güte, deren (negative) Folgen wohl
noch nicht vollständig abschätzbar sind:
Einige Punkte dazu:
1. Da hockt in unschuldiger Unverblümtheit mit Frau Janelly Fourtou,
"der zuständigen Berichterstatterin und Ehefrau des Universal
Vivendi-Chefs Jean-Rene Fourtou", eine direkte Interessenvertreterin
eines der Industriezweige, die von der Direktive massiv profitieren
würden, im Filz der Entscheidungsträger, und fordert unverblümt, dass
die Sache nicht ausdiskutiert werden solle, weil die Einführung dann
"noch komplizierter" würde.
Als ob es im Allgemeininteresse liegen würde, es mächtigen
Industriezweigen noch einfacher zu machen, ihre Macht durchzusetzen
und die Menschen mit dem neuen Trick des "geistigen Eigentums"
abzuzocken.
2. Da ist von "allen Arten geistigen Eigentums" die Rede,
- als ob es sich dabei um eine klar definierbare und klar definierte
Sache handeln würde,
- als ob die Erfindung einer neuen, virtuellen Eigentumsform im
Allgemeininteresse läge
- als ob "geistiges Eigentum" eine Kategorie wäre, die nicht nur auf
der primitiven Ebene ökonomischer Machtspielereien begründet sei.
Es ist doch offensichtlich: "Geistiges Eigentum" ist ein so
schwammiger und interpretationsbedürftiger Begriff, und eine
"Verletzung des geistigen Eigentums" ist per se nicht zweifelsfrei
feststellbar, dass es auf haarspalterische Interpretationsgefechte
hinauslaufen wird, wo der Geschicktere und Skrupellosere gewinnen
wird. Und die Justiz wird froh sein, wenn sie sich damit nicht zu
stark herumschlagen muss und die Interpretationsspielereien den
ökonomischen Mächten, vertreten durch Unternehmensrechtsabteilungen,
überlassen kann.
3. "Selbst eine Beschlagnahme von Hardware und das Einfrieren von
Konten können die 'zuständigen Behörden' auf Antrag des
Rechteinhabers veranlassen, ohne dass der Beschuldigte vorher gehört
wird oder eine rechtskräftige Entscheidung vorliegt."
Das heisst nichts anderes, als dass die Justiz (noch mehr) zur
willigen Erfüllungsgehilfin ökonomischer Macht werden soll, und dass
grundlegende rechtsstaatliche Regeln für genug mächtige Industrien
nicht mehr gelten sollen.
4. Noch immer wirft man Klein(st)unternehmen und globale Multis in
den einen Topf mit der Aufschrift "die Wirtschaft" (sogar jene, die
an dieser ungeeigneten Vereinfachung nicht interessiert sein
können!).
Diese undifferenzierte Betrachtungsweise wird herangezogen, um
"ökonomische Gerechtigkeit" zu "begründen": Für alle
wirtschaftlichen
Akteure gelten dieselben Regeln, also haben alle die gleichen
Chancen, und die Sache ist gerecht (zumindest innerhalb "der
Wirtschaft").
Das ist perfideste Bauernfängerei, denn es reicht nicht, wenn alle
denselben (immer komplizierter werdenden!) Regeln unterworfen sind,
oder dieselben "Rechte" haben: Da die Regeln nur für Grosse
durchschaubar sind, und nur Grosse ihre "Rechte" tatsächlich (und
nicht nur theoretisch) durchsetzen können, sind solche Regeln und
Rechte bloss ein Machtinstrument, das die Grossen noch mehr
bevorteilt.
5. Den interessierten Industrien wird es leicht fallen, die Justiz zu
überlasten mit Unmengen von komplizierten Fällen der Art "Top Ten
Firma gegen Einzelperson/Kleinstfirma". Die Justiz wird aufstöhnen
und sich noch weniger motiviert fühlen, hinter diesen Scheingefechten
nach den ganz grossen Wirtschaftskriminellen zu stochern. Die Regeln
sind ja heutzutage schon so ausgefeilt, dass das praktisch ein Ding
der Unmöglichkeit ist.
-----
Leute, irgendwie bin ich froh, dass ich schon so alt bin und diese
ausgereifte Scheisse gar nicht mehr miterleben werde. Es reicht mir
schon, auf Massen von Menschen zu stossen, denen diese Entwicklung
völlig egal ist oder die sie - hinreichend gehirngewaschen - in
positivem Licht sehen können.
--snapp--
Dies hat jetzt nichts mehr mit "Fair Use" zu tun sondern Bedarf meiner Meinung
nach einen guten offenen Brief an alle Europaabgeordnete. Auch eine
Petionseite sollten wir überlegen.
Wärend wir noch nicht ganz die Rechte für Text und Bilder der letzen 100 Jahre
geklärt haben (Darf man ein Bild aus einem Buch von 1945 scannen, wenn der
Autor und Fotograf 1945 gestorben ist?) Und schon kommt durch die EU neues
Ungemach.
Gruss
rob