Am Mittwoch, 14. September 2005 14:11 schrieb Katharina Bleuer:
Vielleicht
auch nur ne Ausrede, aber mit "der Bürger" und "der Wähler"
sind nach meinem Empfinden immer "die Bürger" und "die Wähler"
gemeint
und selbiges schließt bei mir auch Frauen mit ein. Genaus meint "der
kleine Mann von der Straße" bei mir eher "die ärmeren Menschen" und
schließt nach meinem Empfinden gerade Frauen und Kinder mit ein, die
häufiger davon betroffen sind (insbesondere alleinstehende Mütter). Auch
"Frau und Kinder ernähren können" ist ein relativ geflügeltes Wort, was
bei mir zumindest auch meine Mutter gedanklich einschließt, die nämlich
lange Mann und Kinder ernährt hat, was aber auch ein ziemlich seltenes
Modell und ebenso blöd wie das andere ist.
Für mich tansportieren diese "geflügelten Worte" ein antiquiertes
Weltbild, das den gesellschaftlichen Realitäten nicht entspricht. Und
ich würde den/die Kandidat(in) nicht wählen. Das ist dann keine
Prinzipienfrage, sondern einfach nur deshalb, weil ich nur raten kann,
ob Frauen nun mitgemeint sind oder nicht. Wer "Wählerinnen und Wähler"
sagt, meint beide. (ja, ja, jetzt kommt der Diskurs über Wahllügen u.ä.,
aber trotzdem).
Zustimmung!
Alles in allem
sind das gute Beispiele für Formulierungen, die man in der
Wikipedia nicht verwenden sollte (auch aus anderen Gründen), die zeigen,
dass man sprachlich sehr wohl geschlechtsneutraler formulieren kann, ohne
es gleich mit dem Binnen-I zu übertreiben.
Natürlich. Ich mag das Binnen-I auch nicht (das steht sogar in dem
Artikel, um den es hier ursprünglich ging :-) Es gibt jedoch zahlreiche
mehr oder weniger elegante Formulierungen, um auszudrücken, ob nur
Männer, nur Frauen oder Frauen und Männer gemeint sind.
Auch richtig!
Und ja, das *ist* wichtig. Denn z.B. die Aussage im
Artikel [[Roger
Federer]] - "Am 6. Juli 2003 gewann er als erster Schweizer das Turnier
von Wimbledon" - ist schlicht und einfach falsch, wenn man vom
generischen Maskulinum ausgeht.
Ich nehme an, eine Schweizerin hat vorher schon mal gewonnen? In dem Fall
sollte es dann tatsächlich:
"Am 6. Juli 2003 gewann er als erster schweizer Mann das Turnier
von Wimbledon" heißen, denn wäre es umgekehrt, hätte man richtigerweise auch
"Frau" statt "Mann" geschrieben.
Das ist ein Beispiel unter Tausenden...
persönlich mag ich ja all die historischen Kriegervölker, in denen die
Frauen ebenfalls Krieger waren. Es ist ganz einfach: Wer das generische
Maskulinum benutzt, *muss* das spezifische Maskulinum hervorheben,
ansonsten ist die Aussage falsch. Das wird aber nicht gemacht und das
ist der Hauptgrund, weshalb ich gegen den Mist ankämpfe. Bevor ich im
Artikel [[Priester]] mal aufräumte, waren katholische Priester männlich
und weiblich!
In wie weit muss man da groß aufräumen? Reicht es nicht einmal explit zu
sagen, dass katholische Prister immer männlich sind?! Dann ist das generische
Maskulinum generell zum spezifischen abgeschwächt, zumindest solange man von
katholischen Priestern spricht.
Natürlich und doppel-ACK zum letzten Satz. Durch Dinge
wie dem
[[Portal:Frauen]] wird sich das aber nicht ändern, weshalb wir damals
(sehr) aktiven Wikifrauen diese Idee vor langer Zeit schon, als sie das
erste Mal aufkam, abgelehnt hatten. Das Ziel sollte nicht sein,
innerhalb der WP separate "Frauenräume" zu schaffen, sondern die
"weibliche Perspektive" in die "normale WP" einzubringen. Sonst wird
der
grassierende Androzentrismus nur noch mehr verstärkt, nicht abgebaut.
Richtig, zumal ein [[Portal:Frauen]] sich mit Artikeln zum Thema Frau
beschäftigen müsste, nicht mit den Wikipedianerinnen?! Oder hab ich jetzt was
falsch verstanden?
-- Ivo Köthnig