Magnus Manske wrote:
Lars Aronsson wrote:
Ulrich Fuchs schrieb:
Ja, ich dränge auf Mitbestimmung sofort.
Das ist ja auch sehr einfach zu erreichen: Verlass mal Wikipedia und
startet dein eigenes Projekt auf eigenem Server. Deine Ausgaben für
Hardware und Vernetzung kannst du ja einem völlig demokratischen
deutschen Verein verschenken. Worauf wartest du noch?
Irgend jemand hat mal ausgerechnet, dass sich Jimbos Ausgaben (Hardware,
Bandbreite etc.) für die Wikipedias bisher auf über $250.000 belaufen,
Geld aus Spenden nicht mitgerechnet. Ich wünsche viel Spaß bei der
Finanzierung ;-)
Ich glaube hier geht es um eine tief philosophische Unterschied in der
Vorstellung von Demokratie zwischen Europa und Amerika. Amerika ist
wie eine Stadt mit vielen Geschäftsladen. Wenn einen Laden mir nicht
gefällt, kann ich in einen anderen gehen, und ich kann auch meinen
eigenen Laden starten. Freiheit wird stärker betont als
Mitbestimmung. Vielleicht ist das natürlich für ein Land wo das ganze
Volk (oder dessen Vorväter) seine alte Länder verlassen haben, um die
Freiheit zu suchen. Keine hohen Herren (oder Kommunisten) kann mich
hindern! Ich habe meine Freiheit!
Also kann man eine Korporation eintragen, und selbst die Satzungen
bestimmen, ohne dass die Gesetze erzählen was ein Verein oder eine
Stiftung sein muss.
Mit Wikipedia kan jeder, wem den Wikimedia Laden nicht gefällt, in
einen anderen Laden gehen und ebenso den Inhalt (unter GFDL)
mitbringen (!), oder seinen eigenen Laden starten.
Die Forderung auf Mitbestimmung hervoraussetzt -- andererseits -- das
die möglichkeit seinen eigenen Laden zu starten ausgeschlossen ist.
Wir sind gerade hier gefangene, wollen uns nirgendwo bewegen, und
müssen also hier, in diesem Laden, Mitbestimmung haben. Wie man einen
Laden startet -- oder *wer* diesen Laden gestartet hat -- fragen wir
gar nicht, wollen wir nicht wissen. Vielleicht ist diese Einstellung
natürlich in Ländern wo das ganze Volk vieljahrhundertlang nicht nur
in derselben Kontinent und Nation, aber oft auch in demselben Land
oder Kreis, gelebt hat.
Das Internet ist hauptsächlich ein Amerikanisches Phänomen. Die
Mehrzahl von "Projekte" und Inititive fliessen von Amerika in die
Umwelt aus. Dadurch verbreitet sich auch die amerikanische
Vorstellung von Demokratie als Freiheit gegenüber Demokratie durch
Mitbestimmung. Das ist eine Art Kulturimperialismus, aber nicht durch
bösen Wille, sondern durch technische Vorsprung.
Wir Europäer haben den Vorteil die beide Sprachen (Englisch und
unsere eigene) zu sprechen und die beide Seiten zu sehen. Gerade das
ist unsere Vorsprung. Was machen wir daraus?
--
Lars Aronsson (lars(a)aronsson.se)
Aronsson Datateknik -
http://aronsson.se/