Hannelore Belle-Valenta <hanna.belle(a)t-online.de> wrote:
ich frage mich, warum ich etwas, das ich kritisiere,
besser machen soll. das können auch kunst- und musikkritiker nur in den seltensten fällen.
aber meinetwegen,
es handelt sich um sprache und da kann ich vielleicht mitspielen.
mit dem wort "geeignet" bin ich einverstanden. jedoch noch besser: "keine
Kandidaten, die für die Aufgabe geeignet wären". damit läßt man den bewerber in
seiner personalität unangetastet und äußert sich nur hin hinblick auf die künftige
arbeit.
jedoch ist es inakzeptabel, ein mehrdeutiges wort zu verwenden und anschließend zu
erklären: "Ich habe es in dieser Weise gemeint." unterdessen ist es
tausendmal missverstanden worden.
ich werbe für einen sensiblen umgang mit sprache, vor allem, wenn menschen betroffen
sind.
auch will ich dem martin nix böses, den ich gar nicht kenne und der sicher, wie Ihr
schreibt, sehr nett und freundlich ist. aber wenn man sich öffentlich äußert,
dann wird das gesagte an den semantischen implikationen gemessen, die man mit einem wort
auf den weg schickt.
[...]
Ich kann dem nicht folgen. Wenn ich mich auf eine Position
bewerbe, ist damit implizit klar, dass ich mich für sie ge-
eignet halte. Wenn mir jemand dann sagen würde, es habe
keine geeigneten Bewerber gegeben, könnte ich mich natürlich
angegriffen fühlen. Wenn mir dieser Jemand dann auch noch
sagen würde, diese Formulierung sei Ausdruck eines sensiblen
Umganges mit Sprache und in Bedacht der semantischen Impli-
kationen gewählt, könnte ich mich beleidigt fühlen, denn ein
Versehen ist damit ja ausgeschlossen.
Aber glücklicherweise habe ich in Familie, Kindergarten
und Schule nicht nur die deutsche Sprache erlernt, sondern
bin auch sozialisiert worden. Da gab es nicht nicht nur Mit-
schüler, die bessere Klassenarbeiten geschrieben haben,
manchmal bekam sogar keiner ein "gut", weil niemand die not-
wendigen Kriterien erfüllt hatte. Wir konnten damit leben.
Gerade bei Mitgliedern eines Ausschusses, der über ein
paar Millionen entscheidet, halte ich es da nicht nur für
wünschenswert, sondern auch für notwendig, dass Bewerber so
innerlich gefestigt sind, dass sie ihre Entscheidungen nicht
an der Interpretation von mehrdeutigen Wörtern festmachen,
erst recht nicht in der Wikimedia-Bewegung, wo "assume good
faith" ein tragendes Grundprinzip ist.
Tim