Am Samstag, 13. Dezember 2003 09:56 schrieb Erik Moeller:
Ulrich-
doch, tun wir. Wenn wir das nicht täten, können
wir zumachen, dann sind
wir eben *keine* Enzyklopädie. Die Vollständigkeit ist conditio sine qua
non.
Definiere doch erstmal, was das heißt. Eine Enzyklopädie, die wirklich
alles menschliche Wissen erfasst, ist um ein paar Zehnerpotenzen größer
als alles, was derzeit existiert, und da jenes Wissen weit schneller
anwächst als wir es erfassen können, ist eine mathematische
Vollständigkeit ziemlich ausgeschlossen.
Also geht es darum, das zu erfassen, was "wichtig" ist. Harry Potter IV
ist "unwichtig", sagt der Akademiker,
Stimmt, aber der Akademiker sagt auch, dass "Harry Potter" wichtig ist, und
dass in den "einen" Artikel reingehört, was in den bisher fünf Bänden im
Prinzip passiert, ohne dass dabei im Detail geschildert wird, wie Harry sich
im vierten Band auf Seite 657 in der Nase popelt.
ausführliche Synposis von Schillers Lebenswerk sehen.
Diese Arroganz ist
es aber gerade, die viele Leute von klassischen Enzyklopädien abschreckt.
Wer sind wir, unseren Lesern Vorgaben darüber zu machen, welche
Informationen sie wichtig finden sollen und welche nicht?
Du verstehst das falsch rum: Der Benutzer einer Enzyklopädie *ERWARTET* vom
"Lieferanten" (uns) Informationen darüber, was wichtig ist und was nicht. Das
ist der SINN UND ZWECK einer Enzyklopädie. Schnell das Wichtige erfahren (und
sich drauf verlassen zu können, das man ALLES Wichtige erfahren hat), ohne
sich eben erst einzuarbeiten, Fachbücher zu lesen, und SELBER beurteilen zu
müssen, was wichtig ist und was nicht. Aufgabe (und nicht Schwachpunkt) der
Enzyklopädie ist ist es immer, dem Leser die Entscheidungen über
wichtig/unwichtig abzunehmen, weil er die Enzyklopädie deshalb aufschlägt
(und kein Fachbuch) weil er die Zeit für diese Entscheidung nicht aufwenden
will.
Ganz abgesehen davon, dass die Wichtigkeits-Kriterien klassischer
Enzyklopädien hinten und vorne nicht stimmig sind. Weder Encarta noch
Britannica noch Brockhaus haben auch nur einen annähernd brauchbaren
Überblick der US-Militär- und Geheimdienst-Operationen der letzten
Jahrzehnte. Auf Wikipedia finden sich hier bereits einige hochdetaillierte
und gut recherchierte Artikel, die mit Papierquellen konkurrieren können.
Und damit sind sie unbrauchbar für eine Enzyklopädie. Weil ich mich durch alle
diese verlinken Artikel durchklicken muss und mir selber ein Bild machen
muss. Das ist aber - nochmal - nicht Aufgabe einer Enzyklopädie. Die soll das
Bild fertig (sowie vollständig, neutral, und verlässilich) liefern.
Nein, hat es
nicht. Ich würde mal sagen, 70% des Contents der engl. WP
sind Artikel über Zeichentrickseriencharaktere und ähnliche
Nebenkriegsschauplätze
Mal ein Sample von 10 random pages, Zensusartikel aller Art nicht
mitgezählt.
Schon der Fehler, musst Du mitzählen, sind schließlich drin. Genau darum gehts
ja.
Rupert, King of the Germans <- Biographie
Bio
Malapportionment <- Sachartikel über Wahlen
Sachart
US Chess Champisonship <- Gewinnerliste von
Schachwettbewerben
Trivia
Louis II de Bourbon, Prince de Condé <-
ausführliche Bio
Bio
Anton Raphael Mangs <- ausführliche Bio (Maler),
mit Bild
Bio (find ich aber nicht in en:?)
Educational software <- Definitions-Stub, etwas
ärmlich
Kaum Inhalt
Radio frequency induction <- Definitions-Stub
Kaum Inhalt
List of answer songs <- Trivia
Trivia
List of ships in the Confederate States Navy <-
Referenz
Trivia (!!!)
Princess Brassova <- längere Bio
Bio
Also haben wir hier:
30% Trivia
40% Biographie
20% Sachartikel mit wenig bis keinem Inhalt
10% Sachartikel mit Inhalt.
40%+10% = 50%, wenn Du die von Dir rausgerechneten Zensusgeschichten
reinnimmst, bist Du bei 70%. (Wobei die 10 Artikel aber sicher ein zu kleines
Sample sind, um das jetzt *daraus* abzuleiten)
Mir ist eigentlich schon klar, wohin man steuern sollte...
Uli