Guten Tag zusammen,
durch die Hinzufügung eines Weblinks zum Artikel "Theobald Kerner" wurde ich darauf aufmerksam, dass der "Humanistische Pressedienst" für seine Rubrik "Gedenktage" (http://hpd-online.de/gedenktage) offenbar immer mal wieder aus der Wikipedia abschreibt, manchmal fast ganze Artikel, manchmal nur wenige Sätze, teils minimal bis leicht verändert, teils wortwörtlich, und immer ohne jegliche Quellenangabe "Wikipedia", von lizenzkonformem Verhalten ganz zu schweigen. Der Artikel "Theobald Kerner" war über weite Strecken wörtlich übernommen. Ich habe den hpd angemailt, sie haben sich entschuldigt, wollten für den besagten Artikel aber partout keinen Quellenhinweis "Wikipedia" eingeben. Nach meinem Insistieren wurde der Text über Theobald Kerner (Gedenktag 14. 6.) heute gelöscht (ist im Google-Cache noch zu finden bei Suche nach "Theobald Kerner" hpd).
Eine Stichprobe bei den "Gedenktagen" ergab einige andere Artikel mit auch mehr oder minder großen Anteilen an direkt aus der Wikipedia übernommenem Text, Beispiele: Salman Rushdie (Gedenktag 19. 6.), Florian Geyer (10. 6.), Wissarion Grigorjewitsch Belinski (11. 6.), Irving Berlin (11. 5.). Würde man alle Artikel durchmustern, fänden sich wahrscheinlich noch mehr. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung auf hpd-online.de ist im zugehörigen PDF (unter dem Artikel per "PDF laden" einzusehen) vermerkt, über die Wikipedia-Versionsgeschichte lässt sich leicht sehen, welcher Text zuerst da war.
Sollte man hier etwas unternehmen? Nicht unbedingt juristisch (lohnt sich wohl nicht), aber vielleicht öffentlichkeitswirksam. Diese Mentalität, Wikipedia-Artikel gewissermaßen als vogelfrei zu betrachten und teils wortwörtlich zu plagiieren, stößt mir schon etwas sauer auf. Wäre es ein Einzelfall, ließe ich die Sache auf sich beruhen. Aber offensichtlich ist es keiner.
Viele Grüße
Rosenzweig
ich darauf aufmerksam, dass der "Humanistische Pressedienst" für seine Rubrik "Gedenktage" (http://hpd-online.de/gedenktage) offenbar immer mal wieder aus der Wikipedia abschreibt, manchmal fast ganze Artikel, manchmal nur wenige Sätze, teils minimal bis leicht verändert, teils wortwörtlich, und immer ohne jegliche Quellenangabe "Wikipedia", von lizenzkonformem Verhalten ganz zu schweigen.
Zwei Aspekte
a) Ich kann vermuten, dass Personen beim HPD immernoch daran knabbern, dass ihre Organisation bislang noch nicht den Wikipedia-Relevanzkriterien genügt, der Artikel über ihre Organisation in Folge die Löschkandidatur nicht überstanden hat. Das würde ein ambivalentes Verhalten gegenüber beschriebenen Mails erklären können.
b) Schaue Dir mal die Aufstellung unter http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Weiternutzung/M%C3%A4ngel an, sofern Du über schnelles Internet und einen leistungsfähigen Browser verfügst. Ich interpretiere es so, als dass diese Seite eine gutes Tutorial für "illegale Weiternutzer" ist, aus dem sie sich mühelos herleiten können, dass Ihnen keine Gefahr droht.
Rechtliche Handhabe gegen Mißbrauch haben nur die Artikelautoren, diese besitzen die ausschließlichen Urheberrechte am Text. (Nicht etwa "die Wikipedia" oder konkreter "Die Wikimedia Foundation", auch wenn dieses oft angenommen wird.)
Die Artikeltexte der Wikipedia können meiner Einschätzung nach derzeit beliebig lizenzwidrig ge- und mißbraucht werden, ohne dass die Täter irgendwelche juristischen Konsequenzen fürchten müssten. Nach meinen Informationen hat noch kein Artikelautor seine Ansprüche gegen einen solchen lizenzlosen Nutzer durchsetzen können, und dieses bislang auch nicht ernsthaft versucht. Es hat allenfalls formlose Mailwechsel auf Initiative unbeteiligter Wikipedianer gegeben, die sich oft mit dem Vorwurf der Besorgung fremder Rechtsgeschäfte konfrontiert sehen.
(Als Hinweis, teilweise in eigener Sache: Bei den Fotografen verhält sich dieses oft anders, hier wurden bereits mehrfach deutsche Gerichte bemüht.)
-jha-
On Dec 5, 2007 7:58 PM, Johann H. Addicks addicks@gmx.net wrote:
Die Artikeltexte der Wikipedia können meiner Einschätzung nach derzeit beliebig lizenzwidrig ge- und mißbraucht werden, ohne dass die Täter irgendwelche juristischen Konsequenzen fürchten müssten.
Dank Necro wissen wir, daß es möglich ist, Mißbrauch zu unterbinden. Wer von den (großanteiligen) Autoren wäre denn bereit, die Nutzungsrechte an seinen Texten an eine "Verwertungsgesellschaft" zu geben, die 1. den Text unter GFDL stellt 2. Nutzungen ohne Einhaltung der GFDL abzustellen versucht
? Vorbild könnte hier gpl-violations.org sein.
Mathias
Mathias Schindler schrieb:
Wer von den (großanteiligen) Autoren wäre denn bereit, die Nutzungsrechte an seinen Texten an eine "Verwertungsgesellschaft" zu geben, die
- den Text unter GFDL stellt
- Nutzungen ohne Einhaltung der GFDL abzustellen versucht
Klingt nicht schlecht, die Idee. Könnte Wikimedia Deutschland das übernehmen?
Marco
PS: Wie verhält es sich da eigtl. mit außerdeutschen Seiten oder Seiten, wo der Betreiber nicht ermittelt werden kann?
Klingt nicht schlecht, die Idee. Könnte Wikimedia Deutschland das übernehmen?
Da gab es mal ein Statement, dass sinngemäß auf "Wikimedia will kein Klageverein sein" zusammenfassbar wäre.
PS: Wie verhält es sich da eigtl. mit außerdeutschen Seiten oder Seiten, wo der Betreiber nicht ermittelt werden kann?
Das ist ein reichlich akademisches Problem wenn wir nichtmal uns bekannten, in Deutschland gemeldeten Gewerbetreibenden etwas tun.
-jha-
Also ich kann meinetwegen (und wenn es zu Testzwecken ist) meine Nutzungsrechte an [[Eberswalde]] an den Verein oder die Foundation abtreten. Deshalb muß ja nicht gleich geklagt werden, falls nötig, könnte das ein Präzedenzfall sein. http://vs.aka-online.de/cgi-bin/wppagehiststat.pl?lang=de&page=Eberswald... Ich weiß, das Tool von Aka ist nur bedingt aussagefähig. Aber ich denke, da könnte ich mich als "Hauptautor" bezeichnen.
Ralf
Am 05.12.07 schrieb Johann H. Addicks addicks@gmx.net:
Klingt nicht schlecht, die Idee. Könnte Wikimedia Deutschland das übernehmen?
Da gab es mal ein Statement, dass sinngemäß auf "Wikimedia will kein Klageverein sein" zusammenfassbar wäre.
PS: Wie verhält es sich da eigtl. mit außerdeutschen Seiten oder Seiten, wo der Betreiber nicht ermittelt werden kann?
Das ist ein reichlich akademisches Problem wenn wir nichtmal uns bekannten, in Deutschland gemeldeten Gewerbetreibenden etwas tun.
-jha-
WikiDE-l mailing list WikiDE-l@lists.wikimedia.org http://lists.wikimedia.org/mailman/listinfo/wikide-l
On Dec 5, 2007 8:54 PM, Johann H. Addicks addicks@gmx.net wrote:
Klingt nicht schlecht, die Idee. Könnte Wikimedia Deutschland das übernehmen?
Da gab es mal ein Statement, dass sinngemäß auf "Wikimedia will kein Klageverein sein" zusammenfassbar wäre.
Ja, hinter dem stehe ich auch heute noch. Abgesehen von einem ganzen Rattenschwanz an Fragen, ob sowas vereinbar wäre mit unserer Gemeinnützigkeit und Leistungsfähigkeit. Im Zweifel wäre das eine GmbH, die sich aus Klagen selbst und ihre Anwälte finanzieren würde. Nur halt vermutlich zu den Guten gehörig, eine dünne Trennwand zwischen ihr und der RIAA.
Am Mittwoch, 5. Dezember 2007 20:05:41 schrieb Mathias Schindler:
Dank Necro wissen wir, daß es möglich ist, Mißbrauch zu unterbinden. Wer von den (großanteiligen) Autoren wäre denn bereit, die Nutzungsrechte an seinen Texten an eine "Verwertungsgesellschaft" zu geben, die
- den Text unter GFDL stellt
- Nutzungen ohne Einhaltung der GFDL abzustellen versucht
? Vorbild könnte hier gpl-violations.org sein.
Klingt gut.
Ich wäre bereit mich durch Wikimedia (Deutschland) oder eine andere adäquate juristische Person bei der Durchsetzung der Lizenzbestimmungen vertreten zu lassen (im Grunde machen wir das ja schon so, wenn auch nicht formaljuristisch ;).
Daniel
Mathias Schindler schrieb:
Dank Necro wissen wir, daß es möglich ist, Mißbrauch zu unterbinden. Wer von den (großanteiligen) Autoren wäre denn bereit, die Nutzungsrechte an seinen Texten an eine "Verwertungsgesellschaft" zu geben, die
- den Text unter GFDL stellt
- Nutzungen ohne Einhaltung der GFDL abzustellen versucht
? Vorbild könnte hier gpl-violations.org sein.
Mathias
Vor dem Hintergrund, dass eine ernsthafte Weiternutzung unter der GNU-FDL praktisch nicht möglich ist, würde ich so etwas nur unterstützen, wenn die Autoren gleichzeitig zu einer Doppel-Lizenzierung unter einer besser geeigneten Lizenz (cc-by-sa o.ä.) genötigt werden. Ein Gutteil der nicht lizenzkonformen Weiternutzung halte ich für ein selbstgebasteltes Phänomen, das auf die mangelnde Praktikabilität der GNU-FDL zurückzuführen ist.
Gruß Reinhard Kraasch
Vor dem Hintergrund, dass eine ernsthafte Weiternutzung unter der GNU-FDL praktisch nicht möglich ist, würde ich so etwas nur unterstützen, wenn die Autoren gleichzeitig zu einer Doppel-Lizenzierung unter einer besser geeigneten Lizenz (cc-by-sa o.ä.) genötigt werden.
Letztere ist -wie wir inzwischen wissen- ein Freifahrtschein für "Provider", sich selbst als "Attribution" (Namensnennung) einzusetzen, so denn nur mindestens zwei CC-by-sa-Werke zusammengefügt wurden.
Ein Gutteil der nicht lizenzkonformen Weiternutzung halte ich für ein selbstgebasteltes Phänomen, das auf die mangelnde Praktikabilität der GNU-FDL zurückzuführen ist.
Diese Meldung ordne ich in die Kategorie "Nebelkerze" ein. Schaue Dir bitte "Weiternutzung/Mängel" an und sage dann, welcher Prozentsatz dieser unter Maßgabe dass CCbysa lizenzkonform sein. Cut&Paste von Artikeln ohne jede Quellenangaben oder maximal "aus Wikipedia" wird auch durch die Nutzung einer anderen Lizenz hier bei uns nicht legal.
Die Erklärungen auf WP:LB sind klar und deutlich http://de.wikipedia.org/wiki/WP:LB#f.C3.BCr_Artikel und an jeder Ecke prominent verlinkt. Auf Unwissenheit oder sonstwie gutgläubigen Erwerb kann sich niemand herausreden.
-jha-
Hallo, Am Mittwoch 05 Dezember 2007 23:05:05 schrieb Johann H. Addicks:
Letztere ist -wie wir inzwischen wissen- ein Freifahrtschein für "Provider", sich selbst als "Attribution" (Namensnennung) einzusetzen, so denn nur mindestens zwei CC-by-sa-Werke zusammengefügt wurden.
selbst wenn das der Fall wäre, dann gibt den Text einfach unter Version 2.0 oder früher frei. Die Möglichkeit, eine Institution als "by" zu benennen gibt's doch erst seit Version 2.5 - und für gibt's noch nicht mal eine deutsche Übersetzung.
Mit freundlichen Grüßen DaB.
Am Mittwoch, 5. Dezember 2007 20:05 schrieb Mathias Schindler:
On Dec 5, 2007 7:58 PM, Johann H. Addicks addicks@gmx.net wrote:
Die Artikeltexte der Wikipedia können meiner Einschätzung nach derzeit beliebig lizenzwidrig ge- und mißbraucht werden, ohne dass die Täter irgendwelche juristischen Konsequenzen fürchten müssten.
Dank Necro wissen wir, daß es möglich ist, Mißbrauch zu unterbinden. Wer von den (großanteiligen) Autoren wäre denn bereit, die Nutzungsrechte an seinen Texten an eine "Verwertungsgesellschaft" zu geben, die
- den Text unter GFDL stellt
- Nutzungen ohne Einhaltung der GFDL abzustellen versucht
? Vorbild könnte hier gpl-violations.org sein.
Mathias
Könnte eine solche Gesellschaft eventuell auch schadensersatzpflichtig gemacht werden für Lügen, welche zum Zweck der Rufschädigung gegenüber Einzelnen immer wieder in Wikipedia auftauchen?
Andreas Röhler