Ulrich Fuchs wrote:
Und die kucken in einer entsprechenden Fan-Seite nach.
Wir müssten jeden
dieser Artikel beginnen mit "Ein Dilizium-Kristall ist ein FIKTIVER
Kristall", damit wir die normal "browsenden" Benutzer nicht irreführen.
Dieser Zustand wäre untragbar und genau das sagte ich vorhin: Mit dem
bestehenden User Interface geht sowas natürlich nicht.
Die
sind aber extrem irritiert, wenn sie (ab einer bestimmten Schmerzgrenze) z.B.
beim klick auf "zufälliger Artikel" irgendwas über die drittletzte Nebenfigur
eines unbekannten Mangas bekommen.
S.o. Im Moment haben wir den Zustand, daß jeder zweite gefühlte Artikel
in en eine popelige Stadt mit 10 Leuten in der Pampa ist, deren einziger
Beleg einer Existenz mal ein Census war. Für kleine Werte von 2.
Das beißt sich ganz einfach mit dem
Anspruch Enzyklopädie zu sein.
Ack. Und um es gleich zu sagen, ich kann auch nicht sagen, wie so etwas
aussehen müsste. Aber ich halte es durchaus möglich, aus dem flachen
Linksystem der wikipedia auszubrechen.
Zweitens verprellt sowas hochwertige Autoren. Du wirst
keinen Professor der
Quantenphysik dazu bekommen, was über sein Thema zu verfassen, wenn sein
Artikel irgendwann von Links auf Warpdrives etc. wimmelt
Auch hier: Ack.
- wenn er ein guter
Autor ist, wird er sicher bei Gegebenheit auf den Warp-Antrieb hinweisen,
aber ein Link auf die Rolle, wer den wo im Startrek-Universum erfunden hat,
wäre schlicht falsch: Grundsätzlich erzeugen Links zu fiktiven
Figuren/Geschehnissen Rauschen, und eine Enzyklopädie ist primär dazu da, das
Rauschen auszufiltern.
Rauschen ist relativ.
>Warum auch nicht? Jedes Partikularinteresse ist
zuerst einmal
>zulässig,
Siehe oben. Ist es nicht, da es zur Verrauschung
führt.
Das ist ein Problem der Praxis, nicht um Anspruch. Dein Satz ist gültig,
sofern er sich auf den tradeoff bei der Gestaltung der wikipedia bezieht.
>wird dann in Ermangelung von Platz oder Lesbarkeit
unstatthaft
>und kann seine Legitimität wiedererlangen, wenn man sich einmal von den
>Grenzen von Papier löst.
Nein, es erlangt seine Legitimität dann, wenn es kein
Partikularinteresse mehr
ist: Ein "Captain Kirk" ist längst enzyklopädisch, der braucht einen Artikel.
Eine Mutter von Deana Troy ist es nicht, auch wenn sie eine interessante
Figur ist.
Aber natürlich wäre der Charakter Luiaxana geeignet, wenn es bereits ein
riesiges Konstrukt zur Psychologie und Mutter-Komplexen gäbe. Es gibt -
neben dem Problem, einen handwerklich guten Artikel zu bekommen - vor
allem das Problem, wie man so einen Artikel einbinden könnte, ohne dass
es als Rauschen aufgefasst würde.
Mit der Betonung auf "Wissen". Das ist etwas
anderes als "Information".
Ja. Also nicht "Luiaxana Troi wurde am 21.5.2201 auf der
Betazoid-Heimwelt geboren", sondern eine Herangehensweise über die
Gestaltung eines Filmcharakters.
>Ich bin mir sicher, daß du einen Artikel über
>"Star-Trek-Herrschaftsutopie" zulassen würdest, wenn dieser stilsicher
>und gutes Deutsch wäre, inhaltlich das halten würde, was er verspräche
>und auch von Aunt Tillie verstanden würde.
Nein, das wäre ein integraler Bestandteil des Artikels
"Star-Trek". Von mir
aus ein Unterartikel - aber er gehört zum Begriff "Star-Trek", der - das hab
ich nie bestritten - gerne einen zehn DIN-A4-Seiten langen Artikel bekommen
darf.
Ab einer gewissen Tiefe der Seite werden Referenzierungsmethoden nötig,
die daraus gefühlt einzelne Artikel machen. Der einzige, der so etwas
unterscheiden würde, wäre ein SQL-counter.
eben. En ist da
in einigen Punkten weiter
Ich habe das immer bestritten und werd meine Meinung da auch nicht ändern: En
ist meines Erachtens auf dem falschen Gleis, das Rauschen hat da längst
überhand genommen. Anders formuliert: Die Quote enzyklopädisch brauchbarer
Artikel ist geringer als bei uns, weil Tiefe in Breite umgestrickt wird. Wir
versuchen das zu vermeiden und schieben zusammen, was zusammengehört.
"weiter" heisst nicht, daß es "besser" ist. Im Zweifelsfall wird das
Problem bei en schneller akut werden und man wird dann dort einen Modus
finden, vernünftig zu squelchen. Sowas wie ein Menachem Begin-Effekt.
Das ist ein durchaus enzyklopädisches Thema. Nochmal:
Ich hab nix gegen viele
Artikel zu Spezialthemen. So lange es sich um reale Themen handelt, nicht um
Fiktion. Wir leben mit einer Enzyklopädie in der Wirklichkeit, nicht in einer
Phantasiewelt.
Ja.
Trivia haben ihren Platz, Wichtige Bücher, Filme,
Alben,
Serienfiguren haben ihren Platz, aber die Frage muss immer sein: Gibt es eine
Situation, in der Otto-Normalbürger in die Situation kommt, sowas
nachschlagen zu müssen, weil beruflich, ausbildungsmäßig oder im Alltagsleben
von ihm/ihr erwartet wird, das zu *wissen* (oder wissen zu müssen, wo's
steht).
Ich wage nicht beurteilen zu können, was jemand wissen können darf und
was nicht.
Nochmal: Wer die Mutter von Deanna Troy ist, wird nie
jemand
nachschlagen müssen, weil es keine Situation gibt, in der jemand erwarten
würde, dass man das weiß.
Mir fallen spontan genug Situationen ein, in der es nicht um den Namen
der Mutter ging, sondern um ihren Archetypus. Du kannst nicht die
Legitimität eines Artikels durch die Begrenzung der Herankommensweise an
einen Artikel angreifen.
Anders formuliert: Wenn die oben genannten
Rahmenbedigungen (man *braucht* das
Wissen) für einen Begriff nicht zutreffen, senkt ein entsprechender Eintrag
das Niveau insgesamt ab und verprellt zahllose Autoren, die eben *ernsthaft*
arbeiten wollen und nicht in einer Kinderkramfanumgebung, weil sie sich
nämlich selber schaden würden, wenn sie es täten. Das ist ein Argument, dass
immer wieder vergessen wird.
Deine Argumente sind gültig, allerdings auf eine völlig nahe Ist-Zeit
beschränkt. Die meisten Sätze unterschreibe ich sofort, sage nur, daß
man die geschilderten Probleme umgehen kann. Solange, wie weder ich noch
jemand anderes ein User Interface präsentieren kann, das vernünftig
squelchen kann, werde ich auch nicht anfangen, über solche Artikel
nachzudenken.
Und das mit den 100.000 exzellenten Artikeln schaffen wir auch :)
Mathias