Hmmm,
darüber müsste man lange nachdenken. Guardian schreibt über einen recht seltsamen Fall:
http://blogs.guardian.co.uk/news/archives/internet/2005/04/12/wikipedia_firs...
Am 9. April starb Andrea Dworkin. Über eine feministische Mailingliste kam diese Nachricht schnell in die Welt, wurde aber von Zeitungen noch nicht aufgenommen. auf [[en:Andrea Dworkin]] kam es zu einem Hin und Her und zu den Diskussionen. Letztlich war es korrekt und wikipedia hatte weit vor allen Nachrichtenagenturen und Zeitungen dieser Welt das korrekte Todesdatum eingetragen.
Die Vorsicht, in Ermangelung von weiteren Quellen das Todesdatum lieber herauszulassen, finde ich angemessen.
Mir geht durch den Kopf, ob das ein Einzelfall war oder ob wir damit rechnen müssen, in Zukunft nicht nur 5 Sekunden schneller als tagesschau.de zu sein, wenn es um den [[Lauschangriff]] geht, sondern auch in anderen Bereichen zeitlichen Vorsprung herauszuarbeiten.
Mit der (gefühlten) abnehmenden Relevanzhürde ist natürlich ein Grundstein gelegt, daß wenn aus der vierten CDU-Riege jemand Generalsekretär wird, wir dann schon seit Monaten vernünftige Angaben zu ihm haben, wärend andere Medien oder gar Archaeolexikalische Projekte erstmal den dpa-Stream und die jeweilige Pressestelle nerven müssen.
"Conversationslexikon mit vorzüglicher Rücksicht auf die gegenwärtigen Zeiten" versus "Conversationslexikon mit vorzüglicher Rücksicht auf die künftigen Zeiten", wenn man es zuspitzen will.
Ob so etwas wünschenswert ist oder nur als Einzelfall hinnehmbar ist, wage ich nicht zu beurteilen.
Mathias
Hi Wikipedianer,
Mathias Schindler schrieb am 04/12/2005 05:14 PM:
Mit der (gefühlten) abnehmenden Relevanzhürde ist natürlich ein Grundstein gelegt, daß wenn aus der vierten CDU-Riege jemand Generalsekretär wird, wir dann schon seit Monaten vernünftige Angaben zu ihm haben, wärend andere Medien oder gar Archaeolexikalische Projekte erstmal den dpa-Stream und die jeweilige Pressestelle nerven müssen.
Nein. Die gucken in die Wikipedia :-)
Tschuess, Tim.
Mathias Schindler wrote:
[...] wikipedia hatte weit vor allen Nachrichtenagenturen und Zeitungen dieser Welt das korrekte Todesdatum eingetragen.
Ob so etwas wünschenswert ist oder nur als Einzelfall hinnehmbar ist, wage ich nicht zu beurteilen.
In speziellen Fällen (nämlich faktisch leicht nachprüfbaren und abgeschlossenen) sehe ich da kein Problem; im Normalfall ist das Streben nach "Tagesaktualität" m.E. jedoch strikt abzulehnen:
* Ziel der Wikipedia als Versuch der Erstellung einer Enzyklopädie ist es, bleibendes Wissen zu sammeln und zu präsentieren. Meldungen über tagesaktuelle Debatten dürften gerne in die geeigneten Artikeln integriert werden - nur bitte sorgfältig abgehangen und kompakt zusammengefasst - und etwa so, wie es Jahrbücher tun, nur eben etwas zeitnäher. Referatdienstartige Passagen, an die alle paar Tage ein neuer Satz angfrickelt wird, machen allzu viele Artikel zu aktuellen Themen wie Hartz IV oder ALG-II ziemlich unlesbar.
* Für aktuelle Meldungen gibt es mit Wikinews das passende Medium. Warum sollte Wikinews nicht über den Tod von Dworkin berichten, auch wenn kein "seriöser" Ticker die Meldung hatte? Ziel von Wikinews kann es ja nicht sein, ausschließlich die Meldungen anderer Medien umformuliert nachzubeten.
Man sagt ja, nichts sei uninteressanter als die Zeitung von gestern; dieses Problem sollte sich die Wikipedia nicht noch mehr einfangen, als es ohnehin schon präsent ist.
MfG -asb
Am Dienstag, den 12.04.2005, 19:08 +0200 schrieb Agon S. Buchholz:
Mathias Schindler wrote:
[...] wikipedia hatte weit vor allen Nachrichtenagenturen und Zeitungen dieser Welt das korrekte Todesdatum eingetragen.
Ob so etwas wünschenswert ist oder nur als Einzelfall hinnehmbar ist, wage ich nicht zu beurteilen.
In speziellen Fällen (nämlich faktisch leicht nachprüfbaren und abgeschlossenen) sehe ich da kein Problem; im Normalfall ist das Streben nach "Tagesaktualität" m.E. jedoch strikt abzulehnen:
Full ACK. Wer das nicht einsehen will, möge aus der Situation bei Brockhaus Anfang des 19. Jahrhunderts lernen...
Matthias
Quoting Matthias Richter wort@informatik.uni-leipzig.de:
Full ACK. Wer das nicht einsehen will, m?aus der Situation bei Brockhaus Anfang des 19. Jahrhunderts lernen...
wie war die situation damals? (zu dem zeitpunkt habe ich mich noch nicht fuer den brockhaus interessiert)
Am Mittwoch, den 13.04.2005, 10:27 +0200 schrieb elvis@chan.de:
Quoting Matthias Richter wort@informatik.uni-leipzig.de:
Full ACK. Wer das nicht einsehen will, m?aus der Situation bei Brockhaus Anfang des 19. Jahrhunderts lernen...
wie war die situation damals?
F.A.B. versuchte mit ständigen Neuauflagen die Höhe der Zeit zu erfassen, vereinfacht gesagt. Daher rührt auch der von Mathias zitierte Titel von der vorzüglichen Rücksicht auf die gegenwärtigen Zeiten. Wikipedia wollte eigentlich mal kein Konversationslexikon werden, ist aber u.a. durch den Befall mit dem Aktualitätswahn auf dem <Adjektiv nach Wahl einfügen> Weg dorthin.
--8< snip >8-- Titel: Die Geschichte des Grossen Brockhaus : vom Conversationslexikon zur Enzyklopädie Verfasser: Zum Hingst, Anja Verleger: Wiesbaden : Harrassowitz Erscheinungsjahr: 1995 --8< snap >8--
Matthias