On Mon, 02 Aug 2004 19:41:30 +0200 Jakob Voss gmane-user@nichtich.de wrote:
Klaus Graf wrote:
Fragen der sog. [[Bildrechte]] bei öffentlichen Institutionen wie Museen verhindern eine angemessene Illustration. Hier kann man eben nicht hergehen und
selber
fotografieren. Die Konsequenz: oft schlechte alte Schwarzweiss-Fiktivportraets, aus uralten Buechern gescannt.
Wo ein Wille, da auch ein Weg. Bislang habe ich noch nicht den Eindruck, dass Hunderte Wikipedianern vor den Museen stehen und nur darauf warten, alles zu Fotografieren und in die Wikipedia einzustellen. Also: rein in die Museen und los - wenn man erst dumm fragt, kriegt man natürlich die Antwort "Alle Rechte liegen bei uns", ob es stimmt oder nicht. Im übrigen gibt es genug uralte Bücher, die schöne Abbildungen beeinhalten, die aber noch niemand eingescannt hat. Auch da: Selber machen, anstatt die Verhältnisse anprangern!
Ich finde es ausserordentlich aergerlich, dass jede Kritik mit dem Totschlagargument "selber machen" beiseitegeschoben wird. Die Groesse der Wikipedia macht es unmoeglich, dass ein einzelner hier irgend etwas erhebliches leisten kann.
Es sei jeder, der mit so wohlfeilen Ratschlaegen aufwartet, aufgerufen, die von mir verlinkte Diskussion zur ANGEMESSENEN Bebilderung des Artikels Albrecht der Baer zur Kenntnis zu nehmen.
Es ist unbestritten, dass es eine Menge gemeinfreies Material gibt, das sich gut zur Illustration eignen mag. Wenn man aber gewisse qualitative Ansprueche an die Illustration stellt - und diese nicht einfach als irgendein huebsches Bildchen sieht -, stoesst man aufgrund der GNU-FDL sehr rasch an Grenzen. Viele Archive, Bibliotheken und Museen weltweit wuerden ohne die kommerzielle Nachnutzung, von der man ja nicht abweichen will, einer Nutzung in der Wikipedia kostenfrei zustimmen. So aber muessen wir auf einen exzellenten Fundus hochwertiger Abbildungen verzichten.
Gewiss gibt es von Flachware oft gute Farbabbildungen in Buechern und wenn man der von mir vertretenen Auffassung folgt, dann entsteht dabei kein Leistungsschutzrecht (siehe [[Bildrechte]]. Ich sehe aber nicht, dass diese Auffassung hier konsensfaehig waere.
Es gibt aber nicht nur Flachware. Schon bei Muenzen - eine nicht ganz unwichtige Bildquelle - wird man annehmen muessen, dass ihr Relief dreidimensional ist und daher ein Lichtbild entsteht. Solche Muenzen kann man in der Regel auch nicht einfach in einer Dauerausstellung fotografieren, man braucht dazu die Zustimmung der Sammlung.
Auf irgendeiner Diskussionsseite der Wikipedia wurde zum "Deutschen Museum" festgestellt, dass die dortige Fotografier-Regelung keine gewerbliche Nutzung zulaesst (ich zitiere aus der Erinnerung) und daher nicht mit der FDL vereinbar ist.
Natuerlich kann man einfach in die Museen gehen und fotografieren - ich habe fuer jegliche Art von buergerlichem Ungehorsam gegenueber der monopolisierenden Vermarktung gemeinfreien Kulturguts weissgott grosse Sympathien. Aber wenn man die Regeln als juristischen Vertrag sieht, bedeutet die GNU-FDL-Lizenz fuer solche Fotografien einen Vertragsbruch - so wuerden zumindest die Museen das sehen.
Nichts dagegen, solche Risiken einzugehen - aber bisher habe ich die generelle Linie der Wikipedia de in Sachen Urheberrecht eher als uebervorsichtig aufgefasst.
Dr. Klaus Graf http://www.uni-freiburg.de/histsem/mertens/graf/kultjur.htm