Ulrich Fuchs schrieb:
Ich hatte eine entsprechende Löschanregung schon länger auf meiner todo-Liste aber hab es leider schleifen lassen. Der Mann hat völlig Recht: Die Stichworte zusammenzustellen ist eine gewaltige (und zu Recht urheberrechtlich geschütze) geistige Leistung. Sofort löschen
An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, daß es sehr wohl noch Freiräume in der wissenschaftlichen Erforschung von Enzyklopädien gibt. Dazu gehört unter anderem auch die Erforschung der wikipedia selbst und dann auch eine methodisch saubere Darstellung von Vergleichsarbeiten - quantitativer und qualitativer Art. Das UrhG würdigt wissenschaftliche Arbeit und es räumt dabei einige Möglichkeiten ein.
Ebenso geht es mir darum, daß die Wikipedia nichts von dem Anspruch abgibt, die Inhalte frei und selbst zu erarbeiten, wenn sie feststellt, daß sie in der Literaturwissenschaft nicht die Tiefe des Brockhauses oder von Kindler hat.
Das sind beides Punkte, die mit dem berechtigten Anliegen des Herrn Kreissig nichts zu tun haben und auch nicht in einen Topf geworfen gehören.
Abgesehen von dem Koexistenzprinzip wäre Brockhaus massiv retardiert, wenn sie nicht auch aus der wikipedia Inspiration mitnähmen. Dazu gehört natürlich auch, daß sie ggf. auch mal irgendwann einen Biologen oder Physiker anquatschen und abwerben - den CV als history dick vor Augen. Kreissig hat wohl schon 94 mit der c't Leserbriefe getauscht und wird wissen, wie man die history-Funktion der wikipedia benutzt und den Emailbutton drückt. Vor allem, wenn die wikipedia-Autoren neben ihrer faktischen Kompetenz der deutschen Seele mit einem PhD oder M.A. eine Streicheleinheit verpassen können. Irgendwo müssen die Experten, die alles DREIMAL prüfen, ja herkommen.
Dass sie Produktionsmethoden der Wikipedia übernehmen, ist abwegig und darum geht es nicht und auch die LSBS wird ein Privileg der wikipedia bleiben.
x Dinge, von denen ich annehme, daß sie durch Brockhaus wohl realisiert werden könnten: # Aufnahme eines Eintrages "wikipedia" in die techniklastigen editionen # diskussionsforenähnliche Käfige unter Artikeln in xipolis # wie gesagt, Abwerbeversuche # die ein oder andere käufliche Erwerbung von Bildrechten # die ein oder andere Abmahnung wegen URVs aus dem Brockhaus ODER # die ein oder andere Kooperation zum gemeinsamen Suchen nach URVs :) # weiterführung und Ausbau der FUD # Debatten um den Rückbau der Wertannahmen des enzyklopädischen Marktes (dank Wikipedia) ...
Auf mittlere Sicht sehe ich keinen Bedarf mehr an closed source-Enzyklopädien. Koexistenzdebatten werden dabei nicht wirklich zwischen der wikipedia und Brockhaus geführt, sondern eher noch zwischen Brockhaus und den Firmen, die mit den Inhalten der wikipedia GFDL-konform Geld machen werden und dann im Regal neben Brockhaus stehen werden.
"Geprüftes Wissen" ist jedenfalls das dümmste aller Argumente zur Selbstlegitimierung von closed source, solange Brockhaus nicht bereit ist, im Versagensfalle Regressforderungen statt zu geben. Finde den Fehler und du bekommst 10 Euro, 100 Euro, n Euro. Ob sie bereit sind, diesen Weg zu gehen, wage ich zu bezweifeln.
Mathias