Henriette Fiebig schrieb:
Das ist richtig. Und das kann man schlimm, furchtbar und zum Haareraufen finden. Aber: Wie sollen wir dem Herr werden? Hast Du einen guten Vorschlag, wie man das ein für alle Mal abstellen kann? Es gibt halt nur eine relativ konstante Anzahl von Leuten, die regelmäßig und verantwortungsbewußt mitarbeiten, und die scheint sich nicht dramatisch zu erhöhen. Wie sollen es denn die paar (im Verhältnis zur Gesamtzahl der Artikel) Leutchen schaffen auf allen Gebieten so derart beschlagen zu sein, daß sie _jeden_ Vandalismus erkennen?
Das funktioniert mit Vandalismus ebenso wenig wie mit schlicht sachlich falschen Einträgen. Es ist eine Binsenweisheit, daß ein für alle offenes Projekt wie die Wikipedia (a) sehr anfällig für Sabotage ist - siehe Usenet, siehe IRC, siehe Spam bzgl. aller Übertragungswege - und (b) sich das inhaltliche Qualitätsniveau auf die Dauer (bestenfalls) im durchschnittlichen Bereich bewegen wird.
Deshalb gibt es ja Editoren, Lektoren, usw., die ein inhaltlich-formales Qualitätsniveau sicherstellen. Ohne das geht es - auf die Dauer - nicht. Das wird auch die Wikipedia einsehen können. Soziale Probleme lassen sich allenfalls begrenzt mit technischen Mitteln lösen. :)
Daraus abzuleiten, daß der Rest der WP ebenfalls ein Haufen aus Fehlern ist, das wäre nun wirklich nicht statthaft
Man kann daraus aber sehr ableiten, daß jeder andere Artikel genauso gut erhebliche - böswillige oder aus Unkenntnis eingebrachte - Fehler enthalten kann. Das ist für Fachkreise eigentlich keine Neuigkeit mehr, aber für die Allgemeinheit sicher schon.
Mein Mitleid mit Leuten, die jeden Kram unhinterfragt glauben, das hält sich ziemlich in Grenzen.
Ist es nicht ureigenster Zweck einer Enzyklopädie, daß man an einer Stelle nachschlagen und sich dann auch auf die Inhalte dort verlassen kann, statt selbst alles recherchieren zu müssen?
Ich sehe allerdings - und da schränke ich meinen letzten Satz da oben wieder ein -, daß einerseits gelästert wird über die Schüler, die eine 6 auf ihre Hausaufgabe bekommen, weil sie aus der WP kopiert haben und unkritisch die Fehler der WP gleich mit; aber es wird gar nicht die naheliegende Frage gestellt, _warum_ denn die Schüler aus der WP abpinnen und nicht in die Bibliothek gehen oder zu Haus in drei Lexika das Gelesene nachgeprüft haben.
Weil Wikipedia behauptet, eine Enzyklopädie zu sein, die der EB mindestens ebenbürtig sei. Warum sollte man die Aussagen dort dann in einer anderen Enzyklopädie prüfen oder selbst recherchieren? :)
Ich frage: Wieviele Leute sind denn heute noch in dieser Lage? Ist es denn nicht so, daß heute unheimlich viele Leute schlicht _angewiesen_ sind auf ein kostenloses Nachschlagewerk?
Insbesondere Schüler und Studenten, die ja keinerlei Zugriff auf Bibliotheken hätten. :)
Und ist denn nicht so, daß vor allem die Lehrer - und wohl auch die Uni-Dozenten - aufgefordert sind, den Schülern und Studenten beizubringen wie man richtig recherchiert?
Das tun sie auch. Interessiert nur niemand. Oder glaubst Du, man mutet Schülern zu, einfach mal eben so ein Referat zu schreiben, ohne daß ihnen das je erklärt worden wäre, wie das geht? Der Versuch, anderen ewtas beizubringen, kann aber nur funktionieren, wenn die das auch lernen - und umsetzen - wollen. Referate bestehen doch nicht deshalb aus Ausdrucken der Wikipedia, weil die Betreffenden es nicht besser wissen (könnten), sondern weil's (a) so bequem ist und man (b) glaubt, das wäre genauso gut wie das Abschreiben aus Lehrbüchern und Lexika. (Natürlich geht beides am Ziel vorbei; letzteres ist aber zumindest mutmaßlich inhaltlich richtig.)
Was ist denn das eigentlich für eine Bigotterie des Lehr- und Lernbetriebes, wenn man die Schüler an die Computer scheucht und ihnen einbimst, daß es ohne Computer heute gar nicht mehr geht und sie hinterher abstraft, weil man es verabsäumt hat, ihnen beizubringen, wie man mit den Inhalten umgeht?!
Schule (Gymnasium) und erst recht Universität sind keine Stätten, in denen man die Insassen drillt und ihnen Wissen eintrichtert - oder sollten es jedenfalls nicht sein -, sondern solche, in denen man ihnen ermöglicht, zu lernen. Wenn sie das nicht lernen (wollen), ist das kein Versäumnis der Lehrer und Dozenten, sondern der Schüler und Dozenten.
-thh