Am Donnerstag, 18. März 2004 18:18 schrieb Karl Eichwalder:
Ulrich Fuchs mail@ulrich-fuchs.de writes:
Ein Eigentümer eines Kunstwerkes kann mit seinem Eigentum machen, was er will.
nein. bitte im grundgesetz nachlesen. dort steht, daß eigentum verpflichtet.
Jau. Und dem tun die Museen genüge, indem sie ihre Bilder ausstellen.
und im falle von (öffentlichen) museen sind die dinge komplizierter, aber im grunde auch viel einfacher. die museen haben einen auftrag, dem müssen sie nachkommen.
Tun sie ja. Bilder ausstellen.
und andersrum ist es museen nicht gestattet, im großen umfang umsatz oder gar gewinn zu machen (z.b. durch einen schwunghaften postkarten handel).
Museen sind Zuschussbetriebe. Das gilt sogar für den Louvre samt Monalisa
Wer mehr nutzt, zahlt mehr.
so möchten das gern die verwertungsgesellschaften. das urheberrecht kennt diesen satz aber nicht.
<advocatus diaboli mode>
Die Welt besteht aber nunmal nicht nur aus Urheberrecht, das wird bei der Opensource/Opencontent-Diskussion immer schnell vergessen. Irgendjemand muss das Brötchen der Wachmänner/frauen bezahlen, die Du da oben forderst. Auch die klassische OpenSource-Software sollte mal durch ne Softwaresteuer finanziert werden, vergiss da nicht.
Anders ausgedrückt: Ein moralisches Recht an der Öffnung von Staatsleistungen kannst Du bestenfalls für die Dinge einfordern, die quasi als Nebenprodukt abfallen - beispielsweise Gesetzestexte oder Forschungsergebnisse von bezahlten Professoren, die fürs Forschen bezahlt werden (und auch da hast Du heute schon die Drittmittelbredoullie, weil Du die anders nicht finanziert bekommst).
Aber die Bürger einer Gesellschaft haben durchaus auch die Verpflichtung, das zu finanzieren, was sie von Ihrem Staat als gesellschaftliche Leistung einfordern. Und da jeder was anderes priorisieren würde (wahrscheinlich würden im Notfall 90% lieber das örtliche Fußballstadion retten als das Museum oder die Oper), hat der Staat durchaus das recht, diejenigen, die bspw. heere Kultur als unbedingt notwendig erachten, auch zur Kasse zu beten. Und zwar mehr als die Fussballfans, die ihre Zeit im Stadion statt mit Museumsbesichen oder dem Studium von Bildbänden verbringen - die zahlen dafür über Ihre Eintrittskarte für den nächsten Stadionneubau.
</advocatus diabli mode>
Letztlich funktioniert diese Lastenverteilung ja relativ gut. Das Problem, was entsteht, sind relativ mächtige Verwertungsgesellschaften, die den technischen Zugang zu öffentlichem Gut hochschrauben, selbst wenn man es gerne bezahlen würde. Reprogebühren in Museen sind nicht sehr hoch, und könnten mit fortschreitender Digitalisierung immer weniger weniger. Aber dadurch steigt auch der Anreiz zum Geldverdienen, und weil man zwar Geld will, aber keinen Ärger, lagert man das an eine private Gesellschaft gegen prozent. Beteiligung aus, die die Preise dann noch höher schraubt und vor allem anfängt, den Zugang massiv über technische Verfahren zu restringieren. Das setzt dann die Zugangsschwelle und damit die Markteintrittschance für Newcomer bspw. im Buchmarkt hoch. Da ist das Problem, nicht bei der Moral.
Uli