DaB. wrote:
Dann wären ja beide Seiten bedient: Wir (die Welt)
haben den Text und
ein Einzelner hat das Original, dass er sammeln und irgendwann wieder
verkaufen kann.
Hi,
na, Du nimmst das ja locker :) Mittelalterliche Handschriften sind
Kulturgut und keine Autos, die man mal eben so verkauft. Bei den
Badischen Handschriften ist das Besondere, daß es sich dabei um über
Jahrhunderte gewachsene Bestände handelt, die (noch) in ihrem
Zusammenhang aufbewahrt werden. Was meinst Du, wie wertvoll das für die
Wissenschaft ist, wenn man ein Ensemble von Handschriften hat, die über
die Jahre in einer Bibliothek gesammelt wurden! Für die
Bibliotheksgeschichte stellen solche Bestände von Bibliotheken einen
unschätzbaren Wert dar. Ganz zu schweigen davon, daß man über die
Untersuchung dieser Bücher hochspannende (ok, ich find das spannend ;)
Dinge über frühere Benutzer dieser Bücher herausfinden kann (doch, doch:
die haben damals auch schon gern mal in den Büchern herumgekritzelt:
Damals sicher ein Ärgernis, heute für die Forschung sehr aufschlußreich).
Mal eben so einscannen und dann ab dafür ist echt keine Lösung. Zumal
die Handschriftenforscher letztendlich dann doch immer wieder mit den
Originalen arbeiten müssen: Wenn ein Original erstmal in einem
Privattresor in Japan verschwunden ist, dann kannste die Forschung zu
dieser Handschrift für ein paar Jahrzehnte schlicht knicken (oder für
immer, wenn nämlich bei so einem Privatmenschen die Hütte abbrennt und
die Handschrift auch gleich mit).
Und das waren jetzt nur die Gründe von philologischer Seite; das Ganze
hat ja auch noch einen politischen bzw. merkantilen Hintergrund (oder
nenn' ich das gleich mal Raffgier von Ex-Adligen??) …
Viele Grüße
Henriette
--
"Dieser visionaere Exzess beleidigte meine Unglaeubigkeit, und so
beschloss ich, keine Zeit mit diesen Mysterienjaegern zu verlieren,
sondern mich allein an die zeitgenoessischen Quellen zu halten."
Umberto Eco, Das Foucaultsche Pendel