Agon S. Buchholz schrieb:
elwp@gmx.de wrote:
Wievele kostenpflichtige Abmahnversuche gab es bislang und wieviel wollten die Anwälte durchschnittlich haben? Mir fällt gerade kein Grund ein, weshalb diese Zahlen nicht in die Öffentlichkeit gelangen dürften.
Ich habe hier einen Ordner mit folgendem Inhalt:
* Hinweis durch Kanzlei auf Wortmarke mit Bitte um Korrektur unseres Artikels, offensichtliche Abzocke, Kostennote lag nicht bei * Hinweis durch Kanzlei auf Wortmarke mit Bitte um Korrektur unseres Artikels, berechtigt, Kostennote lag nicht bei * Hinweis durch Kanzlei auf falsche Darstellung in einem Artikel, Unterlassungsverpflichtungs- erklärung, Kostennote 308,21€ (Gegenstandswert 3.000,-€) * Hinweis durch Kanzlei auf falsche Darstellung in einem Artikel, Unterlassungsverpflichtungs- erklärung, Kostennote lag nicht bei * Rechnung über 428,-€ wegen einer Bild-URV * außerdem eine Anfrage des LKA bzgl. eines Artikel beleidigenden Inhalts (Frage nach IP-Adresse, diese war aus der dem Schreiben beigehefteten Versionsgeschichte schon klar ersichtlich, naja)
Wie Arne schon schrieb, der Hinweis, dass der Wikimedia Deutschland e.V. nicht Betreiber des Angebotes ist genügte bisher, um weitere Rechtsstreitigkeiten zu verhindern. Wir haben keine der Unterlassungsverpflichtungserklärungen unterzeichnet, und auch keine der Kostennoten beglichen. In zwei Fällen wurde der Artikel entsprechend der Hinweise erweitert, bzw. klarer formuliert. Alle Schreiben wurden im Vorstand diskutiert, wo nötig wurde ein Anwalt hinzugezogen, und dann beantwortet. Die Recherche, in welchen Fällen tatsächlich berechtigte Forderungen (nicht nur im juristischen Sinne) vorliegen, die Gespräche mit Anwälten und das Aufsetzen eines Antwortschreibens nehmen eine beträchtliche Menge an Zeit (und Nerven) in Anspruch.
Andererseits irritiert mich Geheimniskrämerei in Hinterzimmern zumindest ebenso, wie ich Verständnis dafür habe, das man bei bestimmten Dingen lieber die Tür schließen möchte; es geht ja nicht allein um Abmahnungen, die mangels Verfolgbarkeit im Sande verlaufen, sondern beispielsweise auch um Strafanzeigen gegen einzelne Wikipedianer (z.B. Thread "Wir sind doch keine kriminelle Vereinigung" auf Wikide-L vor ein paar Wochen).
Ganz klar, sollte ein Wikipedianer für seine normale Arbeit in Wikipedia eine Anzeige kassieren, sollte er dies in jedem Fall öffentlich machen, damit die Community mit Rat und Tat zur Seite stehen kann. In dem genannten Fall sehe ich das allerdings eher als "Trollen per Rechtsanwalt", da sollte man nicht zu viel Wind drum machen (ich wurde über die Anzeige gegen mich (und auch die Einstellung) übrigens nie offiziell informiert).
Ich weiß nicht, ob mehr Offenheit und Öffentlichkeit nicht vielleicht doch eher Wiki-like wäre. Geheimverhandlungen in Rechtsstreitigkeiten sind für mich eher ein Merkmal des Big Business, dem die betroffenen Communities durch Öffenheit und Öffentlichkeit à la Groklaw [1] entgegenzutreten versuchen.
Sobald es *wirklich* einmal Ernst wird kannst Du sicher sein, dass wir ganz massiv Öffentlichkeit schaffen werden. Aber in den bisherigen Fällen war dies nicht nötig, bzw. hätte auch sehr schnell nach Hinten losgehen können. Die Mobilisierung der Community ist ein Spiel mit dem Feuer, siehe Fall Planneg, siehe Fall Radevormwald.
Kurt