Was die SZ gemacht hat, haben zahlreiche Magazine schon vorher gemacht. Das ist normale journalistische Arbeit. Sperren ist da völlig unangebracht. Über Wikipedia ist schon vielfach kritisch berichtet worden. Bei heute und der tageschau finden sich immer noch kritische Wikipedia Artikel.
Der SZ Artikel hebt sich insofern ab, als dass er das gute Abschneiden der Wikipedia gegenüber der Britannica relativiert. Und hier zeigt sich, dass nichts auf der Welt neutral ist. Wenn stimmt was die SZ schreibt, war Nature der Wikipedia gegenüber recht wohl gesonnen.
Insgesamt muss auch in der Öffentlichkeit das Thema analytischer angeganngen werden. Wo ist die Kritik der SZ berechtigt, wo unberechtigt?
"In der Wikiwelt wuchern in abseitigen Gebieten riesige Wissenswülste"
Die Kritik ist unberechtigt. Manches Wissen ist wohl nicht gerade nötig, stört aber auch nicht. In Meyers Lexikon sind viele Artikel einfach zu kurz.
"Andererseits glauben dadurch oftmals einzelne Autoren eine Art Lufthoheit über die Einträge zu haben. Viele Experten gaben ihre Mitarbeiter entnervt auf, weil sie die Streitereien mit anderen, hartnäckigeren Wikingern schnell leid waren."
Das ist sicher eine berechtigte Kritik. Inwieweit kann das geändert werden? Vielleicht durch die Fachredaktionen? Oder wird sich das dort fortsetzen?
"Von unseren 17 Anfang Oktober gefälschten Einträgen wurden 12 entdeckt. Fünf aber standen bis zum Abend noch in der Wikipedia, immerhin ein Viertel. [http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/634/90544/]"
Nach meinen Erfahrungen ist Wikipedia nicht unzuverlässiger als die Presse. Heute arbeiten nach meinen Informationen 60% der Journalisten mit Marketing Material. Recherche wird kaum noch bezahlt. Die Grenzen zwischen PR und Journalismus verschwimmen auch deshalb zunehmend, da immer mehr Freie beide Felder bedienen. Die taz hat zudem auch die Monopolisierung der Presselandschaft in der Serie "Einzeitungskreis" dokumentiert. Bei uns vor Ort läuft das so, dass in der Regel ein CDU Mitglied über CDU Veranstaltungen schreibt und ein SPD Mitglied über SPD Veranstaltungen. Nur bei Ratsmitgliedern wird eine zu große Befangenheit gesehen. Ferner wird einfach durch die Auswahl der Information "zensiert".
"Nun waren all das bewusst harmlose Fehler."
Große Schnitzer wären sicher schneller aufgefallen.
"Im November vergangenen Jahres aber bemerkte der US-Journalist John Seigenthaler zufällig, dass es einen Eintrag über ihn gab, in dem es hieß, er sei "direkt in die Ermordung sowohl von John als auch von Bobby Kennedy verwickelt gewesen". (...) In einem Text, den Seigenthaler Wochen später über die Wirkmacht dieser Verleumdung und sein vergebliches Bemühen, über die Wikipedia an den Verursacher dieser Fälschung heranzukommen, verglich er Falschmeldungen mit "Daunenfedern, die sich, wenn man ein Kissen aufschlitzt, im Zimmer verbreiten und kaum mehr einsammeln lassen. Für mich ist dieses Kissen die Metapher für die Wikipedia.""
Hier sehe ich eher die umgekehrte Tendenz, dass, was ja auch schon oft belegt wurde, die Wikipedia-Artikel schön geschrieben werden.
"Ganz so frei wird die Wikipedia aber selbst nicht bleiben. Von Ende des Jahres an sollen auf der deutschen Seite neben den wildwüchsig wuchernden Versionen offiziell "geprüfte Versionen", an denen man nichts mehr ändern kann, eingeführt werden."
Da bin ich jetzt schon gespannt auf die Qualität der Versionen. Wie soll die sicher gestellt werden? Wer wird den Artikel prüfen?
Grüsse - Nick
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