* assetburned wrote:
On 27.11.2009, at 21:29, Bjoern Hoehrmann wrote:
Wenn es einen Konsens darüber gibt, dass neue Artikel von "befangenen" Autoren aus psychologischen und qualitativen Gründen Tabu sind, sollte es nicht weiter schwierig sein, Neuautoren mit Darstellung von Gründen in der Erstellungsmaske und anderswo davon zu überzeugen, von ihrem Vorhaben, so unschön die Demotivation auch sein mag, Abstand zu nehmen, beziehungsweise das an konkret benannten anderen Orten zu realisieren.
ja super idee. also leute die befangen sind dürfen keine artikel mehr zum thema schreiben, also genau die jenigen die ahnung davon haben.
Ein Grundprinzip eines Nachschlagewerkes ist die Nachvollziehbarkeit. Es muss für jeden Leser möglich sein, ohne den Wikipedia-Artikel zu kennen, so wie er ist von Grund auf neu und gleichwertig zu erstellen. Wenn das nicht möglich ist, wenn man also Wikipedia als Quelle hinzuziehen muss, dann hat man den Bereich des Nachschlagewerkes verlassen.
Dein Einwand ist durchaus berechtigt. Natürlich ist ein Nachschlagewerk auf diejenigen, die Ahnung von einem Thema haben, angewiesen. Das heisst aber nicht, dass die auch die Beiträge im Nachschlagewerk verfassen müs- sen. Vielmehr ist das Nachschlagewerk der anteilslose Beobachter, der die Dinge die um ihn herum passieren zur Kenntnis nimmt und weiter gibt.
Ansonsten stellst du aber eher ein Falsches Dilemma auf: in der Folge sagst du ja, wenn wir die ausschliessen, die Ahnung haben und befangen sind, bleiben nur noch die Ahnunglosen, und die können der Definition nach keine guten Artikel schreiben.
Da gibt es zwei Möglichkeiten der Erwiderung: erstens sind Ahnung und Befangenheit keine monochromen, binären Eigenschaften. Man kann durch- aus zum Beispiel überdurchschnittlich viel Ahnung haben und nur ein bis- chen befangen sein.
Alternativ und zweitens will ein Nachschlagewerk keine guten Autoren. Diejenigen die Ahnung haben machen zu Hause ihre Hausaufgaben. Die im Nachschlagewerk schreiben daraus in der Pause vor dem Unterricht die Sachen schnell ab, in eigenen Worten und aufs Wesentliche verkürzt.
Wenn man will kann man auch noch drittens anführen, dass Befangenheit sich unterschiedlich ausprägt. Wenn drei Wissenschaftler neue Ideen zur String-Theorie entwickeln, sind sie was das Thema angeht befangen, aber auch besonders kompetent. Ihr Interesse liegt aber darin ihre Schlüsse anderen näherzubringen, was sich mit den Zielen des Nach- schlagewerks deckt.
Der Kaufmann hinter einem Ein-Personen-Unternehmen hingegen will nicht sein Wissen weitergeben, sondern seine Produkte vermarkten. Er mag sich besonders gut mit seinem Unternehmen und seinen Produkten auskennen, damit ist er aber in einer ganz anderen Art und Weise befangen als die drei Wissenschaftler, zumindest aus Sicht des Nachschlagewerkes.
Letztlich geht das alles jedoch am Thema vorbei. Die Zielvorstellung ist, dass man auf die Seiten der Wikipedia kommt, und einsieht, dass man versteht warum man den geplanten Artikel lieber nicht einstellen sollte. Wobei "man" ist: Die Mutter die über den Sohnemann schreibt, die Schülerin über ihre beste Freundin, die Pressestelle des Energie- riesen über die Gefahren der Kernkraft, der Tulpenzüchter über die neue Tulpenart, die Agentur über ihr Marketingkonzept, der Autor ü- ber sein neues Buch.
Schon aus dem eigenem Interesse heraus. Mit meinem "psychlogisch" oben meinte ich ja vor allem auch die Aussenwirkung, wenn später mal jemand den Wikiscanner ansetzt und am nächsten Tag die Presse voll ist von Meldungen "X manipuliert Artikel über X.y". Kurz könnte man auf deinen Einwand erwidern, Wenn zu einem Thema alle Qualifizierten auch erheb- lich befangen sind, eignet sich das Thema nicht für ein Nachschlagewerk.