Am Sonntag, 4. Januar 2004 15:52 schrieb Rainer Zenz:
Ich verstehe es nicht! Hier kommt der Rest halt extra:
Ich verstehe es auch nicht! Es ist jetzt schon das 4.te mal angekommen!
Gruss Coma
Nupedia ist sicher der Gegenpol zu Wikipedia bei der Erstellung einer freien Enzyklopädie: Hier dürfen nur Fachleute nach regelrechter Bewerbung Artikel veröffentlichen und auch nur dann, wenn sie von drei anderen ausgewiesenen Fachleuten freigegeben sind, da kann jeder schreiben, was er will - und für die Qualitätssicherung soll ein "evolutionärer Prozeß" sorgen, die Korrektur und Ergänzung durch Nutzer, die es besser wissen (oder zu wissen glauben).
Das Scheitern von Nupedia und der (zumindest quantitative) Erfolg von Wikipedia spricht erst einmal für die freiere Variante. Ob deren Konzept der "evolutionären Optimierung" funktioniert oder ein romantisches Mißverständnis ist, muß sich noch zeigen.
Der Advocatus Diaboli würde die unausgesprochenen Prämissen der Wikipedia in Frage stellen: Führt ein evolutionärer Prozeß automatisch zum Optimum oder nicht vielmehr höchstens zu einem lokalen Maximum, was den Weg zum Optimum ohne massive äußere Einflüsse unmöglich macht? Trifft es zu, daß Regeln der Evolution auf kulturelle Zusammenhänge angewendet werden können und wenn ja, dient das der Wahrheitsfindung oder der Durchsetzung von Gedanken, die sich im "Biotop" unseres Denkvermögens besonders gut durchsetzen können? Schließlich: Werden sich auf Dauer bei einem Projekt wie Wikipedia die informiertesten und qualifiziertesten beteiligen und dominieren oder die selbstsichersten und durchsetzungsfähigsten?
Ich bin nicht dieser Advokat und wünsche mir, daß das Experiment Wikipedia sich positiv entwickelt. Aber manchmal flüstert er mir ins Ohr.
Um auch noch ein paar konkrete Anmerkungen zu machen: Man wird davon ausgehen müssen, daß 90 % aller Besucher keinen Schimmer von Wikis, HTML, Tags usw. haben. Für Leute, die ihren Computer als bessere Schreibmaschine betrachten, dürfte die Wikipedia-Site etwas durchaus abschreckendes haben, dabei könnten sie durchaus qualifizierte Autoren sein. Auch für Informationssuchende, denen das Konzept nicht vertraut ist, wird nicht klar, wie verläßlich das ganze ist (läßt sich ja auch nicht generell sagen). Und sehr viele, die inhaltlich etwas beisteuern könnten, werden lieber davon absehen, Tutorials zu wälzen und sich Tags zu merken, als Artikel zu verbessern.
Mir fällt da auch keine Lösung ein, ich möchte nur darauf hinweisen. Ein erster Schritt wäre vielleicht, auf der Startseite eine bessere Selbstdarstellung (inklusive der Problematik) prominent zu positionieren und die elementaren Schritte zur Mitarbeit kurz zu erläutern. Das geschieht zwar grundsätzlich schon jetzt, aber eben nur von Nerds für Nerds. Kein gewöhnlicher Besucher wird bei einer dreizeiligen Selbstdarstellung acht Links verfolgen, um zu erfahren, worum es eigentlich geht - er wird einfach nicht wiederkommen. Da bleibt noch einiges zu tun.