Hi Agon,
ich denke, Du gehst hier mit einer problematischen Logik an die Wikipedia ran, einer "Top Down" Logik: So stelle ich mir eine Enzylopädie vor, das muss rein, das muss raus. So funktioniert Wikipedia aber nicht - es ist ein "Bottom Up" Projekt, wo jeder das schreibt, was ihn oder sie interessiert. Und das soll auch so sein.
Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Statt dessen gehen wir davon aus, dass wir uns in allen wesentlichen Bereichen früher oder später mit klassischen Enzyklopädien messen können. Dieses Prinzip hat auf der englischen Wikipedia gut funktioniert. Dort haben wir zwar detaillierte Artikel über die Charaktere von Zeichentrickserien, aber auch ausführliche Biographien für die meisten Autoren und Regisseure.
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ein Weir-Fan daherkommt und den Artikel über ihn ordentlich aufbohrt, das gleiche gilt für den Truman- Show-Artikel. So habe ich auf en: schon einige Filmbeschreibungen von kümmerlichen Stümpfen zu m.E. ausführlichen Zusammenfassungen umgeschrieben (gestern z.B. den exzellenten Film [[Dogville]] von Lars von Trier). Das kann man durchaus neutral machen, wenn es um Meinungen geht, zitiert man diese halt. Nur die eigene muss man raus halten, wenn man nicht gerade ein berühmter Filmkritiker ist.
Informationen können ruhig ungewöhnlich und bizarr sein, solange sie nur belegbar sind. Fast jeder Stumpf ist besser als ein Nulleintrag und provoziert zum Weiterschreiben.
Dem Massen-Import von Daten stehe ich eher skeptisch gegenüber. Dann kommen wir schnell dahin, dass in dem Moment, wo wir unsere Artikelzahl nennen, wir sofort korrigieren müssen: Aber nur 30% davon sind enzyklopädisch. Warum IMDB duplizieren, wo sie doch sowieso jeder schon in den Bookmarks hat? Dafür brauchen wir kein Wiki.
Aber: Ich bin sehr offen dafür, z.B. einen Bot laufen zu lassen, um *existierende* Artikel über Filme mit Besetzungslisten zu ergänzen. Dann können wir davon ausgehen, dass es sich um Artikel handelt, die auch jemand betreut und die nicht als Rohdaten verkümmern werden. M.E. machen reine Rohdaten keinen Enzyklopädieartikel. Das gleiche Prinzip kann man bei Musik-Alben anwenden (der Open Source Konkurrent von CDDB ist übrigens FreeDB).
Dieses Prinzip scheint mir dem organischen Wachstum der Wikipedia eher angemessen. Vielleicht können wir es über eine API sogar an die Software koppeln, so dass man beim Schreiben eines Artikels über einen Film oder ein Musikalbum nur einen Knopf drücken muss, um die Referenzdaten reinzuladen.
In jedem Fall glaube ich, dass eine von oben verordnete Roadmap zum Scheitern verurteilt ist. Dafür kriegen wir Wikipedianer einfach zu wenig Gehalt. ;-)
Viele Grüße
Erik