Tobias Lutzi schrieb:
Praxisgerechter und mit weniger Irritationen seitens der Neulinge verbunden wäre eine klare Ansage "Arbeite bitte erst einmal das Tutorial durch, dann such dir einen Mentor, und dann fang mal vorsichtig auf der Spielwiese an, denke bitte an unserer Richtlinien zu Weblinks, vergiss die Quellen nicht, und, ach ja: signiere deine Beiträge usw. usw." Insofern wäre es eigentlich nur sachgerecht, wenn man Neulinge - wie in der englischen Wikipedia - gar keine neuen Artikel anlegen lassen würde
- faktisch können sie es ja eh nicht mehr (jedenfalls nicht, ohne dass
der Artikel umgehend in der Qualitätssicherung landet und dort nachbetreut werden muss).
praxisgerechter vielleicht, einsteigerfreundlicher aber ganz sicher nicht...
-- toblu
Na, auf jeden Fall nicht unfreundlicher, als es derzeit läuft, denn was nützt vermeintliche "Einsteigerfreundlichkeit", wenn sie sich als Falle erweist? Dann lieber weniger Erwartungen wecken und diese dann auch erfüllen.
Oder anders herum: Wie könnte Wikipedia denn wirklich einsteigerfreundlich werden? Ja, wenn man all die Hemmnisse abschafft: Relevanzkriterien, Kategorien, Vorlagen, Signaturen, Regeln zu Weblinks, Einzelnachweise, Quellenpflicht, die Pflicht, nachzuschauen, ob es den Artikel nicht schon gibt usw. usw.- dass das geschieht, ist aber doch illusorisch. In Einzelbereichen sind da sicher Verbesserungen möglich, in der Summe glaube ich nicht daran. Es ist ja nun auch nicht so, dass all diese Regeln und Mechanismen aus Jux und Dollerei entstanden sind, oder um Neulinge abzuschrecken. Der eine oder andere hat sich ja schon etwas dabei gedacht. Es ist halt wie mit unserem Steuerrecht: Alle jammern über die Komplexität, keiner fühlt sich wirklich gerecht behandelt - aber eine wirkliche Vereinfachung wird es auch nie geben, weil einfach zu viele Partikularinteressen betroffen sind.
Wobei: alle reden immer von den ach so wertvollen Neulingen, die abgeschreckt werden... Wenn ich mir so meine Mentees anschaue: Von 100 wollten vielleicht 30 wirklich etwas schreiben - und von diesen 30 waren 27 Selbstdarsteller und Eintagsfliegen, die Wikipedia lediglich als Werbeplattform für ihre (irrelevante) Firma, ihr Kunstprojekt oder ihre Person ausgeguckt haben. Übrig bleiben 3, die wirklich Enzyklopädieartikel schreiben wollten und geschrieben haben. Eine klägliche Rate - und ich glaube nicht, dass das an meiner Betreuung der Mentees liegt.
Ich denke, wir sollten wirklich etwas für neue Autoren tun - aber das muss weitaus gezielter und professioneller ablaufen als derzeit, wo man beliebigen Leuten, die mehr oder minder zufällig reingeschneit kommen, zunächst die Illusion gibt, "kommt her, ihr Mühseligen und Beladenen - und ladet alles bei uns ab, was euch auf der Seele liegt" und danach mit der großen Klatsche kommt und all dies wieder aus Wikipedia rausklopft.
Gruß Reinhard