Hi Mathias, Hallo Hein(Z) J., Servus Ulli, Moin Henriette, Ihr könnt Euch ja ganz schön beharken und manchmal vermute ich Tunnelblicke aber: Ihr macht einen tollen Job! Perfektionismus gilt bei einer Enzyklopädie eben nicht als Krankheit - leider müssen die Berichtiger dennoch leiden.
Die derzeit vernommene Idee, eine Version (=V 0) von Standardwissen bzw. einigermaßen gesichtertem Wissen (natürlich wird auch das irgendwann rennoviert werden müssen) - also eine Version mit so ner Art Schreibschutz - zu präsentieren, finde ich gar nicht schlecht. Und um dem beliebten Dreiermodell zu entsprechen: Irgendwann sollte es eine Version geben, in der, wie jetzt, jeder schreiben kann (=V 1) und dann wäre noch eine dritte Version (=V 2) gut, in welcher Thesen, Kritiken von V 0 und V 1, sowie Spinnereien und Metaphern stehen...
Diese drei Versionen bräuchte man nur von Zeit zu Zeit abgleichen (im Ganzen oder in Teilen) und fertig! [Das ist ein typischer Vorschlag eines Laien.]
Also damit ich nicht falsch verstanden werde: Ich bin absoluter Anhänger (und sowas kommt bei mir wirklich selten vor) von Wikipedia, eben weil die Hoffnung besteht, daß sich mehr Menschen positiv als negativ verhalten. Was manchmal als negativ aufgefaßt wird, kann auch seine positiven Seiten haben. Ich könnte mir sogar vorstellen, daß durch plumpen Vandalismus die Aufmerksamkeit auf Artikel gelenkt wurde, die sowieso Fehler (wenn auch in gutgläubiger Absicht erstellt) enthielten - und wodurch die Artikel am Ende besser aussahen, als vorher!
Allerdings würden diese 3 Versionen den Vandalen einige Motivation entziehen. Und die wirklichen Gegner (und das sind zum Teil eben Verleger; das sind zum Teil Leute, die nichts von "frei verfügbaren" bzw. nichtkomerziellen Projekten halten, weil sie dadurch ihre Existenz bedroht sehen) würden vielleicht einsehen, daß Arbeiten zum Wohle Aller mehr Spaß macht.
Also laßt Euch bitte nicht entmutigen - auch nicht von meinen nichtigen Bemerkungen.
Sehr viele freundliche Grüße Michael Haufe
2006/11/6, Henriette Fiebig Henriette.Fiebig@snafu.de:
Ulrich Fuchs wrote:
Falls Ihr's noch nicht gemerkt habt: Nicht die SZ hat ein
Qualitätsproblem.
Sondern die Wikipedia.
Ach Uli :)
da hätte ich jetzt von Dir aber mehr erwartet, als so eine Replik.
Zunächst einmal werden wohl die meisten Wikipedianer nicht abstreiten, daß die WP mit inhaltlich-qualitativen Problemen zu kämpfen hat (also ich jedenfalls ganz bestimmt nicht :), aber die Qualität der "Recherche" der SZ ist schon ziemlich weit unten. Absichtlich Fehler einbauen, um dann damit zu beweisen, daß das aber ein ganz schön wackeliges Unternehmen ist, weil ja jeder Fehler einbauen _könnte_ und ein Teil dieser Fehler nicht bemerkt werden (könnten): Das ist doch ein bisschen billig, oder? Ich hätte es wesentlich besser gefunden, wenn sie z. B. ein paar Experten an die Exzellenten Artikel gesetzt hätten und dann deren Aussagen dokumentiert. Oder - aber das wäre unter Umständen wirklich peinlich geworden - wenn sie Fachleute Artikel hätten ändern lassen und dann dokumentiert, wie die Community auf diese möglicherweise umstrittenen Änderungen reagiert.
Das die WP von Feld-, Wald- und Wiesenvandalismus bedroht ist, das ist doch nun wirklich eine Binsenweisheit. Da muß man doch keine Tests durchführen! Und das selbst der alltägliche Vandalismus nicht immer bemerkt wird, das ist ebenfalls eine Binsenweisheit. Klar: Ärgerlich, auch schlimm. Aber wie sollen denn die 300 oder 500 regelmäßigen Mitarbeiter immer alle 490.000 Artikel im Blick haben können?
Fünf Prozent des anfallenden Vandalismus wird nicht bemerkt. Da hat sich
seit
meiner "Vandalismus"aktion vor einem Jahr oder so also garnichts
geändert.
*Das* ist das Thema.
Das ist richtig. Und das kann man schlimm, furchtbar und zum Haareraufen finden. Aber: Wie sollen wir dem Herr werden? Hast Du einen guten Vorschlag, wie man das ein für alle Mal abstellen kann? Es gibt halt nur eine relativ konstante Anzahl von Leuten, die regelmäßig und verantwortungsbewußt mitarbeiten, und die scheint sich nicht dramatisch zu erhöhen. Wie sollen es denn die paar (im Verhältnis zur Gesamtzahl der Artikel) Leutchen schaffen auf allen Gebieten so derart beschlagen zu sein, daß sie _jeden_ Vandalismus erkennen?
Oder glaubt Ihr, die Herren Rühle und Co sind die einzigen im deutschsprachigen Raum, die sowas mal versuchen? Sie sind
nur die
einzigen, die's sagen. Also schlagt hübsch weiter auf die Überbringer
der
schlechten Nachrichten ein und lasst schön die rosa Brille auf.
Ich sehe hier eigentlich nicht, daß jemand die Inhalte der WP für sakrosankt und jenseits aller Kritik hält. Die Methode der Untersuchung steht in der Kritik. Und die Methode war nun mal preiswert und was dabei herausgekommen ist, ist nicht mehr als ein hähmisches "die finden nicht alle Fehler". Daraus abzuleiten, daß der Rest der WP ebenfalls ein Haufen aus Fehlern ist, das wäre nun wirklich nicht statthaft - und ich denke, nicht mal Du würdest Dich zu so einer Aussage hinreißen lassen, oder? ;)
Und den Wikipedianern vorwerfen, daß sie das Problem des Vandalismus nicht erkannt hätten und einfach nur dasitzen und zuschauen, wie ihre tolle Enzyklopädie kaputtgeschrieben wird, das willst Du hoffentlich nicht. Das Problem ist bekannt, aber es ist zu groß, als das man es mal eben mit einer Sofortmaßnahme abstellen könnte.
Die Wikipedia-Sektenanhänger im Heisemob glauben schon ganz fest dran,
Inwieweit man sich um deren Auslassungen kümmern muß, das stelle ich mal anheim :)
Nein. Die Medienlandschaft benimmt sich gegenüber Wikipedia schlicht und ergreifend mal etwas weniger jubelperserhaft als die letzten Jahre und
fängt
an, den schönen Schein zu hinterfragen. Da hat sie Euch was voraus.
Wunderbar, wenn sie die WP kritisch hinterfragt. Wäre nur schön, wenn die Kritik auch mal im Jahre 2006 und dessen Problemen ankommen würde und sich nicht auf dem 2003er-Niveau von "aber da darf doch jeder ändern, ist das denn nicht schlimm?" dümpelte.
Probleme haben wir genug und in den Köpfen der Schüler und Studenten ist wohl noch nicht angekommen, daß weder WP noch Google immer die Wahrheit sagen (das mit Google hat selbst nur ein Bruchteil der Wikipedianer kapiert…). _Das_ wäre mal so ein Thema, das die Presse meinthalben gern ausschlachten darf. Und das dürfen sie gern auch im Fernsehen und der Bild-Zeitung bringen: Vielleicht erreicht es ja dann diejenigen, die leichtfertig lediglich im Netz recherchieren und jeden Kram glauben, nur weil er hübsch layoutet und mit bunten Bildchen und kurzen Texten versehen ist. Mein Mitleid mit Leuten, die jeden Kram unhinterfragt glauben, das hält sich ziemlich in Grenzen.
Ich sehe allerdings - und da schränke ich meinen letzten Satz da oben wieder ein -, daß einerseits gelästert wird über die Schüler, die eine 6 auf ihre Hausaufgabe bekommen, weil sie aus der WP kopiert haben und unkritisch die Fehler der WP gleich mit; aber es wird gar nicht die naheliegende Frage gestellt, _warum_ denn die Schüler aus der WP abpinnen und nicht in die Bibliothek gehen oder zu Haus in drei Lexika das Gelesene nachgeprüft haben. Meine Eltern haben den großen Brockhaus gekauft, als ich ins Gymnasium kam. Aber die waren auch in der wirtschaftlichen Lage, sich eine solche teure Schwarte anschaffen zu können. Die waren auch in der Lage mir Büchern zu allen Gebieten zu kaufen, die mich interessierten (die konnten mir sogar alle Schülbücher kaufen, so daß ich ein eigenes Exemplar hatte und mir nichts aus der Schülerbibliothek leihen mußte). Ich frage: Wieviele Leute sind denn heute noch in dieser Lage? Ist es denn nicht so, daß heute unheimlich viele Leute schlicht _angewiesen_ sind auf ein kostenloses Nachschlagewerk? Und ist denn nicht so, daß vor allem die Lehrer - und wohl auch die Uni-Dozenten - aufgefordert sind, den Schülern und Studenten beizubringen wie man richtig recherchiert? Was ist denn das eigentlich für eine Bigotterie des Lehr- und Lernbetriebes, wenn man die Schüler an die Computer scheucht und ihnen einbimst, daß es ohne Computer heute gar nicht mehr geht und sie hinterher abstraft, weil man es verabsäumt hat, ihnen beizubringen, wie man mit den Inhalten umgeht?!
_Das_ sind Themen, auf die die Jounalisten sich mal werfen sollten! Und meintwegen dürfen die Medien dann auch darüber berichten, wie wichtig es ist, daß die WP erstklassige Inhalte ohne jeden Makel bereithält - wohlmöglich löst das dann auch einen Teil des Vandalismusproblems: Wenn die Benutzer erstmal kapiert haben, was für eine wichtige Funktion und Aufgabe sie als Wikipedianer zu erfüllen haben, dann würden sie vielleicht auch mal verantwortungsvoller mit dem Projekt umgehen (ja, ja gut: das ist Sozialromantik :)
Sorry, eigentlich wollte ich nur auf Uli antworten und jetzt ist es in einen Essay ausgeartet :)
Gruß
Henriette
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