Inzwischen gibt es auch einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung vom 20.9. zu den Vorgängen und zwar in der Beilage für den Landkreis Süd zu dem Planegg gehört. Danach war die Ursache des ganzen Wirbels:
"... Eigentlich kein Problem, doch da man vor Jahresfrist schon einmal Ärger mit einem Internet-Anbieter hatte, der das Wappentier der Gemeinde damals ungefragt benutzt hatte, wollte Schaudig mehr über Wikipedia wissen. Das reichte schon.
Der dort Planegg bearbeitende Mitarbeiter bekam Schaudigs Anfrage in den falschen Hals, veröffentlichte den Schriftwechsel im Internet und provozierte damit unter den vielen Fans der Enzyklopädie eine Flut von bösartigen Schmähbriefen auf der Gastseite des Planegger Internet-Auftritts. ... "
Falls jemand Lust hat, das in einem Leserbrief richtigzustellen, hier zur Information der volle Artikeltext und die Kontaktdaten (aber bitte keine Randale ;-)):
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Wie Planegg (fast) berühmt wurde
Planegg. Das Internet, jeder User weiß das, bietet eine Chance, berühmt zu werden, weltweit. Eine solche Möglichkeit hat die Gemeinde Planegg soeben vertan. Ganz ohne ihre Schuld übrigens, sondern alleine deshalb, weil es Menschen gibt, die keinen Spaß verstehen.
Doch eigentlich war es gar kein Spaß, was der Gemeinde unter www.planegg.de gerade passierte und was der erstaunte User auf der "Gastseite" beobachten konnte: Hunderte von wüsten Beschimpfungen der Gemeinde, ihrer Rathausverwaltung und ihrer Bürger. Spießig seien sie allesamt, in die Nähe von Nazis wurden sie gerückt, engstirnig und dumm sowieso. Viele Mails mit Absendern, viele anonym, irgendwoher aus der weiten Welt. Um den Server nicht zum Absturz zu bringen, musste die Gemeinde bis zum heutigen Tag die Gastseite schließen.
Was war geschehen? Eigentlich nicht viel. Wikipedia, eine angesehene Enzyklopädie im Internet, hatte bei Rathaus-Geschäftsführer Stefan Schaudig angefragt, ob man zur Präsentation der Gemeinde Planegg deren Wappentier, die allseits bekannte Eule, verwenden dürfe.
Eigentlich kein Problem, doch da man vor Jahresfrist schon einmal Ärger mit einem Internet-Anbieter hatte, der das Wappentier der Gemeinde damals ungefragt benutzt hatte, wollte Schaudig mehr über Wikipedia wissen. Das reichte schon.
Der dort Planegg bearbeitende Mitarbeiter bekam Schaudigs Anfrage in den falschen Hals, veröffentlichte den Schriftwechsel im Internet und provozierte damit unter den vielen Fans der Enzyklopädie eine Flut von bösartigen Schmähbriefen auf der Gastseite des Planegger Internet-Auftritts. Binnen Stunden waren es weit über 100 und es wurden immer mehr. "Da war kein Halten mehr", meinte ein verdatterter Bürgermeister Dieter Friedmann, der das Ganze dann gar nicht mehr witzig fand.
Um die Seite nicht abstürzen zu lassen, wurde sie erst einmal gesperrt. Mit Wikipedia hat man sich in Verbindung gesetzt. Ausgang noch offen.
Rainer Rutz
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Wolfgang Beyer
Es könnte fast ein Schulbeispiel werden, wie die [[Zeitungsente]]n entstehen, Internet scheint dazu noch einen besonders volkstümliche Zugabe zu sein.
Das die angesehen SZ nicht auf die segensreiche Idee kam, doch direkt an der Quelle, bei der "Wikipedia, einer angesehenen Enzyklopädie im Internet" [Zitat SZ], ist irgendwie doch zu Schade und (mir) nur schwer verständlich.
Fazit, auch in den Jahren 2000+ ist das Internet - obwohl bereits schon sehr rege benützt - für sehr viele Menschen - auch an wichtigen Stellen - ein sehr rätselhaftes und mystisches Medium. Die Geschichte "Planegg versus Wikipedia" wird es noch verstärken, fürchte ich.
Es gibt also noch viel Aufklärungsarbeit einerseits, es zeigt uns aber auch, wie verwundbar eine Internet-Site oder -Projekt nach wie vor sein kann.
Ilja