Liebe Liste,
vielleicht haben es noch nicht alle mitbekommen, die diesjähigen Mekkaer Tage der Kunstkritik haben begonnen. Der ehemalige Außenseiter und jetzige Titelverteidiger Dänemark hat sich noch nicht blicken lassen, der Publikumspreis wird gerade vergeben. Heißer Favorit ist in diesem Jahr die Performance "petition" eines aufstrebenden Briten, die in naiv-verspielter Weise Elemente der archaischen eingeborenen "Dem'ocr Acy"-Folklore imitiert und sie in einen drastischen Kontrast zu den harten Formen des Anikonismus setzt, dem Kernthema der Arbeit.
Zu den wegweisenden Innovationen von "petition" zählt der Einsatz von Rekursivität; das Motiv - die Aufforderung zur Entfernung einer Reproduktion einer persischen Handschriftenillustration - wird geschmückt von einer mit art brut-Versatzstücken angereicherten Abbildung eben jener dieser Illustration. Subtil und unaufdringlich spannt der junge Meister, von dem wir sicherlich noch viel hören werden, den Bogen zu dem anderen fundamentalen kunststileimmanenten Gegensatz, die In-yer-face-Toleranz. Integraler Bestandteil der Performance sind knapp 90.000 Spielarten des überbordend dadaistischen Slogans "Wenn du mich jetzt nicht sofort tolerierst und tust, was ich fordere, schlage ich dir den Schädel ein". Die Doublespeak-Gemeinde hat einen neuen Häuptling.
Die Versteigerung des Kunstwerkes musste aufgrund eines Übermittlungsfehlers abgesagt werden, die Gastgeber hatten - in alter Gewohnheit - "Steinigung" verstanden.
KTNXBAI.
(PS:
http://derstandard.at/?url=/?id=3213568 http://www.heise.de/newsticker/meldung/103052 http://www.focus.de/digital/internet/wikipedia_aid_236633.html http://www.nytimes.com/2008/02/05/books/05wiki.html?_r=1&ref=world&o...)