Mathias Schindler schrieb:
Boris F. [gekürzt, E.M.] ist der Autor einer Diplomarbeit "Realisierung einer Verschlüsselungstechnik für Daten im ISDN B-Kanal".
An dieser Information ist nichts verboten oder kriminalisierbar.
Ich weiß nicht, wie viel hier noch zu retten ist, aber ich versuche es mal. Die Diskussionsseite zum Artikel gleicht einem Minenfeld.
Es sind viele Worte gefallen. Worte wie "Hacker", "Verschwörungstheorien", "CCC", "Berlin", "Cryptophon", "Eltern".
Eltern. Was bedeutet dieses Wort? Es bedeutet: Vater und Mutter. Kindheit. Weihnachtsfeiern und Geburtstage. Mit Masern im Bett. Im Garten spielen. Das erste Haustier. Mama kocht Spaghetti.
Schließt die Augen und ruft Euch einmal das Lachen Eurer Mutter ins Gedächtnis. Und seid Euch bewusst, dass es für viele Menschen in ihrer irdischen Existenz nichts Wundervolleres gibt, als Kinder zu haben, und sie zu lieben, so sehr man nur kann -- sicherlich auch für viele von Euch.
Hier ist noch ein weiteres Wort: Tod.
Einen Menschen, den man liebt, zu verlieren, gehört zu den furchtbarsten Erfahrungen, die wir alle machen müssen. Ein Kind zu verlieren - unaussprechlich. Unvorstellbar.
Eines Tages war Boris fort, und niemand wusste, wo er ist. Schlafen gehen, ohne zu wissen, ob es dem Sohn gut geht. Aufzuwachen in Ungewissheit. Dann nach Tagen die Nachricht. Tod. Tod!
Nie wieder den Sohn in die Arme schließen, ihn nie wieder sehen, nie wieder mit ihm sprechen, diskutieren und lachen können, nie wieder sich fragen, wie er wohl aufwächst, ob er wohl die gleichen Fehler macht wie man selbst, ob er heiraten wird, Kinder haben wird: nie wieder, nie wieder.
Ein Speer durchbohrt die Seele, und die Schmerzen sind unerträglich; es ist nicht mehr möglich, klar zu denken. Erinnerungen fliegen durch den Kopf beim Blick auf jeden Gegenstand. Der Verlust raubt die Sinne und den Verstand. Der Speer wird niemals verschwinden, der Schmerz wird immer bleiben. Man kann sich ablenken, schließlich auch wieder lachen und feiern, aber der Schmerz ist unauslöschbar.
Ja, es geschah 1998. Aber es gibt keine Schonzeit für Menschenwürde.
Es geht nicht darum, weil uns jemand droht, irgend etwas zu zensieren. Ich habe von Anfang an gesagt, dass der Name ausgeschrieben werden kann und soll. Aber dank des Engagements einiger "Freunde" Trons sind nun seine Eltern in diese Sache verwickelt. Jetzt ist Fingerspitzengefühl gefragt und nicht brachialer Konfrontationskurs. Logische Argumentation allein genügt nicht; unser Handeln hat emotionale Implikationen.
Es wurde schon vorgeschlagen: Einen kleinen Hinweisbaustein auf den Artikel setzen, dass der Name nicht genannt wird, bis das Problem geklärt ist. Henriette und andere mit CCC-Beziehungen machen lassen. Warten, bis sich die Wogen glätten, und an die Vernunft aller appellieren. Schließlich kann dann die Entscheidung fallen, den Namen zu nennen oder nicht. Aber nicht per Edit-War, Flames auf der Diskussionsseite oder beharrlichem "Das ist doch gar nicht verboten!", oder "Wir sind eine Enzyklopädie!".
Wir sind eine Enzyklopädie, die Artikel schon mal monatelang als "Stub" einfriert, wenn ein Edit War zu heiß wird. Also bitte nicht mit Informationspflicht argumentieren. Denn hier geht es um Eltern, die ein Kind verloren haben, und deren Schmerz wir respektieren müssen. Das gebietet die Menschlichkeit.
Es gibt seit ein paar Monaten eine neue "Richtlinie" in der deutschen Wikipedia mit dem Titel: Sei grausam. Ich halte dagegen: Sei einfühlsam. Sei nachdenklich. Sei menschlich. Sei weise.
Erik