Katharina Bleuer schrieb am 17. Jan. um 10:47:
Da muss ich Dir von ganzem Herzen widersprechen. Wir schreiben Artikel *nicht* für Leute, die mit dem entsprechenden Thema bereits vertraut sind, sondern für Leute, die mit dem Thema *nicht* vertraut sind. Genau aus diesem Grund schauen sie in eine Enzyklopädie.
Ich bin mit dir einig, dass man nicht bei jedem Unterthema bei Adam und Eva beginnen muss. Was aber sein *muss* ist, dass das Thema im ersten Abschnitt auf eine Art und Weise umrissen wird, dass *jeder*, auch unsere legasthenische Pisa-Oma, erfassen kann, um was es in dem Artikel überhaupt geht. Beispiel: Ein Betriebswirtschafter, der nicht schreiben kann "Logistik befasst sich mit dem Einkauf, dem Transport und der Lagerung von Zwischenprodukten sowie der Auslieferung der Fertigprodukte eines Unternehmens" sondern irgend einen BWL-Blabbel vom Stapel lässt mit möglichst vielen coolen Worten (der in sich nicht falsch sein muss) hat sein Thema selbst nicht verstanden und sollte allein deshalb schon die Finger davon lassen! Wer ein Thema wirklich verstanden hat ist imstande, dieses Thema in maximal drei Sätzen in verständlichem Deutsch zu umreissen.
Ich weiss, dass diese Fähigkeit nicht allen gegeben ist. Aber das heisst nicht, dass es prinzipiell unmöglich ist. *Versucht* es doch wenigstens. Wir schreiben für Menschen, die über ein Thema *noch* nicht Bescheid wissen und nicht für solche, die es bereits kennen.
Jemand regte an, gelegentlich eine "Qualitätsoffensive Handbuch" zu starten. *Das* gehörte hinein, fett und eingerahmt. Oder wie wäre es mit einer Vorlage ähnlichen Inhalts, die man entsprechenden Problem-Artikeln anklebt?
Dieselbe schrieb am 17. Jan. 2005 um 11:08:
Es ist ganz einfach:
"sein Fachwissen anderen Menschen zur Verfügung stellen" (der Aufhänger, die Motivation, weshalb eine Fachperson anfängt, in der Wikipedia zu schreiben)
versus
"sein Fachwissen in seiner Freizeit gegen Widerstände durchboxen und sich dafür auch noch beschimpfen und beleidigen lassen" (die Realität)
Bevor jezt wieder die "Argumente", auch Fachleute hätten inhaltliche Differenzen, kommen: natürlich gibt es die.
a) Wir wissen alle, dass Fachleute natürlich *ganz* anders, nämlich nie rechthaberisch und manchmal ignorant miteinander umgehen... Schön wär's.
b) Das ist nun mal so: Redaktoren sind auch nie "everbody's darling"; sie sind trotzdem unersetzlich. Wenn es mal zuviel wird: einen Schritt zurück oder den Stab kurz aus der Hand geben (s.u.).
Das macht keine Freude. Hobby soll Freude machen. Obwohl es im Moment frustriend sein mag ist es in einem solchen Fall einfacher - und für die Psychohygiene unabdinglich - sich zu sagen "wer nicht will hat schon gehabt".
Ja, aber:
Nilpen wachsen nämlich nach und wenn du den ersten überzeugt hast, kommt der nächste.
Nilpenpädagogen eben auch! Man soll sich nicht immer auf den heroischen Einzeltäter verlassen. Ob man es nun das "hit and run"-Prinzip (Militär und Marketing) oder "Arbeitsteilung" nennen will: Geteilter Frust ist wenigstens ein bisschen Ansporn, die Lust nicht ganz zu verlieren, oder?
Gruss
Lullus
At 12:33 17.01.05 +0100, Benedikt Zäch wrote:
Katharina Bleuer schrieb am 17. Jan. um 10:47: [snip]
Es ist ganz einfach:
"sein Fachwissen anderen Menschen zur Verfügung stellen" (der Aufhänger, die Motivation, weshalb eine Fachperson anfängt, in der Wikipedia zu schreiben)
versus
"sein Fachwissen in seiner Freizeit gegen Widerstände durchboxen und sich dafür auch noch beschimpfen und beleidigen lassen" (die Realität)
Bevor jezt wieder die "Argumente", auch Fachleute hätten inhaltliche Differenzen, kommen: natürlich gibt es die.
a) Wir wissen alle, dass Fachleute natürlich *ganz* anders, nämlich nie rechthaberisch und manchmal ignorant miteinander umgehen... Schön wär's.
Das ist dann wieder ganz was anderes. Intellektuelle Onanie kann man auch mit harten Bandagen, unfair oder mit Tiefschlägen führen, das ist mir bewusst. Der Unterschied hierbei ist, dass Fachleute unter sich über verschiedene Interpretationen, Paradigmen oder Theorien streiten. Und nicht über Handwerkliches.
b) Das ist nun mal so: Redaktoren sind auch nie "everbody's darling"; sie sind trotzdem unersetzlich. Wenn es mal zuviel wird: einen Schritt zurück oder den Stab kurz aus der Hand geben (s.u.).
Das macht keine Freude. Hobby soll Freude machen. Obwohl es im Moment frustriend sein mag ist es in einem solchen Fall einfacher - und für die Psychohygiene unabdinglich - sich zu sagen "wer nicht will hat schon gehabt".
Ja, aber:
Nilpen wachsen nämlich nach und wenn du den ersten überzeugt hast, kommt der nächste.
Nilpenpädagogen eben auch! Man soll sich nicht immer auf den heroischen Einzeltäter verlassen. Ob man es nun das "hit and run"-Prinzip (Militär und Marketing) oder "Arbeitsteilung" nennen will: Geteilter Frust ist wenigstens ein bisschen Ansporn, die Lust nicht ganz zu verlieren, oder?
Na, meistens würde es schon motivieren, wenn man ein kleines Bisschen Rückendeckung bekäme. Nicht bezüglich der Meinungen und Weltanschauungen, nur damit das klar ist, sondern bezüglich des handwerklichen Teils. Es gibt z.B. objektive Kriterien, wie man ein Thema am Besten anpackt und strukturiert oder was alles in einen Artikel über Thema X reingehört (nicht inhaltlich, sondern konzeptuell). Handwerk halt. Ich habe jetzt z.B. konkret den Artikel "Lebensrechtsbewegung" im Kopf, an dem ich als Einzige noch beteiligt bin und wo ich versuche den Beteiligten Lebensrechtlern zu erklären, dass der Artikel das Thema *Lebensrechtsbewegung* behandeln soll und *nicht* die Abtreibungsfrage ausdiskutieren soll. Oder dass der Abschnitt "Organisationen" nicht einfach kommentarlos die Selbstbeschreibung einer willkürlich ausgewählten Organisation enthalten sollte, sondern einen ausformulierten Überblick über verschiedene Organisationen und Tendenzen. Das ist artikeltechnisches Handwerk. Bei solchen Dingen und Diskussionen wünschte ich mir - nicht nur für mich - mehr Unterstützung. Also nicht ideologische Unterstützung sondern was das Handwerkliche betrifft.
Gruss, Kat