Hallo Ulrich!
Wobei ich Deine Kur, *Artikel* zu sperren, eigentlich eher nicht empfehlen würde. Das Problem der Wikipedia ist nicht mit Artikelsperren zu lösen, sondern m.E. nur mit: 1) einer klaren Definition von oben, was man sein will und was nicht, welche Arbeitsweisen man akzeptiert und welche nicht, welche Inhalte man akzeptiert und welche nicht (damit verbunden eine Ansage, dass man nicht alle Inhalte akzeptiert) 2) einer verpflichtenden Anmeldung mit email-Bestätigung (um den Aufwand zur Anmeldung hoch zu treiben); 3) mit einer Administratorenriege, die diese Ansage umsetzt und jeden diskussionslos rauswirft, der sich der Zieldefinition nicht unterwirft - ohne dass der nächste Administrator ihn/sie wieder entsperrt.
Kein Widerspruch.
Ich habe Dein Abschiedsposting schon vor 3 Monaten gelesen und konnte den hier wiederholten Aussagen damals schon weitgehend zustimmen. Und das wird mit der Zeit nicht weniger wahr. Was dieses angeht sind wir uns also durchaus einig.
Warum ich dann diese Meinungsbild initiiert habe? Weil für weitergehende sinnvolle Maßnahmen offenbar der Leidensdruck für die Mehrheit derer, die an solchen Prozessen der Entscheidungsfindung beteiligt sind, noch nicht groß genug ist. Und wenn ereines Tages groß genug ist, kontrolliert diese Prozesse längst der Mob.
Hier glauben einige Teilnehmer immer noch fälschlicherweise, das, was in der Wikipedia ablaufe, habe irgendetwas mit "Basisdemokratie" (im weitesten Sinne) oder friedlicher "Konsensfindung" durch Ausdiskutieren zu tun. Nichts weniger als das!
Was zur Zeit in der Wikipedia herrscht, ist der nackte Naturzustand, der Krieg aller gegen alle. Es herrscht das Recht des Stärkeren - d.h. derjenige, der entweder den längeren Atem hat oder die aggressivsten Methoden einsetzt, wird in der Regel auch seine Sichtweise prominenter platzieren - oder gar durchsetzen - können (solange ein Artikel nicht von sehr vielen Personen gleichzeitig betreut wird), als diejenigen, die zwar ausgewogen und fachlich korrekt argumentieren, aber schon bald entnervt aufgeben.
Diese Atmosphäre der Gewalt - dagegen muß dringend etwas unternommen werden.
Oder - um bei der schiefen staatsphilosophischen Metapher zu bleiben - die Wikipedia braucht eine "Verfassung", in der sich die volonté générale widerspiegelt. Dazu, das wissen wir aus der Demokratietheorie, ist es nötig, dass alle "Bürger" einen Teil ihrer Rechte freiwillig aufgeben. Geschieht dies nicht, so werden die meisten qualifizierten Benutzer ein Hobbesches Leben in der Wikipeida führen:
"einsam, arm, kümmerlich, roh und kurz".
Oh, und diesselbe Charakterisierung gilt natürlich auch für die überwiegende Mehrheit der Artikel in der Wikipedia.
Schöne Grüße,
Markus.
[Leidensdruck durch schlechte, falsche oder URV-Artikel]
Und wenn er eines Tages groß genug ist, kontrolliert diese Prozesse längst der Mob.
Richtig spannend wird es, sobald Google-Print (oder das Konkurrenzprojekt vom Börsenverein des deutschen Buchhandels) life geht. Dagegen wird die Schähung "Wikiprawda" anläßlich des DDR-URV überaus freundlich sein.
"Johann H. Addicks" addicks@gmx.net writes:
Richtig spannend wird es, sobald Google-Print (oder das Konkurrenzprojekt vom Börsenverein des deutschen Buchhandels) life geht. Dagegen wird die Schähung "Wikiprawda" anläßlich des DDR-URV überaus freundlich sein.
Google-Print ist live, heißt nun aber books.google.com . Wie man damit umgehen kann, findest du hier: http://www.pgdp.net/phpBB2/viewtopic.php?t=17600 (eventuell vorher anmelden). Das ist die Foren-Seite der "Distributed Proofreaders" des Project Gutenberg.
Vom Börsenverein des deutschen Buchhandels erwarte ich nicht viel.