Ulrich Fuchs schrieb am Fr, 7. Jan. 2005, um 19:51:
Weil genau das die eigentliche Arbeit wäre, die in der Erstellung einer Enzyklopädie geleistet werden muss. Nicht, wieviel Menge an Informationen drinsteht, sondern welche Informationen drinstehen und welche nicht, ist wichtig. Wissen ist das, was überbleibt, wenn überflüssige Information aussortiert(!) ist.
...und genau das ist schwierig im Arbeitsmodell der Wikipedia. Aber das ist ja nichts Neues, oder? Wenn man keine verantwortlichen Redaktorinnen und Redaktoren für diese Streicharbeit will, dann bleibt nur eine Art common sense. Dieser Konflikt ist nur auf dem Weg der Verhandlung und des besseren Arguments lösbar. Und durch Hartnäckigkeit und Geduld; und mit Perspektiven über mehr als drei, vier Jahre hinaus.
Ein Brockhaus und eine Britannica sind durchaus in wissenschaftlichen Arbeiten zitabel.
Nicht nur zitierbar (weil im allgemeinen abgesichert und verlässlich), sondern immer noch, was die editorische Arbeit betrifft, der Wikipedia um Einiges voraus.
Dann ist eine Enzyklopädie nicht das richtige Werkzeug. Eine Enzyklopädie ist nicht dazu dar, Dir entlegenes Wissen für Dein Spezialgebiet zu liefern,sondern das *grundlegende* Wissen auf Gebieten, in denen Du *kein* Spezialist bist. Mehr kann sie nicht leisten.
Wikipedia sollte eine *freie* Enzyklopädie werden. DA hast Du das neue. Es war nie die Rede davon, eine *neue Art* Enzyklopädie zu machen (die letztlich eben keine ist, sondern ein Sammelsurium zeitgeschichtlicher Stichworte,Erwähnungen von Dingen, das ganze vermischt mit ein bisschen enzyklopädischerInformation). Überholen ohne einzuholen? Ist schonmal kläglich schiefgegegangen.
Wikipedia ist mehr: Sie sollte das grundlegende Wissen bieten (was sie sie erst teilweise, aber schon erstaunlich breit tut), aber daneben bietet sie, mehr als alle anderen Unternehmungen - und vor allem viel schneller! - zusätzliches Wissen ausserhalb der Mainstream-Wissensströme. Das ist eben ein Teil der "neuen" Art von Enzyklopädie...
Damit wird Wikipedia aber zu einer Ansammlung von Artikeln über Dinge, ein Verzeichnis. Keine Enzyklopädie, die primär Begriffe(!) erklären sollte. Diese eigentliche Aufgabe fällt mittlerweile komplett unter den Tisch.
Das beisst sich eben oft mit dem Anspruch einer umfassenden, systematischen Enzyklopädie, aber es schliesst sich gegenseitig nicht aus. Aber, wiederum: es bedingt einen über Einzelpersonen hinausgehenden Willen zur Qualitätsverbesserung. Und langen Atem braucht es auch...
Gruss
Lullus