Wikipedia ist kein Staat und auch kein Klassenzimmer (wo ganz besonders Demokratie (nicht nur zur Einübung) notwendig ist) und deswegen sind alle Metaphern nur Metaphern, aber was ich so die letzten drei Monate erlebe, finde ich die Metapher
Honeckerisierung
für die deutsche Wikipedia ganz angemessen. Was diese Metapher mit der deutschen WP übereinstimmen läßt:
* Meriten werden sich selbst bescheinigt * Kritiker werden systematisch weggemobbt * Diskussionstexte und Meinungen anderer werden nach Gusto manipuliert oder gar gelöscht * Formale Korrektheit bei demokratischen Verfahren werden Pi mal Daumen gehandhabt * demokratische Ideen werden nur über gewisse Muskeln kommuniziert oder über diese diffamiert * Üble Nachrede, Pöbeleien, Lehmwerfereien, Mobbing gehört zum normalen Tonfall * Verhaltensweisen werden mit zweierlei Maß/Recht (z.B. Editwars) sanktioniert. * jeder findet es normal dass Unterschriften öffentlich gefälscht werden und gefälscht bleiben, Politische Witze hingegen systematisch gelöscht und/oder als SPAM verunglimpft werden * zu wenig Regeln existieren, die Exzesse umgehbar machen. * Macht nicht durch (oder durch zu wenig) Rechtfertig gestützt wird Thomas7
weiteres auf meiner französischen Benutzerseite: http://fr.wikipedia.org/wiki/Utilisateur:Thomas7 http://fr.wikipedia.org/wiki/Discussion_Utilisateur:Thomas7 Missstände: http://fr.wikipedia.org/wiki/Discussion_Utilisateur:Thomas7#Missstaende_in_d...
----- Original Message ----- From: Fantasy Fantasy@joachim.net To: wikide-l@Wikipedia.org Subject: [Wikide-l] "du ( Anhänger totalitärer Systeme[Mussolini?]?)" Date: Sun, 6 Mar 2005 15:34:27 +0100
Hallo Leute,
Wenn euch ein gewisser Benutzer:Historiograf auf eurer Diskussions-Seite folgendes hinterlassen würde:
"...was du (Anhänger totalitärer Systeme [Mussolini?]?) dazu denkst..."
Wie würdet ihr darauf reagieren? Ich war im ersten Moment echt perplex...
Ich bin FÜR Demoktratie, wo Demokratie Sinn macht (Regierungsform in zivilisierten Staaten, Vereine, ...) Ich bin GEGEN REINE Demokratie, wo sie nicht Sinn macht (zB Klassenzimmer, Wikipedia, ...) Es können in Wikipedia einige Punkte der Demokratie verwendet werden, aber dadurch wird Demokratie noch nicht zur einzigen 100%igen Regierungsform von Wikipedia.
Muss ich mir, weil ich diese Meinung habe, jetzt von Benutzern gefallen lassen, als Mussolini-Anhänger betitelt zu werden? (noch dazu, weil ein anderer Benutzer einen Edit von Ihm rückgängig gemacht hat, nicht ich!)
Ich bin echt so verblüfft, dass jemand sowas von mir denken könnte, dass ich nicht weiss wie genau ich auf so etwas reagieren soll...
Danke für Kommentare bzw. Hilfe, Fantasy :-| _______________________________________________ WikiDE-l mailing list WikiDE-l@Wikipedia.org http://mail.wikipedia.org/mailman/listinfo/wikide-l
--blank Wann stoppen endlich die skandalösen Sperrverfahren und das Mobbing in der deutschen Wikipedia?
On Monday, March 07, 2005 12:42 AM Thomas Unglaube thomas7@munich.com wrote:
Wikipedia ist kein Staat und auch kein Klassenzimmer (wo ganz besonders Demokratie (nicht nur zur Einübung) notwendig ist) und deswegen sind alle Metaphern nur Metaphern, aber was ich so die letzten drei Monate erlebe, finde ich die Metapher
Honeckerisierung
für die deutsche Wikipedia ganz angemessen. Was diese Metapher mit der deutschen WP übereinstimmen läßt: [...]
Selbst wenn man Dir bis hierhin folgen konnte (was sicher nur wenigen Auserwählten vergönnt sein mag), hat Deine Metapher einen entscheidenden Haken: http://www.usemod.com/cgi-bin/mb.pl?RightToLeave
Wenn Dir das System hier nicht passt, nimm doch einfach die Inhalte, eröffne Dein eigenes Wiki und mache dort, was Du für richtig hälst.
Wenn Du hier aber weiter auf diese destruktive Weise rumnervst, werde ich nicht länger zögern und den hiesigen Freizeit-Diktator (aka Listadmin) bitten, Dich von dieser Mailingliste auszuschließen - ganz ohne Abstimmung oder andere Formalien. Denn glücklicherweise gibt es dafür keine Richtlinien, die man zu Gunsten einer konstruktiven Zusammenarbeit ignorieren müsste bzw. über deren Interpretation man sich streiten könnte.
Leb wohl Arne -- http://recentchanges.de
Wo mir beim Topic gleich nochmal der lesenswerte Sonntagszeitungsartikel (ja, die gibt es heute noch in den Tankstellen, nein, der Tankwart ist einfach nur zu faul nach hinten zu gehen, wenn er sagt sie ist weg...) einfällt. Primär befasst er sich mit der sozialen Organisation von Open-Source-Projekten. Um es mal verkürzt zu sagen: Clan- bzw. Stammesstruktur anstelle von Basisdemokratie. Klingt mE ziemlich nachvollziehbar und es wäre doch mal ein Anfang zu kucken was ist + nicht "was sollte sein".
south
"I'm downright amazed at what I can destroy with just a hammer." (Atom and his Package)
Primär befasst er sich mit der sozialen Organisation von Open-Source-Projekten. Um es mal verkürzt zu sagen: Clan- bzw. Stammesstruktur anstelle von Basisdemokratie.
Ist es nicht wahrscheinlich, daß Basisdemokratie (im Sinne von "jeder darf zu jeder Entscheidung mitbestimmen") ab einer gewissen Größenordnung nicht mehr funktionieren kann? (Ob sie darunter funktioniert, können wir hier dahingestellt sein lassen.)
Mit der Zahl an einer Organisation beteiligter Menschen steigt sowohl die Anzahl der zu entscheidenden Fragen als auch die durchschnittliche Anzahl der Menschen, die sich zu jeder Entscheidung äußern möchten bzw. müssen.
Damit steigt sowohl die Anzahl als auch die durchschnittliche Länge von Diskussionen. Irgendwann wird für jeden Beteiligten eine individuell unterschiedliche Grenze erreicht, über die hinaus er nicht mehr Zeit in Diskussionen und Entscheidungsfindung investieren will. (Denn dies ist ja nur der administrative Überbau, nicht der eigentliche Zweck.) Folge: Man nimmt an der Entscheidungsfindung gar nicht mehr teil oder trifft halb- oder uninformierte Entscheidungen, weil man zwar noch seine Stimme abgibt, aber die Diskussion nicht mehr verfolgt.
(Eine weitere Folge. Diejenigen, die sich ganz auf den administrativen Überbau konzentrieren und sich nicht um den eigentlichen Zweck der Organisation kümmern, gewinnen überdurchschnittlichen Einfluß.)
Irgendwann erreicht eine wachsende Organisation also eine Größe, ab der Basisdemokratie im Sinne von Entscheidungen, die von allen Benutzern gemeinsam und auf der Basis individueller Informiertheit getroffen werden, nicht mehr funktioniert.
Es erscheint mir eine logische Entwicklung, daß sich dann - formelle oder informelle - Gruppen bilden, die die Aufgabe der Informierung und Entscheidungsfindung an als vertrauenswürdige angesehene Mitglieder delegieren. Beispiel: Ich kann mich entscheiden, in Fragen des Urheberrechts dem Benutzer X zu folgen, dessen Ansichten ich in der Vergangenheit als sinnvoll und gut begründet (sprich: mit meinen Vorstellungen übereinstimmend) kennengelernt habe. Wenn es dagegen um Layout geht, kann ich mich Benutzer Y anschließen. Etc.
Auf diese Art würden zunächst mal für jede Einzelfrage neue, voneinander unabhängige Gruppen entstehen. Es liegt aber in der Natur der Sache, daß Menschen mit häufig übereinstimmenden Ansichten oft in der gleichen Gruppe sind und sich mit der Zeit zu semipermanenten oder sogar formellen Gruppen für die meisten oder alle Sachfragen zusammenfinden, die man dann als Clan bezeichnen könnte.
Eine Clan-artige Organisation anarchistischer oder semianarchistischer Projekte wäre demnach bei Überschreiten einer gewissen Größenordnung ein autonomes Phänomen der Selbstorganisation, das relativ unabhängig von bewußten Entscheidungen der Beteiligten ist.
Die nächsten Fragen wären: - Wo sind wir in dieser Entwicklung? - Empfinden wir diese Organisationsform als negativ? - Wenn ja, kann man eine bessere Organisationsform erreichen?
Grüße Skriptor
Skriptor schrieb:
Ist es nicht wahrscheinlich, daß Basisdemokratie (im Sinne von "jeder darf zu jeder Entscheidung mitbestimmen") ab einer gewissen Größenordnung nicht mehr funktionieren kann?
Nein. Das ist *sicher*.
-thh