Mein Bruder schrieb mit heute:
"Hab' unserem IT-Guru Wikipedia vorgestellt ... Er war ganz fasziniert von der Idee und der Realisierung. Zufällig kam einige Tage später ein Vertreter von Brockhaus (24 Bände +DVD + CD um ... irgendwas von 1200.- Euro Sonderpreis). Der arme Mann hat ihm schrecklich leid getan, denn er hat das Wort Wikipedia gehört und hat die Wohnung rasch verlassen... wie ein Druidenfuss auf der Tütschwelle..."
Ich schlage vor einen Wikipedia-Stützfond für die leidtragende Enzyklopädievertreter und ihre Familien einzurichten!
Doch in vollem Ernst, ich komme ja selbst aus dem Buchhandel und ich empfand die Wikipedia nie als Bedrohung der traditionellen Lexika, auch nicht der elektronischen, auch sonst nicht der Bücher! Doch vielleicht ist meine Sicht durchaus nicht die realistische und neutrale Sicht der Sache.
Wenigstens was meine Kleinigkeit betrifft, ich habe mehr Lexika zuhause als sonst 5 Durchschnitthaushalte zusammen je haben würden und - das ist jetzt meine Frage an Euch Wikipedianer:
Ich denke:
So oder ähnlich sieht es bei Euch im Büchergestell aus oder auch nicht viel anders?
Wie viele Lexika stehen so bei Euch herum und welche? Ich wäre dankbar um ein paar Offenbarungen, denn ich würde gerne darüber was Versöhnliches schreiben. Dazu sind die langen Winterabende doch prädestiniert!
Gruß Ilja
Ilja Lorek wrote:
"Hab' unserem IT-Guru Wikipedia vorgestellt ... Er war ganz fasziniert von der Idee und der Realisierung. Zufällig kam einige Tage später ein Vertreter von Brockhaus (24 Bände +DVD + CD um ... irgendwas von 1200.- Euro Sonderpreis).
Jetzt noch einen 1999er-Brockhaus für solche Beträge abzuverkaufen halte ich für eine dezente Frechheit. Genausogut wäre zu klären, ob das wirklich ein "Brockhaus-Vertreter" (haben die das nicht neulich abgewickelt?) war oder nicht einfach nur die Drückerkolonne von nebenan.
Der arme Mann hat ihm schrecklich leid getan, denn er hat das Wort Wikipedia gehört und hat die Wohnung rasch verlassen... wie ein Druidenfuss auf der Tütschwelle..."
Der größte Teil der Aussagefähigkeit betrifft eher die Frage, warum ein Vertreter nicht damit klarkommt. Sie hatten mehr oder weniger 6 Jahre Zeit, sich auf das Argument "Warum Brockhaus, habe doch Internet" einzustellen.
Ein Vertreter, der auf so eine Steilvorlage nicht mit dem Vertrauensargument, dem Argument der inhaltlichen Tiefe, dem Argument der Sorgfalt usw. kommt, sollte lieber Jounalist werden..
So oder ähnlich sieht es bei Euch im Büchergestell aus oder auch nicht viel anders?
Meyers, dtv-Lexikon, der grosse Herder, einmal Bertelsmann-Brockhaus, ein paar Fachenzyklopädien, also irgendwas zwischen 2 und 3 Regalmetern. Das meiste kam dazu, nachdem ich anfing, mich für Wikipedia zu interessieren.
Wie viele Lexika stehen so bei Euch herum und welche? Ich wäre dankbar um ein paar Offenbarungen, denn ich würde gerne darüber was Versöhnliches schreiben.
"Wikipedia hat geholfen, die Relevanz des Themas 'Enzyklopädisches Wissen' einem breiteren Publikum klar zu machen." Schließlich habe es ja Leute gegeben, die behauptet hatten, das Internet würde Nachschlagewerke generell überflüssig machen. Davon rede heute niemand mehr. " - Bernd Kreissig
Bei sowas zitiert man ja gerne die Brockhäuser :)
Mathias Schindler
"Wikipedia hat geholfen, die Relevanz des Themas 'Enzyklopädisches Wissen' einem breiteren Publikum klar zu machen." Schließlich habe es ja Leute gegeben, die behauptet hatten, das Internet würde Nachschlagewerke generell überflüssig machen. Davon rede heute niemand mehr. " - Bernd Kreissig
Bei sowas zitiert man ja gerne die Brockhäuser :)
Mathias Schindler
war da nicht vor 20 Jahren oder so die Mahr vom papierlosen Büro? Und was ist passiert, durch die Computer schrumpfen die Wälder noch rascher als früher, mein schneller Drucker produziert mehr Altpapier, als die Pfadfinder in ihre monatlichen Sammlung wegtragen können und die alten tonnenschweren Endloslisten aus den Nageldrucker, die haben wir im Verlag gleich für die Heilsarmee zum Abholen palettiert!
Dann hieß es - Computer machen die Verleger und Buchhändler brotlos. Ich stand in eine größeren Buchhandlung bei Zürich fast 2 Jahre lang in der Abteilung "Computerbuch, Multimedia, Software". Keine andere Abteilung machte derartige Umsätze wie wir: jetzt in dieser Jahreszeit - kurz vor Weihnachten - verkauften wir am Tag von 9 bis 20 Uhr an die 1.000 kg IT-Buch (täglich!), Computer-Zeitschriften, Software und PC-Spiele (die Umsatzzahlen sind natürlich geheim, aber so manche Familienbuchhandlung verkauft weit weniger im ganzen Jahr, als wir im Advent zu zweit allein in dieser Computerabteilung umgesetzt haben ...).
Nein, Internet und die Wikipedia sind für den Verlag und Buchhandel weiß Gott eine Gefahr, nur: "Wer zu spät kommt, den bestraft - der Konkursrichter!"
Danke und Gruß Ilja
On Mon, Dec 20, 2004 at 09:47:22PM +0100, Ilja Lorek wrote:
Dann hieß es - Computer machen die Verleger und Buchhändler brotlos. Ich stand in eine größeren Buchhandlung bei Zürich fast 2 Jahre lang in der Abteilung "Computerbuch, Multimedia, Software". Keine andere Abteilung machte derartige Umsätze wie wir: jetzt in dieser Jahreszeit - kurz vor Weihnachten - verkauften wir am Tag von 9 bis 20 Uhr an die 1.000 kg IT-Buch (täglich!), Computer-Zeitschriften, Software und PC-Spiele (die Umsatzzahlen sind natürlich geheim, aber so manche Familienbuchhandlung verkauft weit weniger im ganzen Jahr, als wir im Advent zu zweit allein in dieser Computerabteilung umgesetzt haben ...).
Wir Informatiker sind ja nicht blöde. Ein Informatiker der fehlerfreie Software schreibt schaufelt sich selber ein Grab!
On Monday 20 December 2004 21:25, Mathias Schindler wrote:
Ilja Lorek wrote:
"Hab' unserem IT-Guru Wikipedia vorgestellt [...]
Der arme Mann hat ihm schrecklich leid getan, denn er hat das Wort Wikipedia gehört und hat die Wohnung rasch verlassen... wie ein Druidenfuss auf der Tütschwelle..."
Der größte Teil der Aussagefähigkeit betrifft eher die Frage, warum ein Vertreter nicht damit klarkommt. Sie hatten mehr oder weniger 6 Jahre Zeit, sich auf das Argument "Warum Brockhaus, habe doch Internet" einzustellen.
Ein Vertreter, der auf so eine Steilvorlage nicht mit dem Vertrauensargument, dem Argument der inhaltlichen Tiefe, dem Argument der Sorgfalt usw. kommt, sollte lieber Jounalist werden..
Da stellt sich die Frage, inwieweit man dem IT-Guru ansieht, dass er IT-Guru ist :-) Es gibt Situationen, wo recht schnell klar wird, dass beide Seiten nur ihre Zeit verschwenden. Bei der Vorstellung einige meiner Kommilitonen von Windows überzeugen zu müssen, würde ich auch nach dem Schlüsselwort "Linux" sofort aufgeben. (Ich benutze Linux)
Viele Grüße, Marco
Ilja Lorek wrote:
Wenigstens was meine Kleinigkeit betrifft, ich habe mehr Lexika zuhause als sonst 5 Durchschnitthaushalte zusammen je haben würden und - das ist jetzt meine Frage an Euch Wikipedianer: So oder ähnlich sieht es bei Euch im Büchergestell aus oder auch nicht viel anders?
Ja sicher, allerdings wird das Bild aber sicher verzerrt durch das ohnehin vorhandene lexikalische oder gar enzykloädische Interesse bei den Leuten, die Wikipedia eben anzieht. Was aktive Wikipedianer im Bücherregal zu stehen haben ist m.E. kaum repräsentativ für das, was reine Wikipedia-Nutzer besitzen.
Ich habe allerdings schon lange kein gedrucktes Universallexikon mehr gekauft, das letzte war "Meyers großes Taschenlexikon" vor vielen Jahren, bevor es allzu bunt wurde. Gedruckt habe ich seit längerer Zeit nur noch hochwertige Fachlexika oder andere spezialisierte Nachschlagewerke gekauft, das aber wohl in etwas ungesunden Mengen (ein Zimmer ist bei uns allein als Bibliothek belegt). Allerdings habe ich dabei das Gefühl, vergleichsweise bleibende Werte erworben zu haben, die ich durchaus über ein Jahrzent oder vielleicht auch noch länger nutzen kann.
Mein Nutz- und Kaufverhalten hatte sich (allerdings unabhängig von der Wikipedia) schon vor Jahren auf CD-ROMs verlagert; ich war damals fasziniert von dem Verhältnis von Datenmengen zum Platzbedarf, beispielsweise konnte ich mir daher noch als Student eine "Britannica" leisten, die in der Druckausgabe schon allein aus Platzgründen nie zur Diskussion stand.
Mittlerweile hat sich bei mir aber nun wieder eine Müdigkeit gegenüber dem alljährlichen Updatezirkus der elektronischen Nachschlagewerke eingestellt; ich finde es mittlerweile einfach nur noch ärgerlich, alle zwei bis drei Jahre "Updates" kaufen zu müssen, weil irgendwelche Funktionen nicht mehr unter älteren oder gar besonders neuen Betriebssystemversionen funktionieren (ganz schlimm sind in dieser Beziehung Produkte von Koch Media, Bertelsmann und "Wissen.de"); außerdem nervt mich zunehmend, dass fast ausnahmslos sämtliche CD-ROM- Lexika unter GNU/Linux unbrauchbar sind. Bücher sind dagegen voll mehrbenutzer- und multitaskingfähig, vollkommen plattformunabhängig und halten eben so lange, bis die Säure säurehaltiges Papier zerfressen hat (oder der Hund mit dem Band gespielt hat).
Kurzum, ich bin momentan wieder an einem Punkt, wo ich demnächst wohl eher in eine Studienausgabe des neuen Brockhaus investieren werde, als noch mehr CD-Schrott anzuschaffen, den ich allenfalls ein paar Jahre nutzen kann. Vor kurzem habe ich mir beispielsweise den elektronischen "Grimm" zugelegt und bereue das schon fast, obwohl diese CD wirklich sehr anständig aufbereitet ist und auch tadellos funktioniert: Zum schnellen Nachschlagen ist das Programm zu langsam, und zum Arbeiten mit dem Text drucke ich den entsprechenden Artikel dann doch wieder aus. Die dtv-Ausgabe braucht zwar mehr Platz, bietet dafür aber m.E. eine bessere "Usability". Bei aller Sympathie für elektronische Datenverarbeitung gehöre ich ganz sicher zu den Menschen, die noch gerne ein Buch in der Hand haben.
MfG -asb
Agon S. Buchholz wrote:
außerdem nervt mich zunehmend, dass fast ausnahmslos sämtliche CD-ROM- Lexika unter GNU/Linux unbrauchbar sind.
Full ACK! Bei der Britannica ist es sogar eine ziemliche Schande, denn das Frontend ist m. W. in Java geschrieben. Wenn's nicht so traurig wäre, könnte man glatt darüber lachen.
Flups
On Mon, 2004-12-20 at 20:58, Ilja Lorek wrote:
Wie viele Lexika stehen so bei Euch herum und welche? Ich wäre dankbar um ein paar Offenbarungen, denn ich würde gerne darüber was Versöhnliches schreiben. Dazu sind die langen Winterabende doch prädestiniert!
Hallo, -Brockhaus in einem Band (1990) und ein Brockhaus in 4 Bänden (1923)
Meine Eltern haben noch einen Brockhaus in einem Band aus den 1960ern.
Gruß Ilja
Mit freundlichen Grüssen DaB.
Ilja Lorek schrieb:
Wie viele Lexika stehen so bei Euch herum und welche?
Auf deutsch: Meyers 20 Bd 1909, Brockhaus 1 Bd, Lexikon der gesamten Technik 8 Bd 1904
Dänisch: *Salmonsens 20 Bd 1915-30, Salmonsens 1 Bd 1950er, *Dansk biografisk Lexikon 19 Bd
Schwedisch: *Nordisk familjebok 1.-5. Aufl. (20+38+20+20+1 Bd), Bonniers 13 Bd 1920er, Nationalencyklopedin 20 Bd 1990er
*) http://runeberg.org/salmonsen/ http://runeberg.org/dbl/ http://runeberg.org/nf/
"Ilja Lorek" skribis:
So oder ähnlich sieht es bei Euch im Büchergestell aus oder auch nicht viel anders?
Wie viele Lexika stehen so bei Euch herum und welche? Ich wäre dankbar um ein paar Offenbarungen, denn ich würde gerne darüber was Versöhnliches schreiben. Dazu sind die langen Winterabende doch prädestiniert!
Ich bin ja eher kein typischer Wikipedianer [1], und bei mir stehen auch nicht viele Lexika rum.
Gekauft habe ich mir noch nie eins, ein paar mal was geschenkt (oder "vererbt") bekommen ... ihr braucht also nicht über den Geschmack lästern.
Ich habe hier "Von Anton bis Zylinder" (Kinderbuchverlag Berlin, 1966 und 1968, zwei verschiedene Ausgaben), "Jugendlexikon von A bis Z" (Isis Verlag, Schweiz, 1991), ein "Bertelsmann Universallexikon" (etwa 1000 Seiten, ohne Datum, aber vom Artikelstand her etwa 1994). Alles Einbändige Lexika.
Das war es schon an allgemeinen Lexikas. Außerdem noch ein paar Fachbücher, etwa "Fahrplan der Weltgeschichte", "Superlexikon der Naturwissenschaften", "Mathematische Formeln", "Java Foundation Classes in a Nutshell", verschiedene Bücher der Reihe "Wissensspeicher XXX".
OK, und jetzt ratet mal, wie alt ich bin :-)
Paul [1] Mailinglisten-Wikipedianer könnte man das nennen :-)