Katharina schrieb am 17. Jan. um 11:25:
Was Du offenbar nicht verstehst, ist dass für viele der Menschen, die mal den "Traum Wikipedia" träumten, die aktuellen Tendenzen keinen Spass mehr machen.
Jetzt erzählt mal Oma vom Krieg: Damals, als wir jung waren - in meinem Fall ist das nur gerade zwei Jahre her - war es eine tolle Erfahrung, auf "zufälliger Artikel" zu klicken und interessante Dinge über Themen zu erfahren, von denen man noch nicht mal wusste, dass es sie gibt.
Ich höre gern, was mir Omi vom Krieg erzählt (aber ich frage sie nicht, ob sie mir bei meiner Arbeit hilft) und ich bin fasziniert zu lesen, wie toll es offenbar zu Beginn der Wikipedia *war* (aber es interessiert mich nur wissenschaftsgeschichtlich).
Egoismus (ich mach nur, was mir Spass macht und wenn es mir gefälligst was bringt), Pionierdenken (wir waren die tollsten Typen), Selbstverwirklichung (ich lebe mich als Autor und Oberlektor aus, und das andere ist mir sowas von egal) und Einzelkämpfertum (immer muss ich den Deppen erklären, was doch allen klar sein sollte) - und das alles in der Freizeit und nach dem Lustprinzip: Wo kann das sonst alles zugleich ausleben? ;-)
Es ist richtig: *das* ist kein Rezept für eine Enzyklopädie, eher das Pflegen und Hegen und Streiten der Einzelgeister (und -seelen). Inzwischen wächst die Wikipedia, anarchisch und unbekümmert wie seit eh und je, über die Einzelgeister hinaus. So was von dumm, dass sich das Ding nicht an die Träume und einzelnen Froschperspektiven hält...
Gruss
Lullus
Am Montag, 17. Januar 2005 13:35 schrieb Benedikt Zäch:
Ich höre gern, was mir Omi vom Krieg erzählt (aber ich frage sie nicht, ob sie mir bei meiner Arbeit hilft) und ich bin fasziniert zu lesen, wie toll es offenbar zu Beginn der Wikipedia *war* (aber es interessiert mich nur wissenschaftsgeschichtlich).
Du kapierst - entschuldige - nicht das Problem. Es geht hier bei diesen Diskussionen nicht über ein "früher war alles besser, was waren die alten Zeiten schön". Es geht darum, dass ein paar böse handwerkliche Fehler gemacht wurden, wie das Wachstum der Wikipedia durch der Mehrheitsfraktion der Poweruser gemanaged wurde. Welche Artikel reingelassen werden. Welche User gehätschelt und welche nicht geblockt werden. Welche Hirnis man zum Admin macht (da pack ich mir mit an die eigene Nase). Diese Fehler wurden wurden vor etwa einem dreiviertel Jahr benannt, die wahrscheinlichen Folgen (schleichende Verschiebung von "Enzyklopädie" zu "jeder-darf-alles-Spaß-Wiki-rest-wurscht", Vertreibung der Fachleute) wurden benannt. Daraufhin wurde denjenigen, die gewarnt hatten, jeder nur erdenkliche Stein in den Weg geworfen, um sie am Gegensteuern zu hindern.
Und genau die Folgen, vor denen laut und deutlich gewarnt wurde, stellt man heute fest.
Es geht nicht darum, dass sich Dinge ändern. Davon lebt ein Wiki. Es geht darum, dass das Ziel, dass dieses Wiki zu erreichen einmal angetreten ist, in immer weitere Ferne rutscht. Jeder Tag, an dem die Nulpen in der Wikipedia ihr hohles Gesülze und Datengebrabbel verbreiten dürfen, ohne dass man ihnen deutlich auf die Füße tritt, zieht weitere Nulpen an und vertreibt weitere Fachleute, und macht die Community aus Fachleuten, die WP am Anfang war, zu einer WP aus Nulpen. Wenn Ortsartikel zur Löschung vorgeschlagen werden, die aus zwei Daten und einem völlig veralteten Meyers-Text (samt Einwohnerzahl, Stand 1888) bestehen, und ein gewisser Admin dieser Löschung wiederspricht, dann müsste eigentlich sofort der Artikel schnellgelöscht und ein Desysop gegen den Admin angeleiert werden, weil er das wichtigste Ziel der Wikipedia mit Füßen tritt. Was passiert stattdessen. Nix. Und da ist das Problem. *Heute* ist es schlecht. Ob früher alles besser war, interessiert hier bestenfalls wenn es darum geht, Korrelationen zwischen dem Verhalten der Community und dem Qualitätswachstum der WP zu demonstrieren. Ansonsten ist diese Frage zu Recht völlig ohne Belang.
Uli
Ulrich Fuchs mail@ulrich-fuchs.de writes:
Es geht darum, dass das Ziel, dass dieses Wiki zu erreichen einmal angetreten ist, in immer weitere Ferne rutscht.
Mancher hat schon früh gesagt, daß die WP eine Kommunikationsplattfrom ist und keine Enzyklopädie im klassischen Sinne. Wer damit nicht klarkommt, macht einfach eine Pause, deren Länge er selbst bestimmen kann.
Karl Eichwalder wrote:
Es geht darum, dass das Ziel, dass dieses Wiki zu erreichen einmal angetreten ist, in immer weitere Ferne rutscht.
Mancher hat schon früh gesagt, daß die WP eine Kommunikationsplattfrom ist und keine Enzyklopädie im klassischen Sinne. Wer damit nicht klarkommt, macht einfach eine Pause, deren Länge er selbst bestimmen kann.
... und wir überlassen die WP den Dampfplauderern, den Demokratie- und zerschlagt die Stasi-Admin-Clique-Schreihälsen, unbekannte-Computerspiele-Artikel-Fans, den Freunden der Pornosternchen aus Japan, den Orts-"Stub"-Fabrikanten, den Navi-Leisten-Gurus, den ich-kopiere-das-mal-von-einer-Website, wieso-selber-schreiben-Experten und ähnlichen Leuten?
Dann viel Spaß!
Gruß
Henriette
Karl Eichwalder wrote:
Mancher hat schon früh gesagt, daß die WP eine Kommunikationsplattfrom ist und keine Enzyklopädie im klassischen Sinne.
Man konnte sagen "mehr Konversation als Lexikon". :-)