Am Dienstag, 14. Dezember 2004 18:41 schrieb Mathias Schindler:
http://www.computerbase.de/artikel/software/2004/microsoft_encarta_2005_wik ipedia/
Kein Wunder, dass ohne Brockhaus. Der ist ja auch eine Enzyklopädie. Dass unserer miserabler Demokratieartikel (1), besser abschneidet als die Encarta, spricht gegen die Encarta, nicht für die Wikipedia. Und dass kein kritischer Ton gegen den WP-Artikel kommt, disqualifiziert die ganze Vergleicherei von vorneherein. Das korrekte Fazit des Vergleiches müsste sein: Verlassen Sie sich bloß nicht auf Encarta oder Wikipedia, wenn sie an verlässlicher Information interessiert sind.
Habe heute übrigens endlich in der Mayerschen die Wikipedia-CD-Roms rumliegen sehen. Bei der Lernsoftware so für die Altersgruppe 8-12. Die Enzyklopädien waren einmal über den ganzen (recht großen) Raum quer gegenüber und einen Stock tiefer.
Uli
--- (1) Der ist miserabel, weil nicht ganz unwesentliche Teile von mir stammen und ich hiermit erkläre, dass ich von Demokratietheorie und -Geschichte keine Ahnung habe und damals nur gezwungenermaßen an dem Artikel mitgeschrieben habe, um diesen Direktedemokratietroll auszuknocken, und dass außerdem ausgesprochene Fachleute damals wegen genau diesem Troll abgesprungen sind. Andere (die guten) Teile des Artikels hat allerdings Katharina geschrieben, was dann doch wieder für den Artikel spricht. Aber das macht die miserablen Teile des Artikels leider nicht wett. Beispielsweise ist die sehr gute Definition, die's mal gab, längst wieder kaputtverbessert worden. Dafür steht da jetzt mal wieder, dass der heutige Parlamentarismus keine Demokratie sei, sondern eine Aristokratie, jaja...
Dafür steht da jetzt mal wieder, dass der heutige Parlamentarismus keine Demokratie sei, sondern eine Aristokratie, jaja...
Moment, da steht nicht, dass das so sei, sondern dass es nach der Verfassungseinteilung des Aristoteles so sei.
zitat wikipedia: "Der heutige Parlamentarismus, d.h. die sog. Repräsentative Demokratie, ist _nach der klassischen Verfassungssystematik des Aristoteles_ keine Demokratie sondern je nach Wertung eine Aristokratie oder eine Oligarchie."
Das ist zugegebenermaßen ein etwas hinkender Vergleich, weil A. sich sowas wie mittelbare Herrschaft nicht vorstellen konnte. Aber wenn man davon ausgeht, dass Herrschaft für A. direkt sein musste, weil sie sonst nicht vorstellbar ist, eher richtig denn falsch. Was nun wiederum nach Aristoteles auch noch ein Kompliment ist:
zitat aristoteles zur aristokratie: "Die Herrschaft von wenigen, aber doch immer mehr als von einem [nennen wir] Aristorkratie, sei es nun, daß dies heißen soll Herrschaft der Besten oder daß es bedeutet, ihr Zweck sei das Beste des Staates und der Gesellschaft" (Politeia III 7)
Zu bemerken ist, dass A. nicht die geringste Aussage darüber macht, wie die wenigen bestimmt werden.
zitat aristoteles zur demokratie: "wenn endlich die Mehrheit des Volkes den Staat mit Rücksicht auf das Gemeinwohl verwaltet so wird dies Politeia genannt. Dies mit Recht, denn daß ein einzelner oder eine Minderzahl sich durch besondere Tugend auszeichnet, kann leicht vorkommen, daß aber eine größere Zahl es zu jeder Art von Tugend im strengen Sinn bringt, ist schon eine schwierige Sache. ... Die Abarten der genannten Verfassungen sind ... von der Politeia die Demokratie. Demokratie ist [eine Art von Herrschaft], welche zu dem [Gunsten] der Armen geführt wird, und auf das was dem ganzen Gemeinwesen frommt, sieht sie nicht. (Politeia III 7)
Extrem wichtig hingegen ist der Satz, dass was man heute in der Schule als "Demokratie in Deutschland" lernt mit dem ursprünglichen theoretischen Konzept nur mäßig viel zu tun hat. Demokraten und Liberale/Rechtsstaatler/Verfassungsanhänger waren lange Zeit historisch erbitterte Feinde, die beiden Konzepte von Demokratie und von Rechtsstaat/Menschenrichten sind auf einer theoretischen Ebene nur schwer überhaupt vereinbar. die frühen Theoretiker wie Tocqueville/ John Stuart Mill (für Freiheit/Menschenrechte, gegen Demokratie) oder Bentham und der gesamte frühe Sozialismus (gegen unabänderliche Rechte/ für Demokratie) wussten das auch noch.
Dirk/southpark
(Der jedesmal aufheulen möchte, wenn jemand sein Recht auf Meinungsfreiheit mit "demokratischen Prinzipien" begründet - sowas ist bullshit)
Ulrich Fuchs wrote:
Habe heute übrigens endlich in der Mayerschen die Wikipedia-CD-Roms rumliegen sehen. Bei der Lernsoftware so für die Altersgruppe 8-12. Die Enzyklopädien waren einmal über den ganzen (recht großen) Raum quer gegenüber und einen Stock tiefer.
kein Wunder, die Mayersche will sich doch nicht ihr Weihnachtsgeschäft mit einer CD kaputt machen, an der sie praktisch nichts verdient gegenüber Encarta oder Brockhaus ... da wundert man sich schon ein wenig, wie voll Jimmy den Mund in Interviews nimmt:
"Ich denke, das Geschäftsmodell proprietärer Enzyklopädien ist dem Untergang geweiht. Bereits in einem Jahr wird es schwer sein, noch einen Mehrwert in proprietären Enzyklopädien zu sehen."
http://www.golem.de/0407/32001-3.html
ciao Melvin
Melvin Lafalle wrote:
gegenüber Encarta oder Brockhaus ... da wundert man sich schon ein wenig, wie voll Jimmy den Mund in Interviews nimmt:
"Ich denke, das Geschäftsmodell proprietärer Enzyklopädien ist dem Untergang geweiht. Bereits in einem Jahr wird es schwer sein, noch einen Mehrwert in proprietären Enzyklopädien zu sehen."
Ein ähnliches Zitat kam einige Tage später nochmal auf Slashdot.org
Seitdem hat sich die Position ein wenig konkretisiert, es gibt nun auch Grautöne in der Frage, was in 3 oder 5 Jahren sein wird.
Bis dahin kann man sich erstmal live ansehen, wie gut die 21. Auflage der BE unters Volk gebracht wird.
Mathias