In einem aktuellen Beitrag vom WDR 5 wurde gerade Brockhaus/Die Zeit dem Kooperationsprojekt von Spiegel/Bertelsmann/Wikipedia gegenübergestellt. Mein erster Gedanke war, na, da wurde wohl was falsch verstanden, Spiegel/Bertelsmann nutzen die frei zugängigen Daten ja nur.
Erst jetzt habe ich erfahren, dass es einen Vertrag über die Kooperation gegeben hat.
Ich habe keine Lust im Kampf dieser Mediengruppen in Stellung gebracht zu werden oder, wie WDR 5 nicht ganz so falsch darstellte, dass Wikipedia mit dem Bertelsmann-Konzern koopereriert.
Dramatisiere ich oder haben wir uns hier in etwas hineinmanövriert, wo wir nicht mehr so leicht herauskommen?
Lieben Gruß S.F.
Hi,
schwarze_feder@gmx.net schrieb am 25.02.2008 13:58:
Ich habe keine Lust im Kampf dieser Mediengruppen in Stellung gebracht zu werden oder, wie WDR 5 nicht ganz so falsch darstellte, dass Wikipedia mit dem Bertelsmann-Konzern koopereriert. Dramatisiere ich oder haben wir uns hier in etwas hineinmanövriert, wo wir nicht mehr so leicht herauskommen?
Ersteres.
Jeder darf, kann und soll unsere Inhalte nutzen, aufbereiten und weiterverbreiten. Sobald er dabei unser Logo benutzt oder prominent unseren Namen nennt oder sonstige "erweiterte Leistungen" in Anspruch nehmen möchte (wie z.B. einen Feed), dann wird dies durch eine Lizenzvereinbarung mit der Wikimedia Foundation (bzw. dem Wikimedia Deutschland e.V.) geregelt.
Tschüss, Tim.
On Mon, Feb 25, 2008 at 1:58 PM, schwarze_feder@gmx.net wrote:
Ich habe keine Lust im Kampf dieser Mediengruppen in Stellung gebracht zu werden oder, wie WDR 5 nicht ganz so falsch darstellte, dass Wikipedia mit dem Bertelsmann-Konzern koopereriert.
Ich kenne den WDR-Beitrag nicht, deshalb nur ganz grundsätzlich: Wikimedia nimmt nicht Teil an solchen Kämpfen, was auch immer einzelne Medien behaupten. Dass die Wikipedia gegen etablierte Lexikonverlage (oder wahlweise gegen Suchmaschinen) kämpft, wird uns seit Jahren immer wieder unterstellt - falsch ist es immer noch.
Spiegel Wissen macht von dem Angebot der Wikipedia-Autoren an die Allgemeinheit Gebrauch, die von ihnen erstellten Inhalte weiterzuverbreiten. Dass sich Spiegel Wissen darüber hinaus entschlossen hat, uns auch finanziell zu unterstützen und deshalb eine Kooperation mit Wikimedia eingegangen ist, macht uns nicht zur Partei in irgendwelchen von Dritten heraufbeschworenen Kämpfen. Wenn morgen der Brockhaus vor der Tür stehen sollte und ebenfalls freie Inhalte nutzen möchte, dann helfen wir ihm dabei ebenso gerne wie Spiegel Wissen.
Diese Friedfertigkeit scheint einigen Menschen schwer vermittelbar zu sein.
Viele Grüße Arne
On 25.02.2008, at 14:59, Arne Klempert wrote:
Hi,
Dass sich Spiegel Wissen darüber hinaus entschlossen hat, uns auch finanziell zu unterstützen und deshalb eine Kooperation mit Wikimedia eingegangen ist, …
ahso. Die zahlen also tatsächlich etwas an Wikimedia – das war bisher nur einer Art gerüchteweisem Subtext zu entnehmen.
Hier wäre Transparenz im Vorfeld von Seiten Wikimedias angebracht gewesen: Das Geraune von „die lassen sich vom Spiegel kaufen“ (auch wenns erstunken und erlogen ist) läßt sich im Nachhinein nur sehr schwer wieder rückgängig machen.
Diese Friedfertigkeit scheint einigen Menschen schwer vermittelbar zu sein.
Kein Wunder, wenn einige Menschen den Eindruck bekommen könnten (auch wenn das ebenfalls nicht stimmt!), daß man nur auf hartnäckiges Nachfragen solche Informationen bekommt. Sorry, aber es ist doch bekannt, daß die WP-Community auf jedwede Art von Kommerzialismus ausgeprochen allergisch reagiert: Wieso macht ihr den Fehler durch Nicht-Kommunikation überhaupt erst Gerüchte aufkommen zu lassen? Oder hatte der Spiegel was dagegen, daß klipp und klar gesagt wird, daß sie so nobel sind eine Spende abzuwerfen, obwohl das gar nicht nötig gewesen wäre?
Gruß
Henriette
Henriette Fiebig schrieb: Wieso macht ihr den Fehler durch Nicht-Kommunikation überhaupt erst Gerüchte aufkommen zu lassen? Oder hatte der Spiegel was dagegen, daß klipp und klar gesagt wird, daß sie so nobel sind eine Spende abzuwerfen, obwohl das gar nicht nötig gewesen wäre?
Letztere Frage würde mich auch interessieren. Hier
http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Fragen_zur_Wikipedia#Brockhaus.2FDie_...
gibt es inzwischen einige Antworten. Problematischer als den Spiegel finde ich allerdings, dass es sich um ein Joint Venture von Spiegel und dem Bertelsmann-Konzern handelt. Der Bildungs- und Mediengigant Bertelsmann hat aufgrund der RTL Group und noch viel stärker aufgrund seiner aktiven Einmischung in die Bildungspolitik (CHE) den denkbar schlechtestn Ruf bei Menschen, die an seriöser und "freier" Bildung interessiert sind.
2008/2/25 schwarze_feder@gmx.net:
Henriette Fiebig schrieb:
Problematischer als den Spiegel finde ich allerdings, dass es sich um ein Joint Venture von Spiegel und dem Bertelsmann-Konzern handelt. Der Bildungs- und Mediengigant Bertelsmann hat aufgrund der RTL Group und noch viel stärker aufgrund seiner aktiven Einmischung in die Bildungspolitik (CHE) den denkbar schlechtestn Ruf bei Menschen, die an seriöser und "freier" Bildung interessiert sind.
Bertelsmann ist - wie du richtig sagst - ein recht großer Verein, der seinen Töchtern relativ große Freiheiten lässt, wie sie ihr Geld erwirtschaften (solange sie das tun).
Kooperationspartner des Spiegel in dem Projekt "Spiegel Wissen" ist der Verlag Wissen Media, der Lexika und andere ähnlich gelagerte Produkte herausgibt. http://www.wissenmediaverlag.de/wissenmediaverlag.html
Man sollte die Kritik auf die tatsächlich am Projekt beteiligten Personen beschränken, sonst holt man sich über den Spiegel noch Gruner und Jahr ans Boot und irgendwann landen wir bei den Verflechtungen noch bei Halliburton :)
Mathias
2008/2/25 schwarze_feder@gmx.net:
Letztere Frage würde mich auch interessieren. Hier
http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Fragen_zur_Wikipedia#Brockhaus.2FDie_...
gibt es inzwischen einige Antworten. Problematischer als den Spiegel finde ich allerdings, dass es sich um ein Joint Venture von Spiegel und dem Bertelsmann-Konzern handelt. Der Bildungs- und Mediengigant Bertelsmann hat aufgrund der RTL Group und noch viel stärker aufgrund seiner aktiven Einmischung in die Bildungspolitik (CHE) den denkbar schlechtestn Ruf bei Menschen, die an seriöser und "freier" Bildung interessiert sind.
Das würde ich so nicht unterschreiben wollen. Und selbst wenn es so wäre: Wikimedia hat sich bisher im Allgemeinen bemüht, keine politischen Positionen einzunehmen, die nicht direkt mit freien Inhalten zu tun haben. Die CHE ist als Gruppe eher für ihr Eintreten für Studiengebühren und die Ökonomisierung der Hochschulbildung bekannt. Die beiden Themen liegen nicht völlig auseinander, sie sind aber auch nicht voneinander abhängig und Wikimedia wäre sicher nicht gut darin beraten, sich politisch in dem Bereich zu positionieren.
Du sagst, das würde trotzdem passieren, weil einige es so auffassen würden, dass mit der Kooperation mit Spiegel Wissen zeitgleich eine Unterstützung der CHE einhergehen würde, schließlich gehören sie alle zum selben Unternehmen. Würde diese Herangehensweise allerdings konsequent durchgeführt, wären praktisch keine Kooperationen mit größeren Gruppen (inklusive staatlicher Organisationen) möglich, weil es irgendwo immer Möglichkeiten für inhaltliche Konflikte und Hineinterpretieren von politischen Unterstützungsbekundungen geben wird. Ich denke, da ist eine pragmatischere Herangehensweise gefragt, die durchaus in der Lage ist, verschiedene Untereinheiten einer Organisation voneinander zu trennen und zu akzeptieren, dass eine Beziehung mit Untereinheit A kein Hochjubeln der Untereinheit B darstellt.
Sebastian
Okay, meine Einschätzung ist aufgrund des WDR 5 Beitrags, dass die Öffentlichkeit demnächst zwei große enzyklopädische Wissensportale wahrnimmt: das von Brockhaus/Die Zeit und das von Spiegel/Bertelsmann/Wikipedia.
Gibt es Möglichkeiten da raus zu kommen in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit oder meint ihr, wir brauchen Kooperationspartner wie Spiegel und Bertelsmann um gegen Brockhaus/Die Zeit bestehen zu können?
2008/2/25 schwarze_feder@gmx.net:
Okay, meine Einschätzung ist aufgrund des WDR 5 Beitrags, dass die Öffentlichkeit demnächst zwei große enzyklopädische Wissensportale wahrnimmt: das von Brockhaus/Die Zeit und das von Spiegel/Bertelsmann/Wikipedia.
Gibt es Möglichkeiten da raus zu kommen in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit oder meint ihr, wir brauchen Kooperationspartner wie Spiegel und Bertelsmann um gegen Brockhaus/Die Zeit bestehen zu können?
Es gibt Möglichkeiten, die Wahrnehmung dessen zu korrigieren, was wir mit der Kooperation bezwecken. Das sollten wir meiner Meinung nach auch tun, schließlich haben Kooperationen es so an sich, dass jeder Partner sich auch um seine eigene Öffentlichkeitsarbeit kümmert. Ich teile deine Befürchtung insofern, dass ich auch glaube, dass die Beteiligung der Wikipedia von vielen falsch verstanden wird: nicht unbedingt als Befürwortung sachfremder politischer Positionen, aber auch nicht als Mittel zur Förderung freien Wissens.
Sebastian
2008/2/25 schwarze_feder@gmx.net:
Okay, meine Einschätzung ist aufgrund des WDR 5 Beitrags, dass die Öffentlichkeit demnächst zwei große enzyklopädische Wissensportale wahrnimmt: das von Brockhaus/Die Zeit und das von Spiegel/Bertelsmann/Wikipedia.
Journalisten lieben "Gegensätze". Auch gerne da, wo keine sind. Die Pläne von BIFAB gingen zwar zum einen über den Buschfunk und zum anderen sind sie nachvollziehbar gewesen, offiziell vorgestellt wurden sie aber weit nach der Ankündigung zum Start von "Spiegel Wissen". Für den kausalen Zusammenhang fehlt es alleine schon am zeitlichen.
Gibt es Möglichkeiten da raus zu kommen in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit oder meint ihr, wir brauchen Kooperationspartner wie Spiegel und Bertelsmann um gegen Brockhaus/Die Zeit bestehen zu können?
Ja, beispielsweise Brockhaus und die Zeit als Kooperationspartner :)
Mathias
Mathias Schindler schrieb:
2008/2/25 schwarze_feder@gmx.net:
Okay, meine Einschätzung ist aufgrund des WDR 5 Beitrags, dass die Öffentlichkeit demnächst zwei große enzyklopädische Wissensportale wahrnimmt: das von Brockhaus/Die Zeit und das von Spiegel/Bertelsmann/Wikipedia.
...
sie aber weit nach der Ankündigung zum Start von "Spiegel Wissen". Für den kausalen Zusammenhang fehlt es alleine schon am zeitlichen.
Kausale Zusammenhänge strategischen Vorgehens lassen sich kaum an der zeitlichen Abfolge nach außen sichtbarer Ereignisse festmachen. Wenn dem so wäre, könnte man sich in vielen Fällen eine aufwändige strategische Planung sparen. Zumindest im Wettbewerb.
Moins Paule
2008/2/25 Paul paul@2e-support.de:
Kausale Zusammenhänge strategischen Vorgehens lassen sich kaum an der zeitlichen Abfolge nach außen sichtbarer Ereignisse festmachen.
Ich widerspreche für gut recherchierte Werte von "nach außen sichtbar".
Mathias
Mathias Schindler schrieb:
2008/2/25 Paul paul@2e-support.de:
Kausale Zusammenhänge strategischen Vorgehens lassen sich kaum an der zeitlichen Abfolge nach außen sichtbarer Ereignisse festmachen.
Ich widerspreche für gut recherchierte Werte von "nach außen sichtbar".
Allerdings ist "gut" im Sinne von "vollständig" nicht verifizierbar. Schon gar nicht Zeitnah. Denn:
Die Abwesenheit eines Beweises ist kein Beweis (...).
Beispiel Lichtenstein: Steuerhinterziehung im großen Stil wird sicher gerne, gut, und ständig recherchiert und hat viele Jahre lang nichts sichtbares in dieser Sache zu Tage gefördert.
"Gut" im Sinne von Durchführung einer Recherche (Handwerk) ist hier ausdrücklich nicht gemeint. ;-)
Moins Paule
On Mon, 25 Feb 2008 16:32:49 +0100 Schwarze Feder schrieb:
Gibt es Möglichkeiten da raus zu kommen in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit oder meint ihr, wir brauchen Kooperationspartner wie Spiegel und Bertelsmann um gegen Brockhaus/Die Zeit bestehen zu können?
Warum sollten wir meinen, um unser Bestehen fürchten zu müssen? Es schadet uns doch nichts, wenn jemand den Brockhaus oder Die Zeit liest.
2008/2/25 Henriette Fiebig henriette.fiebig@snafu.de:
ahso. Die zahlen also tatsächlich etwas an Wikimedia – das war bisher nur einer Art gerüchteweisem Subtext zu entnehmen.
Das war auch schon hier zu lesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia_Diskussion:Kurier#Spiegel_Wissen
Und hier wurde zumindest kommuniziert, dass es eine Partnerschaft gibt: http://blog.wikimedia.de/2007/12/17/spiegel-offnet-archiv-und-bastelt-knowle...
Es hätte sicher auch noch etwas mehr Informationen gegeben, wenn nicht der Start von Spiegel Wissen (zufälligerweise) mit der Verkündung der Brockhaus-Pläne zusammengefallen wäre, die Brockhaus-Enzyklopädie künftig kostenlos ins Netz zu stellen. Ab diesem Moment waren wir nämlich vollauf damit beschäftigt, Anfragen zur Zukunft gedruckter Lexika zu beantworten. Dabei hatten wir übrigens auch die eine oder andere Fehlannahme zu korrigieren. Man glaubt ja gar nicht, was Journalisten so alles einfällt -- da weiß man manchmal gar nicht, wo man mit dem Dementieren anfangen soll.
Das Geraune von „die lassen sich vom Spiegel kaufen" (auch wenns erstunken und erlogen ist) läßt sich im Nachhinein nur sehr schwer wieder rückgängig machen.
Ein solches Geraune habe ich bislang nicht vernommen. Es gab zu dem Thema vereinzelt Fragen (die zeitnah beantwortet wurden), meines Wissens aber keine bösartigen Unterstellungen dieser Art.
Viele Grüße Arne
Man glaubt ja gar nicht, was Journalisten so alles einfällt -- da weiß man manchmal gar nicht, wo man mit dem Dementieren anfangen soll.
12.2.2008: Brockhaus kündigt an, ins Internet zu gehen 13.2.2008: Als Gegenmaßnahme stampft der Spiegel in 12 Stunden eine "Content-Allianz" aus dem Boden, baut ein Internetportal auf und sagt Brockhaus den Kampf an.
Für einen Journalisten aus dem Politikressort ergibt das vermutlich mehr Sinn als die Vorstellung, dass die Arbeit an den Portalen Monate gedauert hat.
Quoting Mathias Schindler mathias.schindler@gmail.com:
Man glaubt ja gar nicht, was Journalisten so alles einfällt -- da weiß man manchmal gar nicht, wo man mit dem Dementieren anfangen soll.
12.2.2008: Brockhaus kündigt an, ins Internet zu gehen 13.2.2008: Als Gegenmaßnahme stampft der Spiegel in 12 Stunden eine "Content-Allianz" aus dem Boden, baut ein Internetportal auf und sagt Brockhaus den Kampf an.
Für einen Journalisten aus dem Politikressort ergibt das vermutlich mehr Sinn als die Vorstellung, dass die Arbeit an den Portalen Monate gedauert hat.
und auch für jeden manager, der in "manager heute"* gelesen hat, dass man so einen auftritt mit produkt xyz innerhalb von 30 minuten aus dem boden stampft. (woraufhin die entwickler wieder einen schreikrampf bekommen)
*erfundener name, wenn es echt eines mit dem namen gibt...sorry.
Quoting Arne Klempert klempert@gmail.com:
andere Fehlannahme zu korrigieren. Man glaubt ja gar nicht, was Journalisten so alles einfällt -- da weiß man manchmal gar nicht, wo man mit dem Dementieren anfangen soll.
erheitere uns mit einigen beispielen.