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In Wikipedia:Meinungsbilder/Wikipedia:Werkstatt, einem umstrittenen Vorschlag, demnächst noch mehr Artikel nach einer 10-tägigen Abstimmungsfrist löschen zu können, schrieb Wiska Bodo als Begründung für seine Gegenstimme:
* --Bo Kontemplation 17:41, 22. Aug 2005 (CEST) - Die Idee der breiteren Öffentlichkeit und Artikeln auf die Beine helfen zu wollen ist gut. Auch ein ressourcenorientierter Warnhinweis mit Wikilink zu unseren Regeln. [...] Aber alles zu löschen, was nach 10 Tagen nicht auf den Bäumen ist und sämtliche weiteren Hinweise und Kennzeichnungen wegzuwerfen, so als ob wir hier vor allem für die Presse arbeiten und nicht für ein soziales Projekt mit enzyklopädiecharakter, nein, ganz sicher nicht! Das habe ich schon im Job und hier möchte ich unscharfe Regeln behalten!
Ich denke, dies kann man weitergeben: für was arbeiten wir? Früher war auf der Hauptseite ein gutes Gleichgewicht zwischen "wir stellen unsere Vorzüge dar" und "war bitten um Mitarbeit". Heute ist die Hauptseite fast völlig Konsumorientiert. Es gibt viele positive Artikel über die Wikipedia, und der Grimme-Preis tut sein übriges.
Dafür sind die Qualitätserwartungen extrem gestiegen, und ein Anspruchsdenken gegenüber den Autoren macht sich breit. Wer nicht einen perfekten Artikel abliefert, findet sich auf den Löschkandidaten wieder. Selbst die Lesenswerten sollen durch einen Review gehen. Bei der Deflation brauchts demnächst eine weitere Kategorie für die Artikel, die man gut lesen kann und auch was neues erfährt, die also "lesenswert" sind, die aber nicht unter "Lesenswerte Artikel" gewählt werden. Dafür werden Artikel als "Exzellente Artikel" gewählt, die so überladen sind, daß sie keiner mehr lesen kann - ein Vorteil des Hypertext ist es doch, daß man nicht mehr alles auf eine Seite klatschen muß, sondern mehrere kleine Seiten schreibt, zwischen denen man ohne weiteres navigieren kann.
Muß das denn sein, daß jetzt fast alles nur noch auf die Selbstdarstellung ausgelegt ist? Als ich 2003 dazukam, war alles noch in Maßen. Auf der anderen Seite, klar, die Medien haben dafür gesorgt, daß das kein Insider-Projekt mehr ist. So wie früher wirds wohl nie mehr werden. Und es wird immer erzählt, daß jetzt soviele neue Artikel kommen, daß man die nicht mehr alle prüfen kann.
Kann man nicht? Wir haben über 150 Sysops, und ein vielfaches an Lesern mehr. Nach dem Wiki-Prinzip sind das alles Autoren. Von den Zahlen her ist das nichts anderes, als früher. Wenn von den Sysops aber gerade mal fünf in WP:VA zur Verfügung stehen und den Lesern auf der Hauptseite vorgegaukelt wird, dies sei eine Enzyklopädie, das hier sind unsere Musterartikel, bei uns ist alles gute Qualität und fertig zum mitnehmen, dann ist es meiner Meinung nach kein Wunder, wenn Artikel brachliegen (ist das schlimm?).
Wenn von einigen Nutzern beschworen wird, "Wikipedia:Ignoriere alle Regeln", auf der anderen Seite aber Nutzer und Sysops dastehen, die peinlichst selbst Richtlinienverstöße sofort reverten (Weltjugendtag 2005) und wir zwar eine Wikiquette haben, die aber langsam vereinsamt, weil sie so wenig Besuch bekommt, dann nutzt das doch alles nichts mehr.
Ja, es ist schön, seinen Namen in der Zeitung zu lesen. Ja, es macht auch Spaß, wenn ein Projekt, an dem men arbeitet, öffentlich gelobt wird. Wenn das aber zum Selbstzweck wird - das sehe ich momentan hier -, dann ist das zuviel des guten. Es wäre schön, wenn die Wikipedia aus ihrem Bekanntheitstaumel wieder aufwachen würde. --Dingo 20:42, 22. Aug 2005 (CEST)
Ich weiß nicht genau, was Du sagen willst, aber die Wikipedia ist kein soziales Projekt, auch wenn Wiska Bodo oder irgendwer das meint. Es ist immer noch ein Projekt zur Erstellung einer Enzyklopädie.
Für wen schreiben wir? Für die Leser. Das kann man sich nicht oft genug in Erinnerung rufen. Wir schreiben nämlich nicht für uns. Klar darf es Spaß machen und natürlich dürfen wir auch was Lernen. Aber schreiben tuen wir für die Leser.
Ansonsten kann ich nichts dafür, dass die Lesenswerten so überflüssig sind :-)
Viele Gruesse
Philipp
Ralf Hagen wrote:
Ich denke, dies kann man weitergeben: für was arbeiten wir? Früher war auf der Hauptseite ein gutes Gleichgewicht zwischen "wir stellen unsere Vorzüge dar" und "war bitten um Mitarbeit". Heute ist die Hauptseite fast völlig Konsumorientiert.
Dem muss ich leider zustimmen.
Dafür sind die Qualitätserwartungen extrem gestiegen, und ein Anspruchsdenken gegenüber den Autoren macht sich breit. Wer nicht einen perfekten Artikel abliefert, findet sich auf den Löschkandidaten wieder.
[...]
Muß das denn sein, daß jetzt fast alles nur noch auf die Selbstdarstellung ausgelegt ist?
An dieser Stelle fehlt mir der Zusammenhang. Was haben die gestiegenen Anforderungen an einen Artikel mit Selbstdarstellung zu tun?
Ja, es ist schön, seinen Namen in der Zeitung zu lesen. Ja, es macht auch Spaß, wenn ein Projekt, an dem men arbeitet, öffentlich gelobt wird. Wenn das aber zum Selbstzweck wird - das sehe ich momentan hier -, dann ist das zuviel des guten.
Die Aufmerksamkeit der Presse ist ein Indikator für das öffentliche Interesse, also das Interesse unserer Leser (!) am Projekt. Da wir die Artikel ja letztlich für sie schreiben würde ich dies als Zweck, und nicht als Selbstzweck bezeichnen.
Sicher ist nicht für /jeden/ Benutzer die Hauptmotivation, an Wikipedia mitzuarbeiten, möglichst viele Leser zu erreichen. Einige haben auch schon vorher im stillen Kämmerlein Texte geschrieben oder Fotos gesammelt und freuen sich nun, über das Projekt mit anderen an ihrem Thema Interessierten in Kontakt treten zu können. Trotzdem ist die Klammer, die das ganze Projekt zusammen hält, die Idee einer Enzyklopädie, die das Wissen der Welt sammelt und *verbreitet*.
Viele Grüße Kurt