Es wurden einige Argumente gegen die nach Bearbeitungszahlen sortierte Auflistung der Artikelbearteitungen genannt, die ich nicht ganz nachvollziehen kann. Ich möchte diese Auflistung mal vergleichen mit dem Ergebnis einer Literatursuche (nach Büchern oder Zeitschriftenartikeln) mit dem Autornamen als Suchparameter. Die Suchmaschinen, die diese Funktionialität anbieten, sind mit Sicherheit auch in Deutschland legal.
1. U.F. beklagte sich, dass die Auflistung nicht seine "Interessengebiete im realen Leben" wiedergebe sondern seine "Tätigkeitsschwerpunkte" in der Wikipedia. Sowas kann einem bei den Literatursuchmaschinen aber auch passieren: Häufig werden die Ergebnisse von Diplom- oder Magisterarbeiten publiziert und danach nichts weiter, wenn man nach dem Studium keine wissenschaftliche Karriere verfolgt. Die dann sehr kurze und jeder interessierten Person durch Literatursuche zugängliche Veröffentlichungsliste gibt ebenfalls meistens nicht die Interessensgebiete im realen Leben wieder sondern die Tätigkeitsschwerpunkte gegen Ende des Studiums. Häufig hat man sich nicht einmal selbst das Thema der Abschlussarbeit ausgesucht, sondern es wurde vom betreuenden Professor vorgegeben. Und schließlich ist auch eine Situation denkbar, die vollkommen analog ist zu der, die U.F. jetzt so übel aufstößt: Jemand könnte eine Abschlussarbeit zum Thema "Sexueller Missbrauch von Kindern" geschrieben haben, nicht weil ihn das Thema schon immer brennend interessierte, sondern weil er zufällig eine Veröffentlichung gelesen hatte, in der haarsträubender Unsinn stand, dem er durch eigene Untersuchungen etwas entgegensetzen wollte. Fälle, in denen jemand nicht zu seiner Publikationsliste stehen kann, dürften ziemlich selten vorkommen. Ich glaube nicht, dass man jemals ernsthaft erwogen hat, nur wegen dieser paar Fälle die Autorensuche auch für alle anderen Autoren zu unterbinden bzw. ein Opt-In zu verlangen.
2. U.F. meinte auch, dass niemand, der sich 2003 bei der Wikipedia anmeldete, voraussehen konnte, dass 2006 jemand solche Auswertungen produzieren würde. (Man hätte es voraussehen können, zumal als Informatiker, aber das ist nicht der Punkt.) Die Literaturdatenbanken enthalten heute auch Einträge aus der Vor-Computer-Zeit. Von diesen Autoren konnte tatsächlich niemand voraussehen, dass alle ihre Arbeiten einmal maschinell erfasst würden. Trotzdem bittet heute niemand nachträglich um ihre Erlaubnis. Wenn alles Unerwartete verboten wäre, gäbe es keinen Fortschritt. Heute ist es üblich, einen Wissenschaftler nach der Anzahl seiner Veröffentlichungen und ihrer Zitierhäufigkeit zu bewerten, aber vielleicht gibt es zukünftig geeignetere computergestützte Methoden? Oder man könnte, um auch ein Beispiel außerhalb der Wissenschaft zu nennen, Romane etc. computergestützt analysieren nach z.B. Komplexität der Sätze und dem Vokabular (interessant besonders für Menschen, für die die Sprache, in der das Buch geschrieben ist, eine Fremdsprache ist). Mit Opt-In wäre das alles entweder überhaupt nicht möglich oder viel zu aufwändig.
2003/2004 konnte man übrigens anhand der "letzten Änderungen" oder der Benutzerbeitragsliste ebenfalls sehen, dass U.F.'s größter Tätigkeitsschwerpunkt die Kindesmissbrauchs-Artikel waren. Damals hätte man das ebenso gut wie heute als Interessensgebiet im realen Leben fehlinterpretieren können. Warum dann heute der Aufstand? Das einzig Neue am "contribution_tree"-Tool ist die Verewigung dieses Zustandes, die aber problemlos mit einem Opt-Out zu verhindern wäre.
Außerdem möchte ich mal daran erinnern, dass von Anfang an klar war, dass eine notwendige Konsequenz der freien Bearbeitbarkeit der Artikel die gegenseitige Kontrolle der Bearbeiter ist. Hauptzweck des Tools ist es, diese Kontrolle zu vereinfachen. Ich finde nicht, dass man darauf zählen konnte, sich für alle Zeiten hinter einer unübersichtlichen chronologischen Beitragsliste (Spezial:Contributions) verstecken zu können.
Allerdings ist es nicht besonders günstig, nach der Bearbeitungsanzahl der Artikel zu sortieren. Besser wäre die beigetragene Textmenge, die sich gegenwärtig noch im Artikel befindet. Im Artikel "Sexueller Missbrauch von Kindern" ist z.B. heute wahrscheinlich nichts mehr von U.F. zu kontrollieren, trotz der hohen Bearbeitungszahl. Die Sortierung nach beigetragener Textmenge ist nur leider viel schwieriger zu realisieren.
Jah
elwp@gmx.de wrote:
- U.F. meinte auch, dass niemand, der sich 2003 bei der Wikipedia anmeldete, voraussehen konnte, dass 2006 jemand solche Auswertungen produzieren würde. (Man hätte es voraussehen können, zumal als Informatiker, aber das ist nicht der Punkt.) Die Literaturdatenbanken
Gewäsch und dummes Geschwätz.
Würdest du bitte hier und heute ein paar Prognosen aufstellen, welche Projekte die Wikipedia im Laufe des Jahres 2009 durchführen wird?
Ich erwarte eine exakte und vollständige Prognose, die 2009 dann überprüft wird. Für den Falle deines Versagens sollten wir noch eine Strafe vereinbaren; vielleicht möchtest du dazu Vorschläge machen?
Thomas
Am Dienstag, 18. Juli 2006 08:40 schrieb Thomas Hühn:
elwp@gmx.de wrote:
- U.F. meinte auch, dass niemand, der sich 2003 bei der Wikipedia anmeldete, voraussehen konnte, dass 2006 jemand solche Auswertungen produzieren würde. (Man hätte es voraussehen können, zumal als Informatiker, aber das ist nicht der Punkt.) Die Literaturdatenbanken
Gewäsch und dummes Geschwätz.
Keineswegs. Solche Auswertungen der Daten waren naheliegend.(*) Das ist eine andere Aussage als dass man eine "exakte und vollständige Prognose" abliefern könnte.
Ciao, Eike
(*) das ändert wohl nichts an Legalität oder Illegalität
Eike Sauer wrote:
Am Dienstag, 18. Juli 2006 08:40 schrieb Thomas Hühn:
elwp@gmx.de wrote:
- U.F. meinte auch, dass niemand, der sich 2003 bei der Wikipedia anmeldete, voraussehen konnte, dass 2006 jemand solche Auswertungen produzieren würde. (Man hätte es voraussehen können, zumal als Informatiker, aber das ist nicht der Punkt.) Die Literaturdatenbanken
Gewäsch und dummes Geschwätz.
Keineswegs. Solche Auswertungen der Daten waren naheliegend.(*)
Ja, rückblickend sieht das immer so einfach aus.
Warum hat das denn dann bis 2006 gedauert? Hat die Rechenleistung üblicher Rechner 2003 noch nicht ausgereicht? Gibt es 2006 im Gegensatz zu 2003 einen Markt, der die Auswertung finanziell interessant macht?
Wohl kaum.
Thomas
Am 18.07.06 schrieb Thomas Hühn huehn-ml@arcor.de:
Gibt es 2006 im Gegensatz zu 2003 einen Markt, der die Auswertung finanziell interessant macht?
Vielleicht hat sich derjenige, der die Auswertungen 2006 gemacht, hat 2003 von seiner Frau scheiden lassen, daher ist er nicht dazu gekommen?
Grüße, Christoph Breitler
chb wrote:
Am 18.07.06 schrieb Thomas Hühn huehn-ml@arcor.de:
Gibt es 2006 im Gegensatz zu 2003 einen Markt, der die Auswertung finanziell interessant macht?
Vielleicht hat sich derjenige, der die Auswertungen 2006 gemacht, hat 2003 von seiner Frau scheiden lassen, daher ist er nicht dazu gekommen?
Und *jedermann* hat vorhersehen können, daß diese *unbekannte Person* sich drei Jahre später scheiden lassen wird?
Kannst du bitte mal nachdenken, bevor du mir reflexhaft widersprichst?
Thomas
Am 18.07.06 schrieb Thomas Hühn huehn-ml@arcor.de:
Kannst du bitte mal nachdenken, bevor du mir reflexhaft widersprichst?
Nein aber, aus deinem Argument geht genau das hervor was elwp in seinem längeren Beitrag ausführlich dargelegt hat. Nämlich, daß es einfach im laufe der Zeit technisch möglich wird Auswertungen zu erstellen die über die früheren Methoden hinausgehen. Das hängt meiner Meinung nach eher nicht mit dem "kommerziellen" oder "politischem" Interesse zusammen sondern wie schon gesagt mit der Möglichkeit - und so wars auch beim Toolserver.
Grüße, Christoph Breitler
chb schrieb:
Nein aber, aus deinem Argument geht genau das hervor was elwp in seinem längeren Beitrag ausführlich dargelegt hat. Nämlich, daß es einfach im laufe der Zeit technisch möglich wird Auswertungen zu erstellen die über die früheren Methoden hinausgehen. Das hängt meiner Meinung nach eher nicht mit dem "kommerziellen" oder "politischem" Interesse zusammen sondern wie schon gesagt mit der Möglichkeit - und so wars auch beim Toolserver.
Sorry, aber aus diesen Theorien eine implizite Genehmigung für alle zukünftig möglichen Datenverarbeitungen zu kontruieren ist rechtlich abwegig.
BDSG § 4a ist da recht eindeutig: ... [Der Betroffene] ist auf den vorgesehenen Zweck der Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung hinzuweisen.
Insofern ist die Diskussion, was absehbar war oder nicht, sinnlos - entscheidend ist, zu welchem Zweck der User bei seiner Anmeldung die Einwilligung erteilt hat. Und das waren die damals existierenden Auswertungen, und nicht mehr.
Matthias
Matthias Walliczek:
chb schrieb:
Nein aber, aus deinem Argument geht genau das hervor was elwp in seinem längeren Beitrag ausführlich dargelegt hat. Nämlich, daß es einfach im laufe der Zeit technisch möglich wird Auswertungen zu erstellen die über die früheren Methoden hinausgehen. Das hängt meiner Meinung nach eher nicht mit dem "kommerziellen" oder "politischem" Interesse zusammen sondern wie schon gesagt mit der Möglichkeit - und so wars auch beim Toolserver.
Sorry, aber aus diesen Theorien eine implizite Genehmigung für alle zukünftig möglichen Datenverarbeitungen zu kontruieren ist rechtlich abwegig.
BDSG § 4a ist da recht eindeutig: ... [Der Betroffene] ist auf den vorgesehenen Zweck der Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung hinzuweisen.
Insofern ist die Diskussion, was absehbar war oder nicht, sinnlos - entscheidend ist, zu welchem Zweck der User bei seiner Anmeldung die Einwilligung erteilt hat. Und das waren die damals existierenden Auswertungen, und nicht mehr.
Eine Einwilligung ist aber nicht immer notwendig, und §4a bezieht sich auf die Einwilligung. In §4 lesen wir:
(1) Die Erhebung, Verarbeitung und Nutzung personenbezogener Daten sind nur zulässig, soweit dieses Gesetz oder eine andere Rechtsvorschrift dies erlaubt oder anordnet ODER der Betroffene eingewilligt hat.
(ODER von mir hervorgehoben)
Jah
Thomas Hühn:
Eike Sauer wrote:
Am Dienstag, 18. Juli 2006 08:40 schrieb Thomas Hühn:
elwp@gmx.de wrote:
- U.F. meinte auch, dass niemand, der sich 2003 bei der Wikipedia anmeldete, voraussehen konnte, dass 2006 jemand solche
Auswertungen
produzieren würde. (Man hätte es voraussehen können, zumal als Informatiker, aber das ist nicht der Punkt.) Die
Literaturdatenbanken
Gewäsch und dummes Geschwätz.
Keineswegs. Solche Auswertungen der Daten waren naheliegend.(*)
Ja, rückblickend sieht das immer so einfach aus.
Warum hat das denn dann bis 2006 gedauert? Hat die Rechenleistung üblicher Rechner 2003 noch nicht ausgereicht? Gibt es 2006 im Gegensatz zu 2003 einen Markt, der die Auswertung finanziell interessant macht?
Wohl kaum.
Den Toolserver gibt es erst seit ein paar Monaten. Daran wird es liegen.
Jah
elwp@gmx.de wrote:
produzieren würde. (Man hätte es voraussehen können, zumal als Informatiker, aber das ist nicht der Punkt.) Die
Literaturdatenbanken
Gewäsch und dummes Geschwätz.
Keineswegs. Solche Auswertungen der Daten waren naheliegend.(*)
Ja, rückblickend sieht das immer so einfach aus.
Warum hat das denn dann bis 2006 gedauert? Hat die Rechenleistung üblicher Rechner 2003 noch nicht ausgereicht? Gibt es 2006 im Gegensatz zu 2003 einen Markt, der die Auswertung finanziell interessant macht?
Wohl kaum.
Den Toolserver gibt es erst seit ein paar Monaten. Daran wird es liegen.
Und das konnte man 2003 also vorhersehen? Ja, bestimmt.
Thomas
Thomas Hühn:
elwp@gmx.de wrote:
produzieren würde. (Man hätte es voraussehen können, zumal
als
Informatiker, aber das ist nicht der Punkt.) Die
Literaturdatenbanken
Gewäsch und dummes Geschwätz.
Keineswegs. Solche Auswertungen der Daten waren naheliegend.(*)
Ja, rückblickend sieht das immer so einfach aus.
Warum hat das denn dann bis 2006 gedauert? Hat die Rechenleistung üblicher Rechner 2003 noch nicht ausgereicht? Gibt es 2006 im
Gegensatz
zu 2003 einen Markt, der die Auswertung finanziell interessant macht?
Wohl kaum.
Den Toolserver gibt es erst seit ein paar Monaten. Daran wird es liegen.
Und das konnte man 2003 also vorhersehen? Ja, bestimmt.
Bitte nicht so kleinlich. Ersetze 2006 durch "irgendwann in der näheren Zukunft". Bei U.F.'s Aussage, die ich kommentiert hatte, kommt es auch nicht auf das genaue Jahr an.
Jah
Am Dienstag, 18. Juli 2006 13:12 schrieb Thomas Hühn:
Warum hat das denn dann bis 2006 gedauert? Hat die Rechenleistung üblicher Rechner 2003 noch nicht ausgereicht? Gibt es 2006 im Gegensatz zu 2003 einen Markt, der die Auswertung finanziell interessant macht?
Zuvor gabs Kate's Tool unter http://kohl.wikimedia.org, das irgendwann abgeschaltet wurde. Ich weiß nicht mehr, wie genau die Auswertungen da waren, aber die Abschaltung und Neuerstellung haben vermutlich noch einige weitere Auswertungen gebracht.
Nebenbei vermisse ich die graphische Aufstellung der monatlichen Beiträge - durch sie kann man nicht nur die eigene Arbeit "kontrollieren" (Verhältnis von Artikelbeiträgen zu Löschungen etc.), sondern auch leicht feststellen, ob beispielsweise ein Benutzer zu einem bestimmten Zeitpunkt stimmberechtigt gewesen ist.
Gruß,
Steffi
silberchenxx@yahoo.de schrieb:
.... sondern auch leicht feststellen, ob beispielsweise ein Benutzer zu einem bestimmten Zeitpunkt stimmberechtigt gewesen ist.
Siehe diese Tool:
http://tools.wikimedia.de/~gunther/stimmberechtigung.php
Gruß
Liesel