Henriette Fiebig schrieb am 17. Jan. 2005 um 3:54 und 4:14:
Wer?
Henriette
Klaus Graf, Du und ich. Und es sind wohl noch mehr irgendwo. Tröstet Dich das?
Schön, wenn wenigstens in der inneren Emigration eine Art Gruppengefühl entsteht! Ich verstehe zwar nicht, wie grosses Interesse an der Wikipedia mit dieser Art Rückzug einhergehen kann, aber das wird mir gewiss jemand erklären.
Sorry schon im voraus, aber: Du verstehst nichts (Ursprungsversion war: Idiot).
Erklär es mir. Ich mag ein Idiot sein und auch nichts verstehen, aber dumm bin ich eigentlich dennoch nicht, und sogar zuhören kann ich (diese Kritik erreicht also den Adressaten; nur die Kritikerin ist unwillig, ;-) ). Versuch es mal anders, wenn Du magst, s.u.
Ich danke Dir, Katharina, sehr, dass Du Dich nicht aus dem Schmollwinkel meldest, sondern zum Nach- und Weiterdenken ansetzst.
Katharina schrieb am 17. Jan. 2005 um 10:17:
Jea. Dann können wir sagen, wir haben Artikel über alle niederländischen Fussballer aus dem Jahr 1900. Aber sind das wirklich Artikel? Sind es *Enzyklopädie*-Artikel? Was bringen sie dem Leser? Nichts. Es ist möglich, dass sich jemand für den niederländischen Fussball im Jahr 1900 interessiert und einen Artikel darüber schreiben möchte. *Was* bringt es ihm zu erfahren, dass die Leute, die er auf seiner Liste hat (oder die auf der "Liste niederländischer Fussballer um 1900" stehen) und über die er in der Wikipedia nachschlägt, niederländische Fussballspieler waren?
Nein, das ist *keine* Enzyklopädie! Aber Du bist bei weitem nicht die Einzige, die das findet. Ist das nichts? (Vielleicht es - noch - zu wenig, mag sein).
Schlimmer hingegen sind die vielen "Albert Einstein war ein Angestellter der Berner Patentamts. Er mochte Plüschtiere und seine Leibspeise war Pudding"-Stubs oder sogar Artikel. Die im Beispiel enthaltenen Informationen sind nicht falsch. Aber dadurch, dass das Wesentliche über die Person / das Thema nicht gesagt wird, ist das transportierte *WISSEN* falsch. Solche Artikel *schaden* dem Leser und sie *schaden* dadurch der Wikipedia. Artikel, die der Wikipedia schaden, gehören gelöscht und zwar subito.
Wenn ich dann bei der Löschdiskussion um solche Artikel von Admin-Kollegen lesen muss, dass ein solcher Artikel auch dann unbedingt bestehen bleiben soll, wenn er nicht umgeschrieben wird, dann frage ich mich ernsthaft, was wir hier machen. Die ehrliche Antwort lautet: Wir sammeln irgend welche Daten über irgend welche Personen und kippen sie auf eine Website wo man das halt eben kann.
Um das deutlich zu machen (immer und immer wieder), sind z.B. die Löschdiskussionen da. Und auch hier gilt: es sind mehr als einzelne, die ebenso denken. Und eigentlich kann man sich da nur auf den Erfolg der grösseren Hartnäckigkeit verlassen, also geht es darum: Wer hat den längeren Atem? Den geduldigen, nicht kriegerischen.
Haben wir noch ein gemeinsames Ziel? Hatten wir das überhaupt jemals? Wollen andere auch eine *Enzyklopädie* schreiben oder wollen sie sich nur selbst verwirklichen und ziehen ihr redaktorisches Selbstvertrauen aus der Tatsache, dass sie Daten über alle baden-würtemmbergischen Gemeinden in die Wikipedia eingespeist haben (aka, aus ihrer Sicht, Artikel über all diese Gemeinden geschrieben)? Solche Fragen gehen mir in letzter Zeit sehr oft durch den Kopf und ich weiss keine Antwort.
Was ich sehe ist, dass es grundsätzlich zwei verschiedene Philosophien gibt. Die einen, die sich sagen: "Die Wikipedia wird nie fertig sein. Deshalb tun wir unser bestes, wenige, dafür wichtige und gute Artikel über unseren Themenbereich zu schreiben". Die anderen, die sich sagen: "Die Wikipedia wird nie fertig Sein: Deshalb tun wir unser bestes, für alle Themen aus unserem Bereich Artikel anzulegen. Um die Qualität der Artikel kümmern wir uns dann, wenn dies geschehen ist."
Beide Sichtweisen sind legitim und beide haben ihre Vor- und Nachteile. Sollte sich die erste Sichtweise durchsetzen wird sich die Wikipedia nie mit einem exponentiellen Wachstum rühmen können. Und sie wird - auch in hundert Jahren nicht - sagen können: wir haben Artikel über alle Themen. Der Vorteil wäre, dass die Wikipedia tatsächlich einen realen *Nutzen* hätte für die LeserInnen und BenutzerInnen.
Wenn ich es richtig verstehe, hat es wohl immer mehrere Tendenzen gegeben, die am Anfang, mit wenigen Leuten, noch einigermassen überdeckt wurden durch ein paar Leitlinien, die nicht permanent in Frage gestellt wurden. Inzwischen, in einer Phase der Unübersichtlichkeit (was Teilnehmer und Artikelmasse betrifft), geht oft darum, zu erklären, *dass* es überhaupt Leitlinien gibt...
Die Philosophie, sich auf das zu konzentrieren, was man gut kann und das gut zu machen, ist die bessere, ganz klar. Ich vertrete sie auch. Sie ist zudem, da lasse ich mich gerne belehren, langfristig wohl auch die individuell gesündere (oder therapeutisch anzuwendende). Zu dieser Philosophie (Haltung) gehört aber auch, als eine Art Pannen-Dienst und Serviceleistung, das Wegräumen von Müll und Schrott; diesen Pannen-Dienst teilt man sich wohl am besten in kleine Portionen und auf möglichst Leute auf, um das Anödende daran klein zu halten. Auf die Dauer, soviel ersehe ich aus andern Äusserungen, ist das für Einzelne offenbar kaum durchzuhalten.
Daneben gibt es einen dritten Punkt, den ich gerne zum wiederholten Male anspreche, weil - ausser Katharina, die völlig richtig einen "Codex der Admins" vorgeschlagen hat - darauf eigentlich kaum reagiert wird: In der gegenwärtigen Organisationsform sind es die Admins, die diesen Pannen-Dienst organisieren (nicht unbedingt alleine machen!) müssen, die vor allem die Leitlinien tragen und vertreten müssen, sind , deshalb ist es *entscheidend*, die Zuwahl neuer Admins nicht nach rein formalen Kriterien und aus dem Bauch zu machen, sondern z.B. nach der Haltung zu eben diesen Leitpunkten.
Die Verpflichtung - um nicht zu sagen Einschwörung - neuer Admins auf diese *unabdingbaren* Leitlinien ist wichtiger als alle Handbücher und Leitlinien. Es sieht danach aus, als fehle es offenbar im Moment an dieser gemeinsamen Verbindlichkeit fehlt; daran ist nur etwas zu ändern, wenn künftige Admin-Wahlen sorgfältiger vorbereitet werden.
*Das* würde ich zum Beispiel gerne breiter zur Diskussion stellen. Lieber als sich um die Ohren zu schlagen, was andere und wir falsch machen...
Mit besten Grüssen
Lullus