Ulrich Fuchs wrote:
Und wieder ein Abgang:
http://mail.wikipedia.org/pipermail/wikien-l/2005-March/020453.html
Bemerkenswert finde ich diese Äußerung: "... whether nor not you are taken seriously depends not on the merit of your work but rather how many friends you have made with the users who dominate the mailing list, IRC, and the administrative pages."
Auch auf die Gefahr hin das ich von Dir - Uli - jetzt auch für einen unwürdigen Admin gehalten werde: Derlei Tendenzen beobachte ich auch in der .de.
Gruß
Henriette
Ulrich Fuchs wrote:
Und wieder ein Abgang:
http://mail.wikipedia.org/pipermail/wikien-l/2005-March/020453.html
Und der nächste: http://en.wikipedia.org/wiki/User:Mirv
--elian
Am Freitag, 4. März 2005 01:56 schrieb Elisabeth Bauer:
Und der nächste: http://en.wikipedia.org/wiki/User:Mirv
Das "fetishization of process is the worst" halte ich für eine richtige Feststellung. Die Vfd-Problematik sehe ich für die deutschspr. WP nicht, was da landet, landet da größtenteils berechtigt, und es landet viel zu wenig da. Mittlerweile werden - fetishization of the process - im Gegenteil bei der dt.spr. Wp viel zu viele Anträge mit dem Verweis auf irgendwelche Löschregeln schonmal von vorneherein abgelehnt. Interessant zu beobachten, wie diese ursprünglich für Admins gedachten Regeln, wann sie Artikel mal eben wegputzen können und wann sie sie besser zur Diskussion stellen sollten, zu einer "Löschantragsstellvoraussetzung" mutierten.
Offenbar scheint es - ich spreche jetzt nur fr die dt.spr. WP, aber ich fürchte, es ist ein Grundproblem von Wikis in dieser Größerordnung - eine Art Stille Post zu geben, was den Hintergrund und die Bedeutung der Regeln angeht, die sich die Community geschaffen hat. (Man kann das auf den Diskussionsseiten schön beobachten). Sie werden von einer auf die nächste "Generation" immer leicht falsch tradiert, und verändern dadurch ihre Bedeutung und auch das Feld, für das sie angeblich Gültigkeit besitzen. Über bleibt letztlich eine Regelwerk, das seinen Sinn, Entscheidungen für Routinefälle nicht jedesmal neu finden zu müssen, verfehlt.
Was Wikipedia nach wie vor fehlt (und was sie wohl nie bekommen wird, dafür ist es zu spät), ist eine allgemein akzeptierte Grundverfassung, die das Projektziel klar definiert (insbesondere, was WP unter einer "Enzyklopädie" versteht). 95% der Regeln in der WP dienen dazu, eine Gemeinschaft zu organisieren, die sich offenbar nicht darüber klar ist, was sie eigentlich will, (nur 5% der Regeln beschäftigen sich mit Inhalten (Namenskonventionen etc.)) - damit reiben sich die Leute untereinander auf, erfinden immer neue Regeln, missinterpretieren alte, es fallen letztlich die Leute aus, denen es um Inhalte geht und es bleiben die, denen es um die Reibereien geht. Damit wirkt der evolutionäre Druck auf die verbleibenden Inhalte in Richtung "gut für Reiberei" und nicht "gut für das deklarierte Ziel", und der Teufelskreis schließt sich.
Ich halte daher auch Versuche wie Vermittlungsausschuss, Arbitration Committee, Three revert rule usw. für völlig kontraproduktiv. Geregelt werden muss nicht, wie die Wiki-Community funktioniert (mit ein paar Ausnahmen: Keine persönlichen Angriffe etc.) und wie Streit zu schlichten ist (was nur zu neuem Streit führt), geregelt werden muss, was die Inhalte sein sollen. Eine "drei-revert-Regel" ist Unsinn (sie ist Wiki-spezifisch), eine "keine Aussage ohne Angabe einer wiss. Quelle"-Regel ist sinnig (sie regelt was Inhalt sein kann und was nicht). Eine "Abgelehnte Löschanträge dürfen nicht wieder vorgeschlagen werden"-Regel ist unsinnig, eine "Artikel mit vorwiegend werblichen Aussagen werden umgehend gelöscht"-Regel ist sinnig. Was es dann noch braucht, sind Admins, die Teilnehmer anhand dieser inhaltlichen Mitarbeit beurteilen dürfen und können und im Notfall die vor die Tür setzen, die sich nicht an die (dann nur noch sehr wenigen) Grundregeln halten können oder wollen.
Wikis funktionieren nicht, wenn Leute nicht mutig sind. In der Wikipedia kann man nicht mutig sein, als Normalo-User nicht (weil man dann nämlich jede Menge in den Artikeln stehenden Müll einfach kaltschnäuzig löschen müsste, was die Müll-Schreiber sofort auf einen losschlagen lässt (INHALTSVERNICHTUNG!!!)), und als Admin auch nicht, weil man in ein Korsett aus Regeln gepfercht ist, die letztliche sämtliche Mittel, die man fürs mutig-sein bräuchte, faktisch einer Minderheit von Usern unterordnen, die auf diversen Meta-Seiten möglichst laut schreien. Die "ever-increasing power of sysops", die Mirv bemängelt, kann ich zumindest für de nicht feststellen - im Gegenteil; als ich als Admin anfing, waren die Machtbefugnisse eines Admins weitaus größer, und wir waren weitaus produktiver. Einen Cassiel sind wir innerhalb von zwei Wochen losgeworden, bei einem Thomas7 eiert die Wikipedia seit bald vier Monaten rum, und das liegt nicht nur an der Größe, sondern daran, dass faktisch kein Admin mehr die Macht hat, den Schlüssel umzudrehen.
Uli
Ulrich Fuchs wrote:
/viele sehr richtige Feststellungen/
Hi Uli!
Wikis funktionieren nicht, wenn Leute nicht mutig sind. In der Wikipedia kann man nicht mutig sein, als Normalo-User nicht (weil man dann nämlich jede Menge in den Artikeln stehenden Müll einfach kaltschnäuzig löschen müsste, was die Müll-Schreiber sofort auf einen losschlagen lässt (INHALTSVERNICHTUNG!!!)), und als Admin auch nicht, weil man in ein Korsett aus Regeln gepfercht ist, die letztliche sämtliche Mittel, die man fürs mutig-sein bräuchte, faktisch einer Minderheit von Usern unterordnen, die auf diversen Meta-Seiten möglichst laut schreien.
Das bringt mich auf ein Thema, das mir schon lange mal besprochen zu werden gehört: Irgendwann im letzten Jahr kam diese Formulierung auf: "Ein Admin ist ein ganz gewöhnlicher User, nur mit ein paar zusätzlichen Knöpfen mehr" und das gepaart mit "ein Admin ist nur ein Hausmeister".
Ist das wirklich so? Wenn ich mich als Admin nur als "gewöhnlicher Benutzer" benehmen "darf" und zusätzlich noch streng darauf achten muß, daß ich auch ja keine Regel übertrete - im Grunde also noch weniger als ein gewöhnlicher Nutzer bin, weil ich mir keine Fehler erlauben darf -, dann bin ich tatsächlich nur noch die Putze. Wieso muß ich mich dann aber einer "Vertauensabstimmung" stellen? Welches Vertrauen wird mir hier ausgesprochen? Daß ich den Putzeimer nicht versehentlich umstoße und den Feudel nicht falsch herum halte? ;) Ging es nicht auch mal darum, daß man Vertrauen in meinen Intellekt setzt, daß ich also beurteilen kann, ob ein Artikel sinnvoll oder -los ist? Das ich beurteilen kann, ob ein Nutzer dem Projekt schadet und ggf. durch mein Diskussionsverhalten ihn wieder "auf den richtigen Weg" bringen kann?
Die "ever-increasing power of sysops", die Mirv bemängelt, kann ich zumindest für de nicht feststellen - im Gegenteil; als ich als Admin anfing, waren die Machtbefugnisse eines Admins weitaus größer, und wir waren weitaus produktiver.
Könnte damit nicht auch gemeint sein, daß es tatsächlich Seilschaften unter den Admins gibt? Gewissermaßen einen Kadavergehorsam? Ich meine so etwas nämlich festgestellt zu haben....
Gruß
Henriette
Könnte damit nicht auch gemeint sein, daß es tatsächlich Seilschaften unter den Admins gibt? Gewissermaßen einen Kadavergehorsam? Ich meine so etwas nämlich festgestellt zu haben....
Tja, man hat es gar nicht so einfach als Admin: Geht man ein Problem alleine an, dann werden einem Einzelkämpfertum bzw. Alleingänge vorgeworfen; kümmern sich mehrere Admins zusammen um ein Problem, dann wird die Bildung von Seilschaften kritisiert...
Was nicht heißen soll, daß deine Beobachtung völlig falsch ist: Ich habe auch den Eindruck, daß es einen gewissen Zusammenhalt zwischen Admins gibt. "Seilschaft" würde ich das aus verschiedenen Gründen nicht nennen, unter anderem, weil das von vornherein eine Abwertung impliziert, zum anderen, weil es das implizierte gegenseitige Hochhieven nicht gibt.
Dieser Zusammenhalt hat außerdem auch seine Grenzen, wie sich zum Beispiel bei Abstimmungen über Kandidaturen oder Meinungsbildern regelmäßig zeigt, oder auch bei den Diskussionen über meine Sperre von Thomas7.
Den Zusammenhalt zwischen Admins bewerte ich grundsätzlich nicht negativ: Als Admin, der seine Arbeit macht - die Wikipedia in Gang zu halten und aufzuräumen - muß man unpopuläre Entscheidungen treffen, die oft genug zu persönlichen Angriffen führen (es wird also nicht über die Berechtigung der Entscheidung gesprochen, sondern die Persönlichkeit des Entscheidenden angegriffen). Einer der Gründe dafür ist sicherlich, daß buchstäblich jeder Depp einen Benutzeraccount anlegen und sich an Diskussionen beteiligen kann, und eben auch Leute dabei sind, die unfähig oder unwillig zu sachlichen Diskussionen sind - oft genug, weil sie die Möglichkeit eigener Fehler nicht eingestehen können oder wollen. (Und, nein, das soll keine Anspielung auf aktuelle Vorgänge sein, dieses Phänomen konnte man jederzeit feststellen.)
Es wäre emotional sehr belastend, ohne moralische und praktische Unterstützung diesen Diffamierungen ausgesetzt zu sein; und es liegt in der Natur der Sache, daß dies vor allem andere verstehen, die ähnlichen Anfeindungen ausgesetzt sind. Deswegen wird ein Admin geneigt sein, bei der Beurteilungen eines anderen Admin eher wohlwollend vorzugehen, und das ist auch völlig in Ordnung.
Problematisch, und da komme ich zum negativen Aspekt, wird es dort, wo dieses Wohlwollen zu ausgedehnt wird und tatsächliche Verfehlungen bewußt ignoriert werden. IMHO ist das schon vorgekommen und sollte es möglichst nicht wieder vorkommen.
Wie hier eine gesunde Balance zwischen gegenseitigem Helfen und übertriebener Nachsicht zu finden ist, weiß ich auch nicht. Es muß sich wohl jeder individuell um die richtige Balance bemühen. Und das betrifft auch Nichtadmins, denn deren Reaktionen sind - wie oben geschildert - eben auch an der Sozialdynamik beteiligt. Es dürfte zum Beispiel klar sein, daß jemand, der die Absetzung eines Admins fordert, weil der einen Artikel einen Tag zu früh gelöscht hat (ich übertriebe der Deutlichkeit halber), bei anderen Admins später auch mit berechtigten Beschwerden weniger leicht Gehör finden wird.
Zusammenfassend: Ein Problem, sicher, aber (noch?) nicht so schwerwiegend, daß es die WIkipedia ernsthaft beeinträchtigt. Was kein Grund ist, nicht über Lösungen nachzudenken.
Skriptor