Dem Wikipediaportal entnehme ich, dass die Wikipedia in der VR China nicht mehr erreichbar ist. Gibt es dazu weitere Informationen? Wenn die Wikipedia tatsächlich auf Grund einer staatlichen Intervention "abgeklemmt" wurde, so ist das in meinem Verständnis ein Vorgang, über den man nicht einfach so hinweg gehen darf. Ich schlage zumindest folgende Schritte vor: Meldung auf die Hauptseite setzen, damit jeder Leser darüber stolpert. Herausgabe einer Pressemeldung. Schreiben an Politiker im Bund und der EU, um diese einmal mehr an das Thema "Grundrechte" im Umgang mit einem Land, mit dem man sonst gern gute Geschäfte macht, zu erinnern.
-- Elcheo
Josef Snayberk schrieb:
Dem Wikipediaportal entnehme ich, dass die Wikipedia in der VR China nicht mehr erreichbar ist. Gibt es dazu weitere Informationen?
Das, was helfen würde, nämlich eine offizielle Bestätigung der chinesischen Regierung, gibt es nicht. Alle anderen Indizien sprechen dafür.
Wenn die Wikipedia tatsächlich auf Grund einer staatlichen Intervention "abgeklemmt" wurde, so ist das in meinem Verständnis ein Vorgang, über den man nicht einfach so hinweg gehen darf.
Ack.
Ich schlage zumindest folgende Schritte vor: Meldung auf die Hauptseite setzen, damit jeder Leser darüber stolpert.
Das möge doch bitte erstmal vor allem mit den chinesischen Wikipedianern ausdiskutiert werden, ob und wie ihnen der Druck helfen könnte. Derzeit gibt es eine Reihe von Anzeichen, die erst das Medieninteresse aus wikipedia ein Ziel gemacht haben.
Mathias
Bitte Vorsicht mit zu schnellen und zu forschen Reaktion, denn China ist ja nur eins von den vielen Minenfeldern der freien Meinungsäußerung!
Zuerst richtig prüfen! Erst wenn man wirklich etwas ganz genau erfährt, dann bitte überlegen, was zu tun wäre.
Jedes Schulkind wisse inzwischen, dass in China die Grundrechte ganz anders buchstabiert werden, mittlerweile dürfen aber die Menschen dort hinter dem Bambusvorhang schon frei wählen: welches Handy sie sich zutun!
Wetten, dass es den Meisten von ihnen weit wichtiger ist, als die Politikwahlen?
Wetten, dass auch in Europa die meisten Menschen unter Freiheit mehr die Wahl zwischen 99 TV-Programmen verstehen, als den wirklich freien Zugang zur Information.
In wie vielen Staaten der Welt darf man UND kann man wirklich in den Web und in der Wikipedia lesen und schreiben? Ich denke, es sind weit weniger als die Hälfte alle Länder! Wollen wir diese Frage zuerst einmal klären?
Irgendein Regime vorzuführen bedeutet meistens nur Verschärfung der Zensur und Repressionen. Ich schreibe es aus der Erfahrung des Kalten Krieges und Ihr könnt in vielen meinen Wikipedia-Beiträgen meine tiefe Überzeugung wiederfinden, dass auch 15 Jahre nach dem Mauerfall der Kalte Krieg nicht ganz zu Ende ist. Lassen wir uns nicht von einigen Anzeichen täuschen, in den Köpfen (... und auch noch in vielen Wikipedia-Artikeln!) bläst immer noch der muffig kalte Wind, den ich schon seit meiner Kindheit kenne. Wir können in Mitteleuropa zwar zu leicht schon so Manches auch zu schnell vergessen: die Mauer oder den Stacheldraht, doch anderswo in der Welt liegen noch Millionen von Minen. Und die Tretminenhersteller und Bombenleger scheinen immer noch ihre Konjunktur zu haben. Wort wörtlich und vor Allem auch im geistigen Sinne - nicht nur Europawahlen haben es uns wieder deutlich gezeigt. Und dagegen sollten wir auch in der Wikipedia zu schreiben versuchen!
Die Wikipedia ist sicher ein richtiger Schritt in die richtige Richtung, lokal, regional, international, global... Ihre Wirkung sollte man zwar nicht überschätzen, doch wir sind ja auch noch ganz am Anfang!
Machen wir unsere Arbeit lieber ohne große Töne, wo auch immer Menschen nach Information dursten und suchen, sie finden schon meistens auch den Weg zur uns! Denn so mächtig ist kein Staat, dass er sich heute noch auf die Dauer wirklich so dicht abkapseln könnte. Machen wir das Infoangebot lieber immer noch jeden Tag ein bißchen besser, aber ohne Tam Tam!
Denn damit könnten auch noch andere schlafenden Hunde geweckt werden!
Meine Empfehlung!
Ilja
----- Original Message ----- From: "Josef Snayberk" jsnayberk@freenet.de To: wikide-l@wikipedia.org Sent: Monday, June 14, 2004 8:36 PM Subject: [Wikide-l] Zensur der Wikipedia in China?
Dem Wikipediaportal entnehme ich, dass die Wikipedia in der VR China nicht mehr erreichbar ist. Gibt es dazu weitere Informationen? Wenn die Wikipedia tatsächlich auf Grund einer staatlichen Intervention "abgeklemmt" wurde, so ist das in meinem Verständnis ein Vorgang, über den man nicht einfach so hinweg gehen darf. Ich schlage zumindest folgende Schritte vor: Meldung auf die Hauptseite setzen, damit jeder Leser darüber stolpert. Herausgabe einer Pressemeldung. Schreiben an Politiker im Bund und der EU, um diese einmal mehr an das
Thema
"Grundrechte" im Umgang mit einem Land, mit dem man sonst gern gute Geschäfte macht, zu erinnern.
-- Elcheo
WikiDE-l mailing list WikiDE-l@Wikipedia.org http://mail.wikipedia.org/mailman/listinfo/wikide-l
Hallo,
Dem Wikipediaportal entnehme ich, dass die Wikipedia in der VR China nicht mehr erreichbar ist. Gibt es dazu weitere Informationen?
als Botschafter der chinesischen Wikipedia in de.wikipedia.org kann ich diese Meldung bestätigen. Ich stehe in Kontakt mit meinen im Festland befindenden Admins von chinesischen Wikipedia. Die Blockierung sämtliche wikipedia-Seiten (auch in anderen Sprachen) wird mittlerweile auch von staatlichen Institutionen nach Anfragen bestätigt.
Es gibt im englischen Mailingliste, in denen auch die im Festland befindlichen Admins zu Worte gemeldet haben, eine Diskussion über weitere Vorgehen von unsere Seite aus gegeben. Die chinesische Admins bemühen sich im Moment mit dem Staat um eine Klärung der Sache und hoffen, dass die Blockierung bald aufgehoben werden kann. Ich möchte Euch darum bitten, in diese Phase der Sache diese Lösung zu akzeptieren und nicht von unsere Seite aus etwas zu unternehmen. Das ist auch das Ergebnis der Diskussion in der englischen Mailingliste.
Bitte bedenkt, dass die Leute in China besser wissen, wie man mit ihrem Staat umgehen kann, sie wissen besser, wo man an welchen Schrauben drehen können. Eine übereilte Reaktion aus dem Ausland kann die Situation verschlimmern und wäre der Sache nicht dinglich. Bitte bedenkt auch, dass Eure Aktionen, sollte sie wirklich zu heftig wird, sogar den chinesischen Usern (auch persönlich und körperlich) direkt schaden könntet.
Ich bitte um Verständnis.
Meldung auf die Hauptseite setzen, damit jeder Leser darüber stolpert.
Dagegen ist nichts einzuwenden.
Herausgabe einer Pressemeldung. Schreiben an Politiker im Bund und der EU, um diese einmal mehr an das Thema
Darum möchte ich im Moment um Abstand bitten.
Vielen Dank. Ting.
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Am Tuesday 15 June 2004 07:11 schrieb Ting Chen:
Bitte bedenkt, dass die Leute in China besser wissen, wie man mit ihrem Staat umgehen kann, sie wissen besser, wo man an welchen Schrauben drehen können. Eine übereilte Reaktion aus dem Ausland kann die Situation verschlimmern und wäre der Sache nicht dinglich. Bitte bedenkt auch, dass Eure Aktionen, sollte sie wirklich zu heftig wird, sogar den chinesischen Usern (auch persönlich und körperlich) direkt schaden könntet.
Hallo Ting,
mich wuerde interessieren was man als Aussenstehender generell tun koennte um diese Situation zu verbessern in China, speziell wenn es um die freie Meinungsaeussserung auch geht.
Christian
Hallo Christian,
mich wuerde interessieren was man als Aussenstehender generell tun koennte um diese Situation zu verbessern in China, speziell wenn es um die freie Meinungsaeussserung auch geht.
da ich kein Politiker oder Politikwissenschaftler bin, kann ich Deine Frage nicht beantworten. Ich glaube, von Außen, als Einzelne, ist die Möglichkeit gering, etwas aktiv beizutragen. Ich gebe zu dass ich persönlich auch nicht weiß, was ich tun kann.
Wahrscheinlich ist unsere Beiträge für Wikipedia an sich bereits etwas, was wir dafür tun. Erstens wissen unsere Freunde in China, dass sie nicht allein sind, dass eine große Gemeinde hinter ihnen steht. Zweitens, habe ich bei meine Arbeit in der chinesischen Wikipedia erfahren, wie die Menschen lernen mit einander und mit anderen Meinungen umzugehen. Obwohl die Mehrheit der Teilnehmer aus dem chinesischen Festland kamen, war das chinesische Wikipedia meiner Meinung nach ausgesprochen ausgeglichen. Und diese Art des Umgangs ist auch nicht von heute auf Morgen entstanden. Auch das will gelernt und praktiziert werden. Wikipedia hat mit Sicherheit dazu beigetragen. Und der Erfolg von Wikipedia der anderen Sprachen hat natürlich auch dazu beigetragen, dass dieses Medium und Denkweise so schnell nach China exportiert und so begierig adaptiert wurde.
Last but not least, vieles soll man wahrscheinlich auch von Zuhause aus tun. Ich habe gerade folgenden Artikel http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,304059,00.html gelesen. Wahrscheinlich ist es auch an uns, unseren Parlamentarien daran zu erinnern, dass sie nicht einfach irgendwelche Geschäftsleute sind, dass sie das deutsche Volk repräsentieren. Wenn sie sich im Ausland als Oppotunisten outen, dann hat ihre Gerede von Demonkratie und Meinungsfreiheit keine moralische Kraft; wenn sie im Ausland sich korrumpieren lassen, dann hat ihre Gerede gegen Korruption keinen Inhalt. Und in Deutschland ist es ja immer noch möglich, an seinen Abgeordneten und Repräsentanten zu schreiben und ihnen seine Meinung zu sagen.
Gruß Ting.
Christian Muellner muellner.christian@pcbservice.de writes:
mich wuerde interessieren was man als Aussenstehender generell tun koennte um diese Situation zu verbessern in China, speziell wenn es um die freie Meinungsaeussserung auch geht.
man kann die welt nicht verändern. man kann sich nur selbst ändern und dann wird sich auch die welt ändern.
Ting Chen wrote:
Hallo,
Dem Wikipediaportal entnehme ich, dass die Wikipedia in der VR China nicht mehr erreichbar ist. Gibt es dazu weitere Informationen?
als Botschafter der chinesischen Wikipedia in de.wikipedia.org kann ich diese Meldung bestätigen. Ich stehe in Kontakt mit meinen im Festland befindenden Admins von chinesischen Wikipedia. Die Blockierung sämtliche wikipedia-Seiten (auch in anderen Sprachen) wird mittlerweile auch von staatlichen Institutionen nach Anfragen bestätigt.
[..]
Ich möchte Euch darum bitten, in diese Phase der Sache diese Lösung zu akzeptieren und nicht von unsere Seite aus etwas zu unternehmen. Das ist auch das Ergebnis der Diskussion in der englischen Mailingliste.
Bitte bedenkt, dass die Leute in China besser wissen, wie man mit ihrem Staat umgehen kann, sie wissen besser, wo man an welchen Schrauben drehen können. Eine übereilte Reaktion aus dem Ausland kann die Situation verschlimmern und wäre der Sache nicht dinglich. Bitte bedenkt auch, dass Eure Aktionen, sollte sie wirklich zu heftig wird, sogar den chinesischen Usern (auch persönlich und körperlich) direkt schaden könntet.
Ich bitte um Verständnis.
Gut, eine gewisse Zeit lang, will ich gern auf eine innerchinesische Lösung warten. Aber was wird, wenn sich keine Einigung abzeichnet? Sollte dann nicht der Druck auf diplomatischen und publizistischen Kanälen erhöht werden? Für mich sind solche Schikanen keine "Peanuts", über die man zur Tagesordnung übergehen kann. Hier zeigt sich u. a. die Glaubwürdigkeit der chinesischen Führung, wenn sie beim Marsch in das Informationszeitalter vorn dabei sein will. Und wenn ich http://mail.wikipedia.org/pipermail/foundation-l/2004-June/000365.html richtig interpretiere, sieht man das in den USA ähnlich.
Herzlichst -- Elcheo
Josef Snayberk schrieb:
Gut, eine gewisse Zeit lang, will ich gern auf eine innerchinesische Lösung warten. Aber was wird, wenn sich keine Einigung abzeichnet? Sollte dann nicht der Druck auf diplomatischen und publizistischen Kanälen erhöht werden?
Wer in der Zwischenzeit nicht untätig sein will (was ich sehr gut verstehe), sollte sich bitte auf die Dinge konzentrieren, in denen wir stark sind und auf die es uns ankommt:
* Alle chinesischen Themen im Wikipedia-Namensraum (wird der chinesische POV hinreichend gewürdigt? Werden Namenskonventionen zu Taiwan eingehalten?)
* Sammlung von Pressemitteilungen über wikipedia/china.
* Ausformulierung der Konsequenzen der Blockaden. Der spannende Punkt ist letztlich ja, daß die Behörden in China damit erstmal sich selbst ins Knie schießen, wenn sie ihre Leute hindern, im Namensraum NPOV herzustellen.
* Sammlung von Organisationen/-Kontaktadressen, die sich um Pressefreiheit in China bemühen. Auch ein Besuch der chinesischen Botschaftsseiten wäre ganz brauchbar.
* Menschen mit Sprachenkenntnissen sollten vielleicht mitteilen, wie sehr sie dafür bereitstehen, Texte ins chinesische übersetzen zu können.
Das sind Handlungen, die erstmal keine Außenwirkung entfalten und die unser Handeln dann, wenn es erforderlich wird und für die Beteiligten vor Ort hilfreich erscheint, massiv vereinfachen.
Alle Diskussionen um technische Umgehungsmöglichkeiten und alles, was in irgendeiner Weise geeignet ist, einer nonkonfrontativen Lösung entgegenzustehen, ist nach Möglichkeit unterhalb des Rauschpegels zu diskutieren.
Grüße, Mathias
Am 15.06.2004 um 17:53 schrieb Josef Snayberk:
Ting Chen wrote:
Bitte bedenkt, dass die Leute in China besser wissen, wie man mit ihrem Staat umgehen kann, sie wissen besser, wo man an welchen Schrauben drehen können. Eine übereilte Reaktion aus dem Ausland kann die Situation verschlimmern und wäre der Sache nicht dinglich. Bitte bedenkt auch, dass Eure Aktionen, sollte sie wirklich zu heftig wird, sogar den chinesischen Usern (auch persönlich und körperlich) direkt schaden könntet.
Ich bitte um Verständnis.
warten. Aber was wird, wenn sich keine Einigung abzeichnet? Sollte dann nicht der Druck auf diplomatischen und publizistischen Kanälen erhöht werden? Für mich sind solche Schikanen keine "Peanuts", über die man zur Tagesordnung übergehen kann. Hier zeigt sich u. a. die Glaubwürdigkeit der chinesischen Führung, wenn sie beim Marsch in das Informationszeitalter vorn dabei sein will.
Nehmt bitte nicht diesen naiven Standpunkt ein! Es ist in Ordnung und notwendig, in anderssprachigen Wikipedias auf die Sperrung hinzuweisen. Es ist auch in Ordnung, deutsche Politiker darüber zu informieren. Die chinesischen Wikipedianer werden Gründe genug haben, wenn sie darum bitten, daß keine weiteren Schritte von außerhalb unternommen werden sollten. Das sollten wir respektieren, schon grundsätzlich, aber auch um das chinesische Wikipedia-Projekt und die daran Beteiligten nicht persönlich zu gefährden. Den Kontakt scheint es ja noch zu geben - wir sollten auf ihre Meinung hören und nicht leichtfertig Aktionen starten, die gut gemeint, aber nicht gut gemacht sind. Die würden nur unserem Gewissen nutzen, aber nicht der chinesischen Wikipedia und deren Mitarbeitern.
Rainer