Am Freitag, 7. Oktober 2005 01:26 schrieb Paul Ebermann:
Meinen Haupt-Kritikpunkt habe ich ja schon auf der Diskussionsseite [1] geäußert, und der wurde IMHO bisher nicht wirklich geklärt:
Wie kann ich (als Bearbeiter außerhalb des Wikis, in dem das Dokument begonnen wurde) die Prozentzahlen der Beiträge bestimmen, ohne Zugriff auf die Versionsgeschichte (bzw. sogar alle Versionen) zu haben?
(Ein Beispiel, dass die simple Weiterführung der Zahlen nicht funktioniert, habe ich da auch gegeben, und die
Du hast mit dem Einwand durchaus recht. Das Problem ist aber in der GNU FDL auch nicht gelöst: Auch da kann ich - trotz Historie - nicht einzelne Textstellen einzelnen Personen zuweisen (weil ja in der Historie nur steht, dass etwas, aber nicht was geändert wurde).
Die Freie Wiki-Lizenz bietet aber die Möglichkeit, die Information, welche Textstellen von welchen Autoren stammen, in der sog. "Metainformation" unterzubringen und zumindest auf elektronischem Weg weiterzugeben und weiterzunutzen zu *können*. Das heißt, beim Transport von einem Wiki ins andere könnte - technische Fähigkeiten des Wikis vorausgesetzt - die Information übernommen werden. Beim Ausdruck auf Papier werden die Daten dann vermutlich wegfallen (Abschnitt 5.3, die Nutzbarkeit von Texten auch in nicht-elektronischer Form sicherzustellen ist wichtiges Motiv für die Erstellung der Lizenz gewesen), aber in der Regel werden so gedruckte Texte dann auch nicht mehr großartig bearbeitet werden, so dass ich das Problem da eher marginal sehe.
Zusammengefasst: Die Lizenz bietet die Möglichkeit, innerhalb von Wikis - technische Implementierung in den jeweiligen Wiki-Managementsystemen vorausgesetzt - Texte und Textfragmente beliebig hin- und herzukopieren und die Autoren stets mit zu nennen, ohne die ganze Änderungshistorie, die bei großen Artikeln einige tausend Zeilen beträgt und niemandem mehr nützliche Information liefert, mitschleppen zu müssen. Ihr kennt aus Wikipedia die Probleme, die das Zusammenführen von Versionsgeschichten, nicht Übertragbarkeit von Versionsgeschichten, wenn Artikelteile kopiert werden etc. macht. Von den praktischen Problemen, die sich mit ihr stellen (ich betone nochmals: Ohne gedruckte Versionsgeschichten ist die geplante Wiki-Press-Reihe eine einzige Lizenzverletzung) mal abgesehen. Aus diesen Gründen ist die GNU FDL für Wikis völlig ungeeignet.
Die Freie Wiki-Lizenz löst nicht alle Probleme, die sich stellen, wenn viele Autoren und dito -innen an einem freien Text arbeiten, und gewürdigt werden wollen, ohne für Fehler anderer verantwortlich gemacht zu werden (bspw. ist der Punkt der Übersetzungen noch sehr provisorisch). Aber sie löst entschieden mehr als die GNU FDL. Deshalb werden wir bei Wikiweise umstellen, schön wäre es, wenn möglichst viele Wikipedianer doppelt lizenzieren würden (wir werden weiterhin auch unter GNU FDL lizenzieren), damit Textübernahmen in beide Richtungen möglich bleiben.
Uli