Hallo Marco! Ich stimme mit deiner Ansicht weitgehend überein. Am 23.08.2004 02:08 schrieb Marco Krohn:
Meine Wortwahl in meinem Ausgangsposting war schlecht; ich wollte auf die Korrektheit von Artikeln hinaus. In der Wikipedia habe ich beim zufälligen Lesen von Artikeln erheblich mehr Fehler gefunden, als in meinem 24bändigen Meyers Taschenlexikon. Falsche Jahreszahlen für die Unabhängigkeit Luxemburgs, falsche Jahreszahl bei der Besetzung Hannovers, falsches Datum bei der Veröffentlichung einer KDE Version usw. (bezieht sich alles auf die engl. WP) und mit etwas Nachdenken könnte ich ohne Probleme ein Dutzend weitere hinzufügen.
Ich glaube das unbesehen, obwohl ich das gern mal wirklich anhand von repräsentativen Stichproben überprüfen (lassen) würde. Mich ärgert es etwas, dass Lexikonverlage einfach in Anspruch nehmen, verlässlich zu sein, ohne dass dies nachgewiesen wurde.
Natürlich habe ich mehr in der Wikipedia gelesen, als im Meyers; aber ein so offensichtlicher Fehler wie "(Prussia took possession of Hannover on January 30, 1809.)" darf einfach nicht zwei Monate unkorrigiert in einem Artikel stehen bleiben.
Ja, solche Fehler findet man: Gestern habe ich zum Beispiel gesehen, dass in der Wikipedia seit März behauptet wurde, dass deutsches stimmloses (weiches) und stimmhaftes S ein und dasselbe Phonem seien, ein Fehler, der in meinem "Volkslexikon" des Bibliographischen Instituts Mannheim natürlich nicht auftritt. Dafür würde der dortige Artikel weder den Oma-Test noch den Wissenschaftler-Test erfüllen.
Die Kritik an der mangelnden Transperenz beim Brockhaus ist sicherlich berechtigt;
Allerdings! Hier fischt der Brockhaus mächtig im Trüben. Die Encyclopaedia Britannica ist da (zumindestens im Macropedia-Teil) viel besser, weil hier die Experten namentlich erwähnt sind (und es sind wohl auch wirklich Experten, während beim Brockhaus wahrscheinlich eher Redakteure am Werk sind). Für mein Fach kann ich deutlich feststellen, dass traditionelle Termini wenig bis gar nicht aktualisiert wurden. Das Vorhandensein neuster Theorien erwarte ich von einem Konversationslexikon gar nicht.
aber im Ggs. dazu müssen wir uns eingestehen, dass wir nicht mal garantieren können, dass Daten und Informationen _überhaupt_ überprüft werden. Wir haben kein peer review System.
Richtig! Wir brauchen ein Review-System, das über die Kategorie der exzellenten Artikel hinausgeht. Dabei sollte der Artikel einen "Stempel" bekommen, etwa der Art: "In dieser Version entspricht der Artikel Lexikonstandard. Daten, Fakten und Quellen wurden überprüft."
Dazu kommt, dass es nicht mal stabile Versionen gibt - wer garantiert mir als Leser, dass nicht 20min vorher jemand im Artikel einen Fehler (evtl. unbeabsichtigt) eingebaut hat?
Das geht eben in einem offenen System nicht. Aber wenn es diesen Review-Stempel gibt, kann jeder Leser selbst nachschauen, ob die nachher eingetretenen Veränderungen so gravierend sind, dass eine Unsicherheit zu befürchten ist.
Um meine Ausgangsaussage etwas zu präzisieren: ich glaube, dass die Wahrscheinlichkeit in einem Artikel auf einen Fehler zu treffen in der Wikipedia erheblich höher ist, als in der Britannica (die kenne ich besser als den Brockhaus).
Wie gesagt, zwischen Britannica und Brockhaus besteht ein deutlicher Unterschied.
Die wenigen Fehler, die Wikipedianer über die Britannica gelistet haben (http://meta.wikimedia.org/wiki/Making_fun_of_Britannica) bestätigen mich in dieser Annahme; denn im letzten Jahr habe ich alleine wohl mindestens ebenso viele Fehler in der WP gesehen.
Viele Grüße Martin