Magnus, Dein Aktionismus in allen ehren, doch ich bin nicht nur hier um Artikel zu schreiben. Ich bin auch nicht hier um zu verwalten. Das könnte mich allerdings beruflich durchaus interessieren, wenn ich mehr Fremdsprachen beherrschen und das Unternehmen Wikimedia Geld für einen hauptamtlichen Geschäftsführer des nationalen Chapters hätte und ich auch noch gefragt würde.
Aber da weder das eine (schreiben, egal wie und von wem organisiert), noch das andere (Administration und Koordination von Rechten, Services und PR) alleine steht, finde ich es nur verantwortlich und engagiert, wenn Leute wie Uli, Arne und ich (derzeit schein niemand anderes ernsthaft die Notwendigkeit einer differenzierten Organisation zu betonen) sich Gedanken darüber machen, wie man einerseits drauflos schaffen kann und andererseits z.B. auch Förderer und Mitautoren renommierter Einrichtungen sowie die Presse als Vertreter des Unternehmens ansprechen darf.
Ein Verein, der sich Freunde von Wikipedia nennt hat wohl satzungsgemäß das Recht sich der Wikimedia-Foundation zuzuwenden. Wenn aber Streit im deutschen Chapter entsteht, Anwälte böse Briefe schreiben oder Schulen einen Ansprechpartner suchen, dann werden sie sich an die Foundation wenden. Das hat nichts mit "man kann doch auch so Artikel schreiben" zu tun.
Wenn die Foundation dann nicht national delegiert ist, an wen wenden sich denn dann die Leute? An Dich? Oder an den Freund der WP Kurt? Oder an Benutzer:Axtmörder? Sei mit nicht böse, aber das ist Bullshit. Wer etwas von uns will oder etwas *für* uns will, wird mit Hans reden und nicht mit Hänschen. Da kannst Du noch so gerne Artikel schreiben, eine durchdachte Unternehmensorganisation ist das dann nicht.
Dein Szenario überzeugt mich auch nur in der Hinsicht, als dass operative Fragen sich auch mit einem reinen Freundeskreis zu machen sind. Das ist ja auch unbestritten. Worum es Uli, Arne und mir geht (Arne, wenn das jetzt wieder falsch ist, schicke ich Dir eine Tube Clerasil ;-), ist meines Verständnisses nach eine strategisch wirksame Aufstellung der operativen Chapters. Das man "auch so" Geld spenden kann etc. hilft dem nicht ab.
Abgesehen davon, wer sagt denn dem Spender dass die Freunde der WP nicht auch tolle Partys mit dem Geld veranstalten. Die interne Stellung der nationalen Chapters innerhalb der Foundation sagt doch nun wirklich nichts darüber aus, wie mit Beratern, Werbemittlern oder Pressebegünstigungen umgegangen wird. Im Gegenteil: ein Verein der das Unternehmen *ist* wird eher der WP zuarbeiten müssen als *Freunde* die sich im Zweifel auch abwenden können ohne deswegen in Konflikt mit ihrer Satzung zu kommen (Thema Freiheit und Anbindung).
Damit das nicht falsch verstanden wird: Ich bin nicht dafür eine nationale Sektion *durchzudrücken*. Denn das geht IMHO gar nicht ohne Mitwirkung der Foundation. Ich stehe für die Verdeutlichung einer paritätischen Mitbestimmungslinie, an deren Ende (meinetwegen auch erst im Sommer, wenn Jimbo da ist) eine klare Unternehmstruktur steht, in der wir eben so viel Mitbestimmung haben wie wir Content leisten. Man könnte sich auch auf eine andere Determinante einigen, z.B. Spendenaufkommen oder Pressezeilen. Das ist theoretisch egal. Wichtig finde ich es nur, dass neben dem *komm, wir können doch auch so Spenden und Schreiben* das Gerüst dahinter auch dem entspricht, was die Tatsachen sind.
Letztendlich läuft es darauf hinaus, ob wir Jimbo vertrauen, uns freiwillig ein angemessenes Mitspracherecht an der Wikimedia-Gruppe zu geben. Ich persönlich habe daran nicht den geringsten Zweifel. Er hat seit der Wikipedia-Gründung alle Fäden in der Hand, hat seine Macht aber zu keinem Zeitpunkt missbraucht. Er hat allen Beteiligten jede Freiheit bei der Verwaltung des Projekts gelassen, von essentiellen Teilen (z.B. NPOV) mal abgesehen. Er hat unglaubliche Mengen Zeit, Geld und Energie in die Wikipedia investiert. Jetzt hat er beschlossen, die Macht (zumindest teilweise) an Beteiligte abzutreten. Dabei achtet er aber darauf, nicht überstürzt zu handeln und "die Familie" zusammenzuhalten. Mir persönlich ist das irgendwie lieber als "macht doch, was ihr wollt".
Da, lieber Mitstreiter, sind wir uns einig.
Damit sich an diesem Ziel nichts ändert, muss die Kontrolle über grundsätzliche Fragen an *einem* Ort liegen. Das Gremium, welches über diese Fragen entscheidet, ist dann natürlich multinational/multilingual. Aber es kann nicht sein, dass die deutsche Wikimedia die Freiheit hätte, de.wikipedia zu einer Witzesammlung umzubauen.
Gut, das sehe ich auch so. An einem Ort bedeutet im Internet aber, dass die Leute aus allen Ländern voten und virtuell zusammen kommen. Der Sitz der juristischen Person, das meinst Du sicher, muss natürlich irgendwo sein. Wir streiten über die Macht des Gremiums und nicht darüber dass man auch ohne ein solches Gremium Beiträge schreiben kann. Im Zweifel beschließt ja Jimbo sonst mit 87, wenn er einen Schlaganfall hatte, dass die WP besser eine Witzsammlung sein sollte.... Doch zu sagen, der Widerstand gegen solche "Anpassungen" wäre in einer autarken Sprach-Gruppe um einiges geringer als in einer internationalen verdeutlicht Dir hier, dass es nicht immer nur die nationalen Chapters sein können, die Dinge beschließen, die die Mehrheit der Leute nicht will. Stell Dir nur mal vor die Foundation macht einen Kooperationsvertrag mit E-Bay und Amazon und M$, so dass mehr Geld für *keine Ahnung was* reinkommt. Wie willst Du das denn handhaben, wenn später einmal vielleicht 80% der Artikel aus Japan, Europa und Asien kommen. Eine neue WP gründen, die dann demokratischer ist?
Wenn das Gremium, dass den Content und die Spenden liefert bestimmt was WP ist, sehe ich größtmögliche Anerkennung in den Ländern gedeihen.
Danke, lieber Magnus, für die Befassung. Und wenn Du die WP weiter Projekt nennst, sage ich nur noch *42* zu Dir ;-))
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