Christian Thiele schrieb:
Ich glaube ihr verkennt unsere Kritik an eurer Kritik. Ich persönlich stimme dir vollkommen zu, dass ich dir und du mir 180.000 Artikel aufzählen können, die nicht gut sind. Das bestreitet niemand, das ist so. Aber ich frage mich, was ihr wollt: ihr wollt es ändern, ich weiß. Aber ändern kann man es nur mit Menschen: vielen engagierten Menschen. Eure Kritik zielt aber immer darauf, auszusortieren, zu löschen, zu verkleinern. Damit gewinnt man keine Menschen, man vergrault sie. Man braucht eine konstruktive Atmosphäre, die hier auf der ML derzeit nicht zu finden ist. Ich glaube, mit euch geht nur die Ungeduld durch. Die Wikipedia wird nie fertig sein, sie wird ständig wachsen, sich verändern.
Dass sie nie fertig wird ist richtig und ist gut - und ist eine Binsenweisheit. Ich sehe das Problem des "Vergraulens" nicht. Jeder Mensch, der sich in der nicht-virtuellen Welt an etwas beteiligen will (Sportverein, Partei, Kirche, Kegelruden usw.) muss bestimmte Regeln lernen. Dass Neuen gegenüber eine gewisse Höflichkeit an den Tag gelegt werden sollte ist klar. Das heißt aber nicht, alles mal laufen zu lassen. Dann läuft alles auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu.
Wenn wir eure Kritik nicht teilen, dann nicht den Fakt, dass es viel zu viele schlechte Artikel gibt, sondern den Fakt, dass ihr Vorschläge zur Veränderung macht, die nicht haltbar sind. Wir sind uns glaube ich einig, dass die ideale Wikipedia so aussehen würde, dass engagierte Personen ausschließlich damit beschäftigt sind gute Artikel zu verfassen, konstruktiv über diese zu diskutieren und gegenseitig zu verbessern. Ich glaube, um das Ziel einer gern zitierten "Wikipedia 1.0" zu erreichen, bräuchte man selbst in diesem Fall mehrere Jahre und mehrere hundert Personen, die so engagiert arbeiten. Die haben wir aber nicht, und daher können wir es uns einfach nicht erlauben, mit der Schere anzusetzen, wie ihr es größtenteils fordert. Die Wikipedia trägt nicht ohne Grund den Begriff "Wiki" im Namen und nur durch diese Freiheit - die natürlich auch Probleme bringt - ist die Wikipedia zu dem geworden, was sie heute ist. Jegliche euer Vorschläge zielt in gewissem Maße auf eine Einschränkung hin oder aufs Vergraulen von potentiellen Schreibern. Das sind einfach keine konstruktiven Vorschläge, weil jeder sehen sollte, dass dies über kurz oder lang das Ende bedeuten würde. Wir haben einfach zu wenige Mitarbeiter um uns so etwas leisten zu können.
Fragt sich, wie man "Mitarbeiter" definiert. Du definierst es als a) "Jeder der auch nur einmal hier editiert". Ich würde es definieren als b) "Jede Person, die regelmäßig hier mitarbeitet." Dass durch Anregung, Kritik, Meckern und auch Löschen aus a) nicht b) werden kann, sehe ich nicht. Im Gegenteil, es ist ein notwendiger Prozess; anderswo nennt man das Sozialisation.
Zu wenige Mitarbeiter gibt es im Sinne a) nicht, im Sinne von b) schon - und noch weniger, wenn man sich ansieht (genauer: wenn ich mir bei meinen Fachgebieten anssehe) wie wenige dort regelmäßig Bereiche durchgesehen, verbessert etc. werden (Wobei diese Zahl noch weiter schrumpft, da die meisten Admins voll und ganz mit Meta-Aufgaben beschäftigt sind).
Wenn Du "wiki" mit "Freiheit" gleichsetzt, klingt es für mich, als würdest Du sagen: Da sind nicht nur alle gleich, sondern alles ist gleich = egal. Ist es nicht (kann es aber sein). Mit wiki hat das auch nichts zu tun. Ein wiki ist Software, eine ziemlich gute Software, aber was man damit macht oder was sie bedeutet hat mit der Software an sich ziemlich wenig zu tun (es gibt z.B. genügend Beispiele für wikis in Intranets etc.).
Gruß Bernd (Albrecht Conz)