Hallo,
zu den Debatten um Fehler in der Wikipedia liegt jetzt das Ergebnis eines Experimentes vor, das in einem Einzelfall die Geschwindigkeit bei der Fehlerkorrektur vergleicht. Es treten an: Wikipedia und Deutschlandradio. Die Fragestellung: Wie lange braucht ein Medium, nachdem es von einem Fehler erfahren hat, um diesen zu korrigieren?
+++ Fall 1: Wikipedia +++
Als Beispiel nehmen wir den vieldiskutierten Artikel http://en.wikipedia.org/wiki/John_Seigenthaler_Sr.
Nachdem Seigenthaler Jimmy Wales angerufen und auf den Fehler dort aufmerksam gemacht hat, hat Wales den Fehler *sofort korrigiert*.
+++ Fall 2: Deutschlandradio +++
Das Deutschlandradio kommentiert am 13. Dezember den Seigenthaler-Fall: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/thema/447608/
Dabei macht das Deutschlandradio eine Reihe von Fehlern, unter anderem nennt es Seigenthaler durchgehend "Seifenthaler". Das folgende Blog macht am 14. Dezember darauf aufmerksam: http://blog.gruene-jugend.de/2005/die-faktenfehler-des-jorg-schieb/. Der Deutschlandradio-Autor meldet sich in den Blog-Kommentaren und kündigt am 16. Dezember an: "Werde die Redaktion mal informieren, dass sie den Fehler im Namen korrigieren, mal sehen, wie lange das dauert…". Der Fehler ist *bis heute nicht korrigiert*.
+++ Fazit +++
Die Wikipedia sollte es nicht auf sich sitzen lassen, in den aktuellen Debatten als schlampiger als die Old Media dargestellt zu werden. Wir sollten klar machen: Ja, beim Modell "Wikipedia" können anonyme Autoren Fehler in Artikel bringen, die jedoch nach dem Entdecken sofort korrigiert werden. Ist das nun besser oder schlechter als das Modell "Deutschlandradio", bei dem man den Namen des Autors kennt, der falsche Fakten in einen Artikel schreibt - und dessen Text auch weiterhin falsch stehen bleibt? Bei der Fehlerkorrektur sind wir unschlagbar. Ich denke, wir sollten diese Sichtweise stärker an die Öffentlichkeit bringen und uns damit gegen die aktuellen Vorwürfe verteidigen.
Schöne Grüße Sebastian