Ilja Lorek wrote:
das weiß ich auch, ich denke, dass man im Verborgenen "mutiger" wird, doch das wäre an und für sich eine Soziologe-Semesterarbeit um es genauer zu beobachten, ich stelle es nur fest.
Kennst du das Phänomen, dass du z.B. beim Auto fahren von einem anderen geschnitten wirst, oder der zu langsam fährt, etc. und du wirst sauer, willst ihm gerade den Mittelfinger zeigen als du bemerkst, dass der andere die Mutter deines Freundes, der Lebensmittelhändler von nebenan oder ähnliches ist? Mir selber ist ähnliches noch nicht passiert, aber es wird wohl jeder, der bemerkt, dass es sich um eine ihm bekannte (und nicht gehasste!) Person handelt, den Mittelfinger stecken lassen. In der Anonymität gibt es keine oder nur rudimentäre soziale Bindungen. Das Verhalten hat keine langfristigen Folgen, man muss nicht befürchten, durch "asoziales" Verhalten aus einer sozialen Gruppe ausgeschlossen zu werden, da es diese nicht gibt, bzw. man ihr ohnehin nicht angehört. Folgen muss man auch dann nicht befürchten, wenn man in der sozialen Gruppe anonym wirkt: Die anderen Gruppenmitglieder können die Aktionen nicht der bekannten Person zuordnen.
In der Wikipedia entwickeln sich zwar solche Bindungen, aber es gibt meist keine Verbindung zum "wirklichen" Leben. Das Verhalten in der Wikipedia-Gruppe hat keine Auswirkungen auf die Akzeptanz in anderen sozialen Gruppen, da es keinen Austausch zwischen diesen Gruppen gibt, insbesondere wenn der echte Name in der Wikipedia nicht genannt wird.
Dennoch bin ich gegen eine völlige Aufgabe der Anonymität. Dadurch würden Hürden aufgebaut, die gerade diejenigen, die mal kurz einen Fehler ausbessern wollen o.ä., von der Mitarbeit abschrecken. Ich denke, es wäre (erstmal) ausreichend, wenn (wie Kurt Jansson schrieb) die Bürokraten die Möglichkeit bekämen, die IPs der angemeldeten Benutzer einzusehen. Zur Sicherheit könnte man das noch mit 2 Schlüsseln versehen, sodass für jede Einsichtnahme der Daten ein Bürokrat dem anderen das Recht dazu geben muss.
Gruß Jofi