At 11:30 17.01.05 +0100, Ralph Teckentrup wrote:
Katharina Bleuer schrieb:
Fürchten? Nein. Das Handtuch schmeissen? Ja. Da macht ein interessierter Laie aus "45% männlicher Opfer" schnell mal "55% weibliche Täter". Und *ich* soll dann meine Zeit damit verbringen, diesem Herrn zu erklären, weshalb dies unzulässig ist und ihm am liebsten noch Nachhilfestunden in sozialwissenschaftlicher Statistik geben? Nein danke. Oder, wie ich es von Admin-Kollegen schon erfahren durfte, "einen Kompromiss finden". Sorry, aber es gibt Bereiche, da gibt es keinen Kompromiss, da gibt es *nur* richtig und falsch. Eine statistische Auswertung gehört dazu.
Offenkundig erwartest Du (wie auch diverse andere "Fachleute"), daß jeder andere, der an Artikeln rumbastelt über dieselbe fachliche Kompetenz verfügt wie Du oder Deine Kompetenz einfach akzeptiert. Zuerst einmal finde ich es aber gut, wenn selbst völlig inkompetente Leute diese Kompetenz in Frage stellen, weil dadurch Fachwissenschaftler permanent zur Rechtfertigung und Erläuterung ihrer Kompetenz genötigt werden.
Nein, entschuldigung aber ich kann absolut keinen Vorteil darin finden, immer erklären zu müssen, dass 1 + 1 = 2, weil dies infrage gestellt wird. Es gibt in jeder Wissenschaft gewisse *grundsätzliche* Übereinkünfte, die Grundlagen, auf denen das Ganze aufbaut. Ich meine damit *nicht* die verschiedenen Paradigmen. Ich ziehe absolut keinen Gewinn daraus, diese Grundlagen rechtfertigen zu müssen. Es bringt mich nicht weiter, weder fachlich noch persönlich.
Das kann nerven, bewahrt die Wikipedia aber vor einer Expertenherrschaft, die nur noch "wissenschaftlich Relevantes" dulden will (wie aich das aus einigen Mails hier meine herauslesen zu können).
Es kann viel Spass machen, über abweichende Paradigmen zu diskutieren und mit Argumenten darüber zu streiten, ob und was wichtig und unwichtig ist. Ich wette, es macht auch Henriette Spass sich mit jemandem Argumente und Quellen um die Ohren zu hauen, ob man das Wort "Esel" in einem bestimmten Zusammenhang jetzt besser so oder so rum übersetzt. Was absolut keinen Spass macht sind solche Diskussionen mit Leuten, die mal einen Zeitungsartikel darüber gelesen haben und deshalb eine *Meinung* dazu haben - aber gleichzeitig die Grundlagen nicht intus haben.
Ich würde sagen, daß man nicht darum herum kommt, relativ regelmäßig mit fachlichen Voll-Laien umzugehen, die nichts anderes treibt als ihre Neurosen (männliche Frauenhasser in Deinem Beispiel) oder absurde und völlig inkompetente Begeisterung (Henriette schrieb von [[Walther von der Vogelweide]], der von einem begeisterten Menschen eine vollkommen bekloppte Übersetzung spendiert bekam, die wir dann wieder ausbügeln mussten). Das kannst Du aber nicht verhindern und es wird mit zunehmendem Bekanntheitsgrad der Wikipedia nicht weniger werden.
Das sehe ich auch so - und das ist mit ein Grund, weshalb ich mich bei vielbesuchten Artikeln zu sozialwissenschaftlichen Themen vollständig zurückgezogen habe.
Solche Diskussionen muss man ganz einfach führen oder - wenn es zu sehr nervt - eben konsequent reverten. Jedes Lamentieren darüber halte ich für Kraftverschwendung.
Solange es keine "geschlossene Front" der Fachleute bzw. der Admins gegen die Enthropie gibt, ist jedes dort mitmachen Kraftverschwendung. Ich *erwarte* - und ich denke das erwarten zu dürfen, wenn wir tatsächlich "das Wissen der Menschheit" aufschreiben und verbreiten wollen - von den Admins, dass sie bei inhaltlichen Disputen *den* Leuten Rückendeckung geben, die das Thema kennen und nicht denen, die nur eine Meinung dazu haben. Und ich spreche dabei nicht über Diplome und Doktortitel sondern darüber, dass in einem Editwar um die philosophischen Grundlagen des Kommunismus die Leute unterstützt werden, die das "Kommunistische Manifest" gelesen haben und nicht nur das Goldmann-Taschenbuch "Kommunismus ist Scheisse".
Allerdings gebe ich zu, daß ich auf meinen Fachgebieten (mittelaterliche Literatur, Architekturgeschichte, Marxismus) auch nur wenig schreibe, weil mir die Artikel und die edit-wars oft zu sehr auf die Nerven gehen :-) Diesen Widerspruch muss ich wohl leben....
Damit müssen wir alle leben. Trotzdem führt genau das dazu, dass die Wikipedia gegen Bild strebt.
Gruss, Kat