Benedikt Zäch wrote:
Zum Beispiel:
- thematische Arbeitsgruppen zu bilden, die sich gezielter einzelnen
Artikelblöcken zuwenden könnten (d.h. auch: verstärkte Bemühung um WikiProjekte und Wikipedia-Portale),
- minime Absprachen zu treffen, zunächst unter Admins, später vielleicht
unter Einbezug erfahrener Benutzer,über Vorgehensweisen zum Unterhalt und zur Sicherung der Qualität,
- weniger virtuelle Wege des Austausches und der Begegnung zu suchen,
- technische Hilfsmittel für Massenprobleme zu suchen, um soziale
Probleme (etwas weniger dramatisch gesagt: gruppendynamische Fragen) konzentrierter angehen zu können.
Ein offenes Projekt sei Wikipedia, das wird oft genug betont und beschworen. Klar scheint aber auch, dass das Modell allmählich an seine Grenzen kommt; das freie, anarchische, selbstregulierende Modell ist Faszination, Chance und Fluch zugleich. Denn wie immer hängt es an Menschen.
Oder sagt mir hier jemand überzeugt, das sei schon von Beginn weg eine konstante Begleiterscheinung des rasanten Erfolges von Wikipedia gewesen? Sei mutig - und geduldig?
Ja. *seufz* nachdem es anscheinend niemand anderes sagen will: Jetzt hört mal alle mit der Jammerei auf.
Als ich im Juli/August 2002 zur deutschen Wikipedia gestossen bin, habe ich zuerst einmal herzlich gelacht. Von Enzyklopädie war damals noch nicht viel zu sehen, die Qualität der meisten Artikel hat einem die Tränen in die Augen getrieben. Seit dieser Zeit ist Wikipedia nicht nur gewachsen, sondern auch konstant besser geworden.
Hier leiden viele an etwas, was ich mal ohne jegliche Polemik als Uli-Syndrom bezeichnen will: Wer täglich Dienst als Admin oder normaler Benutzer in Wikipedia schiebt und neue Beiträge und Änderungen kontrolliert, bemerkt viel Unfug, der geschieht, viel schlechte Edits, Vandalismus etc. Man kommt aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus. Und trotzdem, heimlich still und leise, wächst Wikipedia und gewinnt an Qualität.
Ich selbst merke das nur dann, wenn ich Wikipedia tatsächlich _benutze_. Dann tauchen auf wundersame Weise auf einmal die guten Artikel auf. In der gemütlichen Diskussion am Abend mal ein Stichwort nachgeschlagen - Wikipedia liefert das, was wir wissen wollen. Für die Arbeit etwas recherchiert - ich erhalte sinnvolle Informationen. Meine Kollegen berichten mir von einer stetigen Zunahme von Verweisen auf einzelne Wikipedia-Artikeln in Artikeln (Linuxmagazin).
Ein weiteres Beispiel: Artikel, die heute ohne grosses Zögern auf den Löschkandidaten dem Löschbutton anheim fallen, galten früher als ganz normale Artikel! Surft einfach mal ein bisschen im Internet-Archiv in alten Versionen der Wikipedia und überlegt euch, wieviele Artikel ihr zum Löschen vorschlagen würdet.
Damit will ich die Vorschläge, die Benedikt oben gemacht hat, nicht schlecht reden. Nur - genau das geschieht doch jetzt schon. Es bilden sich Arbeitsgruppen, die sich um Themenbereiche kümmern. Wikipedianer treffen sich in Real Life etc. Und genau so sollten wir auch weitermachen.
Klar gibt es Missstände - darunter fallen für mich die wachsende Zahl an Navigationsleisten und ähnlichem Schnickschnack, die immer komplizierter werdenden Abläufe (der Regelwahn - [[en:Wikipedia:Instruction Creep]] - hat sich in der deutschen Wikipedia glücklicherweise noch längst nicht so weit verbreitet wie in der englischen), Streitigkeiten unter Benutzern, aber das ist alles nichts, was man nicht im Griff halten könnte und eben auch tun sollte.
Eine kleine Anregung zum Schluss: Die Franzosen haben neulich mal eine Consultation generale veranstaltet: http://fr.wikipedia.org/wiki/Wikip%C3%A9dia:Consultation_g%C3%A9n%C3%A9rale
Eine solche Bestandsaufnahme wäre für die deutsche Wikipedia vielleicht auch ganz interessant.
liebe Grüße, elian