jakob.voss@nichtich.de schrieb:
Ist das nur im konkreten Fall so oder allgemein? Ich wundere mich nur über deine Aussage, weil meinem Verständnis gerade heikle Themen wie Abtreibung, Todesstrafe etc. besser nicht demokratisch entschieden werden sollten.
ich denke es ist kein zufall, dass das politische system demokratie mit der philosophie der aufklärung einher ging. mein flapsig dahingeworfener begriff "mündigkeit" zeigt die schnittmenge. demokratie und (volks-)bildung müssen hand in hand gehen. in deutschland ist dies leider nicht der fall, konservative kräfte bestimmen nach wie vor die bildungspolitik mit der folge einer relativ abgehobenen schar von akademikern und einer relativ großen menge von menschen, die systematisch "für dumm verkauft" werden. natürlich ist es in so einem fall schwierig fragen wie die todesstrafe demokratisch zur disposition zu stellen - abgesehen davon, dass menschenrechte die grundlage für demokratien sind und nicht zur disposition gestellt werden sollten.
bei wikipedia ist der fall aber viel konkreter: die nutzerInnen hier sind um bildung bemüht, es ist ihnen ein anliegen, dass wissen zu mehren, sie beweisen mündigkeit und brechen mit dem konservativen diktum volk-elite. es geht hier andererseits auch nicht um menschenrechte (abtreibung, todesstrafe), sondern um werbefinanzierung. und hier denke ich, dass die "wikipedianerInnen" - gerade auch in ihrer gesamtheit, nicht nur als individuen - mündig genug sind und auch über die entsprechenden kommunikationsstrukturen verfügen, um eine solche entscheidung treffen zu können.
meine utopie ist, dass irgendwann jeder mensch als experte anerkannt sein wird in seiner mündigkeit und dass alle entscheidungen im demokratischen konsens getroffen werden. kann noch ein paar hundert jahre dauern, aber der weg dahin ist klar und wir sollten uns darüber im klaren sein, dass dieser weg wie so viele nur im gehen entsteht.
das waren meine worte zum neuen jahr ;-) lieben gruß schwarze feder