Am 07.07.2008 um 22:30 schrieb P. Birken:
Für ihn war die in meinem Vortrag erwähnte Zahl von 40.000 Lesern pro Monat für [[Differentialrechnung]] ein echter Augenöffner. Darüberhinaus sind die Leute der Meinung, dass Wikipedia sich stärker entscheiden sollte, für wen man schreibt. Dieses Problem ist in der Tat in Mathematik relativ ausgeprägt, dass Leser und Artikel nicht so recht zueinanderfinden können.
Da besteht in der Tat ein Problem und es wird mit der "Professionalisierung" der Wikipedia zunehmen. Für einen guten Wikipedia-Artikel braucht man eben nicht nur die notwendigen Informationen/das notwendige Wissen, essentiell ist auch die Aufbereitung für die Leser, die naturgemäß nur selten vom jeweiligen Fach sind. Das verlangt beim Schreiben einen Perspektivwechsel vom Fachmann zum Leser. Das gelingt nicht jedem Autor und es gibt natürlich auch Gebiete, wo das Bemühen um Allgemeinverständlichkeit an seine Grenzen stößt. Teile von Mathematik und Naturwissenschaften gehören sicher dazu. Diese Leserperspektive sollte dennoch nie aus den Augen verloren werden. Das gilt auf andere Weise auch für ausführliche Artikel. Es ist schön, dass es die gibt, nur vergessen die Autoren da gerne mal, dass eine Enzyklopädie kein Fachbuch oder eine Aufsatzsammlung ist, sondern typischerweise konsultiert wird, um eben mal etwas nachzuschlagen. Das muss in der Wikipedia gerade, weil sie keine Platzbeschränkung hat, bedacht und berücksichtigt werden. Es fehlt bei uns oft an konzisen Einleitungen, die allgemeinverständlich das wesentliche zusammenfassen. Nicht immer will man beim Nachschlagen eines Begriffs mehrere Seiten lesen und zum Verständnis womöglich noch diversen Links folgen müssen.
Diese Aspekte - pädagogischer Eros bei der Vermittlung schwieriger Themen und Orientierung am Leserbedürfnis beim Aufbau von Artikeln - könnten in der Wikipedia noch deutlich mehr in den Mittelpunkt rücken.
Gruß, Rainer