Das inkriminierte Zitat von Markus Mueller stelle ich dem besseren Verstaendnis halber nochmal voran:
"...Wikipedia wird von den Stiefeln derer regiert, die am stärksten zutreten können, die sich instiktiv aufgrund gleicher dumpfer Vorurteile und Animositäten zusammenrotten und im Gleichschritt losmarschieren, um gemeinsam jedes bisschen aufkeimenden Sachverstand laut krakeelend zusammentreten. Und das soll die Zukunft des Wissens sein? Das ist eher ein antiutopischer Alptraum...."
Achim Raschka wrote:
Markus Müller ist meinem Verständnis nach vom Verein aus für die Zedler-Medaille zuständig.
Markus Müller wurde vom Vorstand Wikimedia e.V. als Juror aus den Reihen der Wikipedia-Autoren benannt und hat dieser Wahl zugestimmt. Er ist in keinster Weise zuständig, verantwortlich, whatever. Wenn Verantwortliche gesucht werden, dann sind dies die Ausrichter des Wettbewerbs: Die Wikimedia e.V (verterten durch den gesamten Vorstand) sowie die Kooperationspartner, die Akademie der Wissenschaften Mainz sowie der Spektrum-Verlag.
Die Äußerungen von Markus Müller als Vereinsmitglied auf Wikipedia-Diskussionsseiten sind insofern genauso offizielle Äußerungen wie meine eigenen Beiträge, die ich allüberall in der WP und auch im restlichen Netz verteile: Nada!
Das ist natuerlich genauso richtig wie die Tatsache, dass Angela Merkel nicht fuer die CDU spraeche, wenn sie in einem Interview mit der Bild der Faru bekannt gaebe: "Ich finde, wir sollten kein christlich-humanistisches, sondern ein scientologisches Welt- und Menschenbild foerdern". Wenn jemand aus dem Verein explizit oeffentlich zum Zustand der Wikipedia sich aeussert, so ist das keineswegs eine reine Privatmeinung, sondern eine veroeffentlichte Meinung eines vom Verein Wikimedia beauftragten Person. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
[...]
un weiter: Einige der aktuellen Reaktionen sind sicher nachvollziehbar (auch ich hatte ungehalten die Verzögerung bei Markus angemerkt), andere sind schlicht überzogen und schiessen massiv über das Ziel hinaus. Insbesondere dieses Mailing hier packe ich in die letzte Kategorie – es ist mir unbegreiflich, warum man sich hier öffentlich auf eine (eigentlich nur am Rande beteiligt) Person einschiessen und selbige in einer googleindizierten Mailingliste namentlich attackieren muss.
Ich kann mich da nur Johanns Worten anschliessen: Es muss moeglich sein, oeffentlich getaegtite Aussagen, oeffentlich zu kritisieren.
So viel von mir. Falls es irgendwen aufgeilt darf er mich als Mitorganisator bzw. Werkzeug in der Vorbereitung dann bitte auch mit auch die Abschussliste packen.
Ich finde es lustig, dass einige im sozialen Netzwerk der Wikipedia recht gut positionierte Wikipedianer meinen, jegliche Kritik an unsaeglichen Aussagen wie der obigen von Markus Mueller, mit Labeln wie "Abschussliste", "mobbing" oder weiss der Geier was abkanzeln zu versuchen und froehlich den Diskussiongegnern schon mal im voraus niedere Motive ("Aufgeilen") unsterstellen. Mobbing funktioniert doch nur dann, wenn derjenige auf der "Abschussliste" schlecht positioniert ist.
Gut, zum Thema: Traut man es den rationalen Argumenten zu, sich auf die Dauer durchzusetzen, egal, wer sie vorbringt, oder meint man, Fachleute haetten besseres Wissen und sollten daher vor dem "geistigen Mob" (ich ueberspitze das mal), der "sich instiktiv aufgrund gleicher dumpfer Vorurteile und Animositäten zusammenrotten und im Gleichschritt losmarschieren," (M. Mueller, ein Zitat, dass ich nur mit der Kneifzange anfassen mag) schuetzen?
Also, wenn die Wikipedia funktionieren soll, dann kann das meiner Meinung nach nur gehen, wenn es stimmen wuerde, dass die besseren Argumente sich durchsetzen wuerden. Ausserdem kann man dann auf solche elitistisch, tja sogar biologisch ("Instinkte"), anmutenden Annahmen verzichten und sich einem den Werten der Auflaerung verpflichtenden Menschenbild von *Gleichheit* und Freiheit verpflichten.
Meiner Erfahrung nach (ist aber halt nur meine anekdotische Erfahrung), setzen sich auf Dauer die besseren Argumente mit einer Wahrscheinlichkeit von >50% durch, das ist sowohl in der Wikipedia als auch in der Wissenschaft so. "Fachleute" koennen meist auf einen groesseren Fundus besserer Argumente zurueckgreifen, und setzen sich deshalb eher durch. Aber auch Fachleute machen natuerlich Fehler und, schwarze Feder wird das wissen, es werden ja im Wissenschaftsbetrieb auch nicht zu 100% die mit den besseren Argumenten aufkreuzenden positiv sanktioniert, sondern der ethnische und der Klassenhintergrund der Kandidaten spielen eine erschreckend grosse Rolle. Von daher ist die Beteiligung eines moeglichst breiten Spektrums von Leuten durchaus erwuenscht.
Noch was: Die Fachleute, die ich kenne, waeren langwierige Diskussionen mit vorurteilsbeladenen Laien zwar muehselig und abschreckend, aber im Vergleich zu dem autoritaeren Ideen und Handlungen, die sich speziell Markus Mueller (ich muss da leider ad hominem werden, damit man das Beispiel versteht) leistet, wuerden sie sich eher durch Administratoren wie ihn als durch Laien abschrecken lassen. Aber das ist sicher 'ne Geschmacksfrage.
Fossa