Henriette schrieb:
Vermutlich bin ich auch arrogant, hochnäsig und halte mich für Elite, aber wenn ich schon einen Artikel schreibe, weil ich das Lemma für wichtig/unverzichtbar/Wissen der Welt halte, dann bemühe ich mich den auch von Anfang an schon einigermaßen ordentlich zu schreiben und schmiere nicht nur lustlos ein paar Worte hin - vor allem recherchiere ich vorher ein paar Stunden oder Tage (und weise meine Quellen dann nach!) und übernehme nicht wahllos ein paar Informationen aus dem Netz.
Von solchen Autoren hat es immer noch zu wenig hier, da stimme ich Dir freudig zu! Aber Du stimmst mir hoffentlich auch zu, dass dies erfreulich oft nicht nur für Fachwissenschaftler zutrifft. Die Wikipedia mobilisiert eben nicht nur das dumpfe Geschreibe, sondern die Liebe zur Sache, bei allem, und die setzt manchmal (sic, "manchmal" genügt mir schon!) ungeahnte positive Kräfte freisetzt. Mir ist ein inhaltlich kenntnisreicher, formal ungenügender Artikel über ein Thema, von dem ich nichts verstehe, fast ebenso wichtig wie ein rundum guter Artikel: Ich habe nämlich eine Chance, ihn zu verbessern.
Soviel zum Thema Elite.
Die Frage ist doch, wie lang man bereit ist, sich das anzutun und anzusehen: Andauernd reverten geht nicht. Spätestens dann nicht, wenn man Admin ist: Dann geht nämlich sofort das Geschreie von wegen Admin-Willkür los. Und ewige Diskussionen führen, nur weil es Leute gibt, die auf ihrem unwissenschaftlichen oder persönlichen Standpunkt beharren, das kostet einfach nur Zeit und Nerven. Ich möchte Artikel _schreiben_ und nicht gegen die Unbelehrbarkeit ankämpfen.
Das bleibt Dir unbenommen. Siehe unten zum Stichwort "Arbeitsteilung" und "Gründerzeitsyndrom".
Ich gebe zu, daß das mein Fehler ist: Ich eben kein Sozialarbeiter, sondern ein neugieriger und wissenschaftlich interessierter Mensch. Vermutlich bin ich im falschen Projekt, wenn mir die wissenschaftliche und fachliche Qualität eines Artikels wichtiger ist, als endlose Metadiskussionen darum, ob ein vollkommen veraltetes Buch zum Thema nun als Quelle taugt oder nicht? Oder ob es Person XY zuzumuten ist, ihr klar zu sagen, daß es sich bei ihrer Meinung schlicht um Quatsch oder WP-untaugliches Zeug handelt?
Schon einmal etwas von Arbeitsteilung gehört? Es gibt hier ein Syndrom, das heisst: "Warum-muss-ich-immer-alles-selber-machen?" Es äussert sich vor allem bei jenen, die schon lange dabei sind und ist, meine ich, eine typische Gründerzeit-Mentalität. Für heroische Einzelaktionen ist die Wikipedia inzwischen zu gross, die kuscheligen Zeiten, in denen das Handvoll Power User die Dinge unter sich ausmachten, sind vorbei und kommen nicht wieder. Damit scheinen einige Mühe zu haben.
Dazu gehört auch die ewige, ermüdende (sic) Klage darüber, dass als richtig erkannte Massnahmen nicht konsequent umgesetzt würden. Zum einen stimmt es nicht (siehe Löschdiskussion etc.), zum andern ist es einfach unrealistisch zu glauben, das sei eine Sache von Tagen oder Wochen.
Ich unterschätze nicht das Erschöpfende der immer gleichen Grundsatzdiskussionen, das ständige Aufwärmen von bereits diskutierten Fragen. Da gibt es nur eine Lösung: Holt mehr Leute an Bord (die Zuwahl künftiger Admins wäre hier ein Schlüssel: merkwürdigerweise hat niemand auf meine Bemerkung dazu reagiert), die das mittragen, und bildet bessere Netzwerke, die das umsetzen. Allerdings kommt man nicht zu solchen Leuten mit Kassandrarufen und der ständigen Drohung, den Krempel hinzuschmeissen oder einen Fork loszureissen.
Im Grunde schreibe ich Artikel eh' nur, damit _ich_ das später nachlesen kann. Und weil ich das selbst geschrieben habe, weiß ich wenigstens, wieweit ich der Qualität des Artikels vertrauen kann ;)
Das ist mal eine ehrliche Beschreibung der Steckenpferdreiterei: "Ich schreibe nur, damit ich mich auch - qualitätsvoll - lesen kann ;-) . Aber auch das hat Platz und ist zudem ein Lustfaktor: sich nur verzehren im Dienste der Sache ist auf die Dauer ermüdend. - Umso besser, wenn sich das private Steckenpferd zugleich mit einem Fachgebiet deckt.
Ich sage es nochmals: Das Potential der Wikipedia ist das real existierende Potential. Es ist nicht klein und lässt sich nicht kleinreden.
Mit bestem Gruss
Lullus